Man sollte die Vermögens- und Nachlassplanung nicht als unliebsame Last betrachten, sondern eher als ein Privileg, findet Graf Francis von Seilern-Aspang in seinem neuen Essay für finews.ch.


Dieser Beitrag ist der letzte Teil der Serie «Eine Zukunftsvision für die Vermögensbetreuung». Eine Zusammenfassung aller Texte folgt in der nächsten Woche.


In «The Ballad of John and Yoko» singt John Lennon: «Last night the wife said: Oh Boy, when you’re dead you don’t take nothing with you but your soul, think!» Leider birgt dieser Satz etwas in sich, das viele Menschen ängstigt: das Bewusstsein, dass das eigene Leben vergänglich ist.

Das führt dazu, dass sich etliche Menschen lieber in der Vogel-Strauss-Politik üben, als sich mit der Zukunft nach dem eigenen Leben zu befassen. Denn über den Tod spricht man nicht gern; mit entsprechenden Folgen.

Wenn alles an Bedeutung verliert

Da arbeitet man ein Leben lang, verbringt Stunden im Unternehmen, geht finanzielle und persönliche Risiken ein, verzichtet auf Familien- und Freizeit. Stets im Bestreben, etwas aufbauen, erreichen oder weiterbringen zu wollen.

Und dann kommt der Tag, an dem das alles an Bedeutung verliert und man keine Wahl mehr hat. Und damit jener Tag, an dem die Zukunft dessen ungewiss wird, in das man so viel Zeit und Lebensenergie investiert hat; das man aufgebaut, erreicht und weitergebracht hat.

Unterschiedlichste Studien gelangen zum Ergebnis, dass viele Familienvermögen spätestens in der dritten Generation verloren gehen. Und dass etliche Familienunternehmen zerbrechen, weil die Nachfolge- und Nachlassplanung zu spät oder gar nicht angegangen worden ist.

Ein grosser Irrtum

Auch die Vergangenheit hält genügend Beispiele bereit die belegen, dass von Familiendynastien, die einst zu den reichsten und einflussreichsten Familien zählten, heute nicht mehr viel übrig ist.

Es ist ein grosser Irrtum, dem viele Menschen unterliegen: Vermögen oder vermögend zu sein allein ist nicht das Erstrebenswerte. Im Grunde genommen ist es bedeutungslos und genauso vergänglich wie der Besitzer selbst.

Zwei einfache Beispiele hierfür: Was nützt beispielsweise eine Kunstsammlung, die man zu Lebzeiten aufgebaut hat, wenn sie am Ende doch nur verstaubt, auseinander gerissen oder verscherbelt wird? Wofür soll sich der ganze Einsatz lohnen, wenn das Familienunternehmen schliesslich wegen Streitigkeiten doch zum Nichts zerfällt? Ist es nicht erst der Sinn, der sich mit Hilfe eines Vermögens stiften lässt, der das eigene Leben erfüllt und die Gewissheit bringt, dass sich all die Energie und Arbeit lohnt?

Verstaubt die Kunstsammlung?

Warum also nicht dafür sorgen, dass die beispielhaft genannte Kunstsammlung professionell weitergeführt und beispielsweise auch für die Öffentlichkeit zugänglich wird? Warum nicht zu Lebzeiten dafür Sorge tragen, dass die Weiterführung des Familienunternehmens (und damit auch der Frieden in der Familie) gesichert bleibt?

Warum nicht in die Zukunft blicken und vorkehren, dass Enkelkinder und mitunter auch weitere Generationen Zugang zur besten Ausbildung haben, wenn es denn deren eigenen finanziellen Mittel nicht zulassen sollten? Warum nicht anderen helfen, die sich in einer misslichen Situation befinden – in der man sich unter Umständen auch selbst einmal befunden hat – und aus der sie ohne fremde Hilfe kaum einen Ausweg finden werden?

