Die Medien kämpfen mit den grossen Internetkonzernen um Leser und Werbeumsätze. Die Energieunternehmen haben kein Rezept gegen die tiefen Strompreise aus der Produktion von Sonnen- und Windenergiekraftwerken und sitzen auf kapitalintensiven Produktionsquellen wie Wasser- und Atomkraft (in Deutschland beispielsweise auch Kohlekraft), die nicht mehr konkurrenzfähig sind.

Die zweite Parallele ist die offensichtlichste: die Krise. In allen Branchen wird restrukturiert, werden Milliarden abgeschrieben, Geschäftsfelder abgestossen oder aufgegeben. Wobei die Medien und das Printgeschäft einen mehrjährigen Vorsprung haben – sie wurden vom digitalen Wandel als erste erfasst.

«Der Intermediär wird verdrängt und versinkt in Bedeutungslosigkeit»

Die Bedrohung hat bei allen drei Branchen den gleichen Namen: Disintermediation. Der Begriff ist eng an technologische Innovationen geknüpft, mit deren Einsatz und dem richtigen Geschäftsmodell es gelingt, Wertschöpfungsketten aufzubrechen: Der Intermediär, der zuvor eine Dienstleistung zwischen zwei Akteuren vermittelt hat, wird verdrängt und versinkt in Bedeutungslosigkeit.

Im Banking könnten dies Technologien wie die Blockchain auslösen oder branchenfremde Anbieter aus der Cloud, die ins Kredit- oder Abwicklungsgeschäft einsteigen. IT-Riesen wie Google oder Apple haben den Schritt ins Finanzgeschäft bereits getan.

Im traditionellen Mediengeschäft ist die Disintermediation längst Fakt: Facebook ist inzwischen der weltweit grösste Medienkonzern – ein Unternehmen indessen, dass keine eigenen Medieninhalte produziert.

Auch für die Energieriesen liegt angesichts des Booms der erneuerbaren Energien die wahre Gefahr in der Disintermediation: Hocheffiziente Mikro-Sonnen- oder -Windkraft-Werke könnten die etablierten Produzenten mit ihren Grossanlagen wenn nicht überflüssig machen, so doch degradieren. Mittels digitaler Vernetzung und Steuerung entstünden intelligente und dezentrale Netzwerke, welche die zentralen Strom- und Verteilernetze ablösen.

«Zunächst ist da das Stadium der Verleugnung und Verdrängung»

Interessant sind auch die Parallelen, wie sich Unternehmen und Manager in den drei Branchen angesichts der davon schwimmenden Felle verhalten. Zunächst ist da das Stadium der Verleugnung und Verdrängung.

Beispielhaft die beiden Lenker der Grossbanken UBS und Credit Suisse, Oswald Grübel und Brady Dougan, in den ersten Jahren nach der Finanzkrise von 2008 und 2009. Obwohl offensichtlich war, dass nach dieser heftigen Zäsur die Zeiten des Hochrisiko-Banking vorbei sein würden, schienen sie den neuen Realitäten nicht ins Auge sehen zu wollen und hielten an kapitalintensiven Investmentbank-Aktivitäten fest.

Und was den digitalen Wandel betrifft, ist es insbesondere die Private-Banking-Branche, die fest daran glaubt, dass Kunden- und Anlageberatung nie durch digitale Instrumente ersetzt werden können. Inzwischen entwickelt sich die virtuelle Wealth-Manager-Industrie unaufhaltsam weiter.

In grossen Medienunternehmen wie Ringier, Tamedia oder Axel Springer brauchten die Manager und Redaktionen fast ein Jahrzehnt, bis sie die disruptive Kraft des Internets für ihr angestammtes Zeitungsgeschäft anerkannten.

Und noch vor wenigen Jahren haben die Schweizer Stromkonzerne Axpo, Alpiq und BKW den Teufel einer drohenden Stromlücke an die Wand gemalt und ein neues Atomkraftwerk gefordert. Heute ist die Stromproduktion aus Kernmeilern zu teuer.

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