Das zweite Stadium ist jenes der Erkenntnis der harten und zuweilen brutalen Realität – und der Hilflosigkeit. In diesem Stadium wird der Staat zur Hilfe gerufen – oder er muss zur Hilfe schreiten. Die UBS musste mit öffentlichen Geldern gerettet werden, in den USA durften Banken ihre Schrottpapiere abgeben und mussten dafür Staatshilfe annehmen. In Deutschland oder Grossbritannien wurden Grossinstitute wie die Commerzbank oder die Royal Bank of Scotland verstaatlicht.

«Das zweite Stadium: Hilflosigkeit und der Ruf nach dem Staat»

Aktuell zeigt sich der Impuls nach Staatshilfe auch in der Strombranche. Für Aufsehen hat vergangene Woche der Konzern Alpiq gesorgt, der für eine staatliche Auffanggesellschaft für unprofitable Atomkraftwerke lobbyiert. Die Parallelen zu den Grossbanken haben die PR-Strategen selber gezogen: Wie UBS und Credit Suisse seien Stromkonzerne wie Alpiq «too big to fail» und müssten darum gestützt werden.

«Too big to fail» ist im Prinzip auch die vierte Gewalt im Staat, die Medien mit ihrer Rolle als Aufklärer und Korrektiv. Darum liegt auch immer das Wort «Staatshilfe» in der Luft, wenn über die Zeitungskrise diskutiert wird.

Die Verlage selber verlangen angesichts übermächtiger Internetkonkurrenz staatliche Intervention. Derzeit wird in der EU über eine «Google-Steuer» diskutiert, um die publizistischen Leistungen der Verlage schützen.

Interessant ist auch die aktuelle Auseinandersetzung um das Werbevermarktungs-Joint-Venture mit Ringier, der SRG und Swisscom. Hier schliesst sich ein Privatunternehmen mit zwei staatlich kontrollierten Unternehmen zusammen, um der Konkurrenz von Google und Facebook Paroli bieten zu können.

Nun stecken die betroffenen Banken, Verlage und Energiekonzerne angesichts der Stürme, denen sie ausgesetzt sind, nicht einfach den Kopf in den Sand – sie nehmen, in der Mehrheit, die notwendige Transformation in die Hand – das vierte Stadium.

«Es gilt mit dem Alten zu brechen und das Neue zu riskieren»

Parallelen gibt es auch hier: Banken, wie auch Energie- und Medienkonzerne bilden Legacy-Einheiten, «Bad Banks» für Aktivitäten, die abgewickelt oder abgestossen werden. Banken haben so in den vergangenen Jahren ihre Bilanzen um hunderte von Milliarden verkleinert.

Der deutsche Energieriese E.on spaltet sein Gas- und Kohleaktivitäten ab. Alpiq ist gerade daran, seine Wasserkraft-Werke zu versilbern. Ein ähnliches Muster bei den Medien: Der Ringier-Verlag hat sein Printgeschäft in ein Joint-Venture eingebracht. Der deutsche Axel-Springer-Konzern hat bereits vor drei Jahren sein «nicht strategisches» Zeitungs- und Zeitschriftengeschäft verkauft, um sich Mittel und Kapazitäten für den digitalen Ausbau seiner Geschäftsfelder zu verschaffen, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen.

In einem Transformationsprozess bedeutet Abbau gleichzeitigen Aufbau. Und hier sind die Herausforderungen wiederum sehr ähnlich. Denn es gilt, mit allem Alten zu brechen und das Neue zu riskieren oder wie Bob Dylan einst sang: «You better start swimming or you sink like a stone».


Peter Hody ist stellvertretender Chefredaktor von finews.ch. Er übte in den vergangenen Jahren diverse Führungspositionen bei Wirtschafts- und Finanzmedien aus, u.a. bei «CASH» und bei «Stocks». Zuvor schrieb er aus Zürich für die Associated Press und berichtete als Korrespondent aus dem Bundeshaus für RTL/ProSieben. Er ist Historiker und absolvierte an der Hamburg Media School einen MBA in Medien-Management.

 

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