Nachhaltigen Nutzen stiften

Die Möglichkeiten, bereits mit einem kleinen Teil des eigenen Vermögens einen nachhaltigen Nutzen zu stiften, sind vielfältig. Und führen mitunter dazu, dass ein Stück von einem selbst den eigenen Tod überdauern wird.

Vielleicht sollte man damit beginnen, die Vermögens- und Nachlassplanung weniger als unliebsame Last und eher als ein Privileg zu betrachten. Ein Privileg, sich überhaupt Gedanken zur Zukunft machen und sie gestalten zu können.

Zwischen Konsum und Sparsamkeit

Die Gedanken müssen sich nicht um die simple Frage drehen: «Wem geb ich was, und wer erhält nichts?», sondern können zig Möglichkeiten ausloten. Was will ich mit einem bestimmten Vermögen(santeil) in der Zukunft erreichen? Wen oder was könnte ich damit unterstützen und fördern? Wo könnte ich damit unter Umständen sogar zum Positiven herausfordern?

Wie will ich meine Kinder auf das materielle Erbe vorbereitet wissen? Und wie kann ich die Werte, die mir wichtig sind, weitergeben? Werte wie Familientraditionen, unternehmerisches Denken, Verantwortungsbewusstsein oder auch das Bewusstsein für ein ausgewogenes Verhältnis von Konsum und Sparsamkeit?

Klare Visionen und Vorgaben

Vermögen, das langfristig Bestand haben und einen bestimmten Zweck erfüllen soll, braucht ein solides Fundament. Und dieses Fundament baut sich aus vielen Einzelelementen auf: aus klaren Visionen und Vorgaben, nachvollziehbaren Werten, schriftlich festgehaltenen Vereinbarungen, einer offenen und aktiven Kommunikation, der Integration von bestimmten Familienmitgliedern oder der Vermögensorganisation über passende Rechtsinstrumente wie die Stiftung und der Trust – um ein paar davon zu nennen.

Eine solche Vermögens- und Nachlassplanung hat nichts mit überschäumendem Idealismus oder Was-wäre-wenn-Träumerei zu tun. Sie ist der Garant dafür, dass all der Einsatz zu Lebzeiten auch danach gewürdigt und respektiert wird. Dass es funktioniert, belegen zig Beispiele aus der Praxis.

Vor Verlust schützen

In der Wealth Preservation steht die Frage im Zentrum, wie materielle und immaterielle Vermögenswerte – mit denen Traditionen, Werte und Kompetenzen verbunden werden – langfristig Bestand haben und sinngemäss eingesetzt und weitergegeben werden können.

Das Ziel dabei ist, einen bestimmten Vermögensteil vor Verlust zu schützen, damit mit ihm langfristig ausgerichtete Zwecke erfüllt werden können. In der logischen Konsequenz führt die Wealth Preservation zu einem langfristigen und mitunter mehrere Generationen überdauernden Wealth Management.

Von Generation zu Generation

Ja, der Mensch ist vergänglich. Aber das durch ihn erschaffene Vermögen kann viele Zeiten überdauern, von Generation zu Generation weitergegeben werden und Positives bewirken – in der Familie, im persönlichen Umfeld und in weiteren Kreisen. Damit kommt man der Unsterblichkeit schon ziemlich nahe.

Oder um mit den Worten von Bertolt Brecht zu schliessen: «Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.»


Graf Francis von Seilern-Aspang ist geschäftsführender Verwaltungsrat von Industrie- und Finanzkontor sowie Mitglied des Verwaltungsrates von Gepolitical Information Service und Seilern Investment Management, London.

Der Industrie- und Finanzkontor, gegründet 1948, ist ein unabhängiges, liechtensteinisches Treuhandunternehmen mit internationaler Ausrichtung und beschäftigt rund 50 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist spezialisiert auf den langfristigen und generationenübergreifenden Vermögenserhalt (Wealth Preservation), insbesondere von Familien und Unternehmern. Die Wurzeln liegen im Hause Liechtenstein.

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