Die Tage der traditionellen Asset-Management-Modelle sind gezählt. Das zumindest schreibt Fiona Frick, Chefin der Firma Unigestion, exklusiv für finews.ch.

Von Fiona Frick, CEO Unigestion, Genf

Im aktuellen Umfeld hoher Aktienvolatilität und niedriger Zinsen ist es eine enorme Herausforderunge  geworden, mit traditionellen Asset-Klassen eine angemessene Rendite zu erzielen.

Obligationen dienten dabei bisher als Sicherheitsventil eines Multi-Asset-Portfolios. Doch sie bieten heute keinen Schutz mehr vor Kurseinbrüchen am Aktienmarkt. Die Korrelationen der Anlageklassen haben somit zugenommen. Viele von ihnen entwickeln sich gar im Gleichschritt, da sie von der gleichen Geldschwemme der Zentralbank mitgerissen werden.

Zudem häufen sich negative Marktereignisse. Sie sind die Folge der beschränkten Marktliquidität, der geringeren Zahl von Market-Makern und des verstärkten Einsatzes automatisierter Handelssysteme.

Theorie im Wandel

Früher war vieles einfacher. In den 1950er-Jahren gingen die moderne Portfoliotheorie und das Capital-Asset-Pricing-Modell (CAPM) davon aus, dass ein einfaches, aus 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Obligationen bestehendes Portfolio (das Tangential-Portfolio) die beste risikoadjustierte Performance erzielt.

Es sollte eine Rendite von rund 10 Prozent pro Jahr bei gleicher Volatilität erwirtschaften. Und genau das tat es auch mehr oder weniger von 1950 bis 2009.

In den 1990er-Jahren wurden jedoch neue Research-Ergebnisse verfügbar: Eugene Fama und Kenneth French aktualisierten die CAPM-Theorie, während Robert Haugen und Nardin Baker die Vorteile schwankungsarmer Anlagen aufzeigten.

Vorteile der Diversifikation

Der neue Erkenntnisstand führte dazu, dass Asset-Klassen in Untergruppen differenziert wurden. So segmentierte man Aktien in die Unterklassen Value, Small-Cap und Low-Volatility, Obligationen in Staatsanleihen, Investment Grade- und High-Yield-Papiere.

Im Jahr 2000 belegte David Swensen, Chief Investment Officer von Yale Endowment, die Vorteile der Diversifikation und Allokation auf Anlagen mit geringerer Liquidität. Die Ergebnisse dieses Ansatzes während der Technologieblase steigerten die Akzeptanz des Modells, das als Ausgangspunkt für die alternative Komponente institutioneller Portfolios gilt.

Risiken gebündelt

Auf Grund der verschwimmenden Grenzen zwischen traditionellen und alternativen Anlagen sind Aktien, Hedgefonds und Private Equity von ähnlichen Risikofaktoren betroffen. Darum wurde das Konzept der Diversifikation völlig neu definiert. Investiert wird heute weniger in verschiedene Asset-Klassen, sondern in unterschiedliche Risikofaktoren, von denen ebendiese Asset-Klassen beeinflusst werden.

Kerngedanke ist, Risiken zu bündeln und ihre Korrelation zu verstehen. Diversifiziert wird somit nicht nur durch Asset-Klassen, sondern auch durch Risiko-Exposures.

Vermögensverwalter tragen grössere Verantwortung

Früher beauftragten Investoren ihre Vermögensverwalter mit dem Management einer Asset-Klasse oder eines Segments in ihren Portfolios. Die Investoren bestimmten ihre Asset-Allokation selbst und schalteten nur in manchen Fällen einen Anlageberater ein.

Das läuft heute anders: Vermögensverwalter müssen sich jetzt noch mehr anstrengen, um die gewünschten Renditen für die Kunden zu erzielen. Es bedeutet zudem, dass sie zur Erreichung ihrer Ziele sehr eng mit Anlageberatern zusammenarbeiten müssen. Der Vermögensverwalter trägt dadurch eine noch grössere Verantwortung, da das Risikomanagement Bestandteil des Tagesgeschäfts ist.

Wir nutzen diese Chance, um die Anforderungen der Kunden, deren Sachzwänge und Herausforderungen besser zu analysieren, um mit ihnen Anlagelösungen ausarbeiten zu können. Das verstehen wir unter Co-Creation.

Das neue Modell

Asset-Manager müssen heute ein ganzes Leistungsspektrum und innovative Lösungen anbieten, die passgenau auf die Anforderungen ihrer Kunden abgestimmt werden können.

Die Verwaltung eines Teils der Portfolios unserer Investoren ist an sich schon eine gewaltige Verantwortung. Doch unsere Mission geht darüber hinaus. Wir sehen uns selber als zuverlässigen und vertrauenswürdigen Partner unserer Kunden. Wir müssen ihnen in diesem schwierigen Umfeld helfen, ihre Ziele auf innovativen Wegen zu erreichen.

Mit dem Kunden arbeiten

Viele Unternehmen reden viel über Innovation, doch Innovation hat nur dann einen Nutzen, wenn ihr Ergebnis den Kunden zugute kommt. Für uns ist Innovation gleichbedeutend mit Co-Creation, also mit der gemeinsamen Entwicklung pragmatischer Lösungen.

Wir wollen nicht «für» unsere Investoren, sondern «mit» ihnen zusammen arbeiten. Nur im Rahmen einer fruchtbaren Kooperation können Innovationen dazu beitragen, die Anforderungen der Kunden zu erfüllen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.31%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.92%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.28%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.73%
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