Der Anleihenhändler Bondpartners hat letztes Jahr der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange den Rücken gekehrt. Im Interview übt CEO Christian Plomb harsche Kritik an den hohen Kosten für eine solche Kotierung.

Das Interview stammt von der Partnerwebsite schweizeraktien.net.

Monsieur Plomb, Bondpartners ist bekannt als Händler für Unternehmensanleihen und Aktien von ausserbörslich gehandelten Firmen. Womit verdienen Sie genau Ihr Geld?

Der Bond-Handel ist unser Hauptgeschäft. Zwischen 85 und 90 Prozent der Erträge erzielen wir in diesem Bereich. Der ausserbörsliche Aktienhandel mit Helvetica trägt nur 5 Prozent zu unseren Einnahmen bei. Für die Öffentlichkeit und insbesondere für die Medien ist Helvetica jedoch viel interessanter. Der Handel mit den Nebenwerten ist daher Marketing für uns.

Im Bond-Handel sind die Grossbanken, internationale und auch nationale Institute tätig. Wie können Sie gegenüber dieser Konkurrenz überhaupt bestehen?

Die grossen Adressen sind auch unsere Kunden. Wir kennen den Markt für Unternehmensanleihen sehr gut. Weil dieser Markt vorwiegend ausserbörslich abläuft, sind unsere guten Kontakte im In- Ausland sehr wichtig.

Oftmals können wir für unsere Kunden daher bessere Konditionen herausholen. Oder wir stellen Kurse in Papieren, für die es in manchen Marktphasen gar keine Preise gibt. Das können die Händler von grossen Banken teilweise gar nicht, da ihnen aufgrund ihrer Vorschriften hier die Hände gebunden sind. Wir sind und bleiben aber eine Boutique.

Wie stark greift die von Ihnen erwähnte Regulierung in Ihr Geschäft ein? Wird es den Bondhandel eines Tages in dieser Form nicht mehr geben?

Die Regulation hat schon einen gewissen Einfluss auf den Markt. Allerdings muss ich sagen, dass ein unregulierter Markt wie der Bondhandel besser funktioniert als ein regulierter Markt. Sicherlich werden die verstärkten Vorschriften einen Einfluss auf unser Geschäft haben. Allerdings werden diese den Markt nicht komplett verändern. Sonst wäre gar kein Bondhandel mehr möglich.

«Als Boutique können wir uns solche Fehler gar nicht erlauben»

Bondpartners beschäftigt übrigens schon heute zwei Drittel der 32 Mitarbeiter in der Administration. Dies ist für uns sehr wichtig, denn wir haben den Anspruch, alle Geschäfte transparent und korrekt abzuwickeln. Dies tun wir nicht etwa wegen der Regulierung, sondern weil wir es unseren Kunden schuldig sind.

Denn sollte es einmal zu einem Fehler kommen, verlieren wir nicht nur Geld, sondern den Kunden möglicherweise für immer. Als Boutique können wir uns solche Fehler gar nicht erlauben.

Sie haben 2015 die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange verlassen. Ihre Aktien werden seither ausserbörslich gehandelt. Sind Sie als Familiengesellschaft überhaupt noch an einem breiteren Aktionariat interessiert?

Wir haben die SIX verlassen, weil die Kosten für die Kotierung in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen standen. Über das Listing auf OTC-X stellen wir einen ordnungsgemässen Handel sicher. Wir hätten die Aktien auch über Helvetica handeln können, wollten dies aber aus Gründen der Compliance nicht.

Kleinere Aktionäre kaufen unseren Titel, weil sie die hohen Reserven in unserer Bilanz erkennen und auch mit weiteren Ausschüttungen rechnen. Grössere Aktionäre sehen ebenfalls die hohe Substanz unserer Gesellschaft.

«Unsere Aktie zieht Value-Investoren an»

Denn unsere Aktie notiert deutlich unter dem Buchwert. Dies zieht natürlich Value-Investoren an, die auch auf einem Verkauf der Firma hoffen.

Gibt es denn Verkaufsabsichten?

Bondpartners war in den vergangenen zwanzig Jahren immer wieder ein Übernahmeziel. Da wir ein Familienunternehmen sind, kommt das für uns nicht in Frage. In einem grösseren Verbund könnten wir auch unsere Vorteile als Nischenplayer nicht mehr ausspielen.

Wenn wir uns mit einem anderen Unternehmen zusammenschliessen würden, dann müsste Bondpartners also in der heutigen Form weiter existieren können. Ein solches Szenario sehen wir zurzeit aber nicht.

Wo sehen Sie Wachstumsmöglichkeiten?

Es gibt hier verschiedene Richtungen, in die wir uns entwickeln könnten. Als Familienunternehmen funktionieren wir ein Stück weit wie ein Family Office. Wir könnten unsere Dienstleistungen in diesem Bereich als Plattform für unabhängige Portfoliomanager noch stärker vermarkten.

Es wäre auch denkbar, dass wir selbst in den Bereich Portfolio-Management expandieren. Dazu sind wir aber noch nicht bereit. Eine andere Möglichkeit wäre es, als Outsourcing-Partner für Anbieter im Bereich der 2. Säule tätig zu werden. Dabei würde es sich allerdings rein um die Ausführungen handeln.

Neben dem regulatorischen Risiko gibt es noch die Digitalisierung. Bringt diese den Bondhandel nicht unter Druck oder macht Ihre Tätigkeit ganz überflüssig?

Sicherlich werden die elektronischen Plattformen den Markt verändern respektive haben den Markt auch schon verändert. Wir haben Zugang zu einer grossen Anzahl an elektronischen Plattformen. Diese sind aber keine Konkurrenz für uns.

«Unser Geschäft wird nie zu 100 Prozent elektronisch funktionieren»

Sie bringen uns auch Kunden, denn oftmals fehlt diesen Plattformen das Netzwerk zu wichtigen Kunden. Zudem ist nicht jede Bank an jede Plattform angebunden. Weiterhin sind wir unabhängig, da wir selbst keine Plattform betreiben.

Wenn aber der gesamte Handel eines Tages über elektronische Plattformen laufen sollte, wird Ihre Dienstleistung überflüssig.

Unser Geschäft wird nie zu 100 Prozent elektronisch funktionieren. Wir sind in einer Nische tätig, wo die Händler Erfahrung brauchen und eine Menge Know-how haben. Sie müssen genau wissen, welcher Kunde Interesse an einer Position haben könnte, die gerade auf dem Markt ist.

Diese Erfahrung und Marktnähe ist es, wofür unser Kunde bezahlt. Dies lässt sich elektronisch nicht abbilden. Allerdings sind Chatrooms schon ein Problem, weil der Austausch über diese Chatrooms nicht mehr so persönlich ist wie ein Anruf per Telefon.

Wie verlief der Start ins laufende Geschäftsjahr, und welche Erwartungen haben Sie?

Die schwache Performance an den Aktienmärkten insbesondere im Januar sowie die Stärke des Schweizer Franken im Februar und März hatten einen negativen Einfluss auf die Positionen, die wir im Eigenbestand halten.

«Wir sollten das erste Semester des Jahres mit besseren Zahlen abschliessen können»

Hingegen entwickelten sich die Handelsaktivitäten in einem gesunden Tempo mit höheren Margen, während sich die Volatilität und die Illiquidität an den Bondmärkten fortsetzten. Nach der alarmierenden Korrektur an den Aktienmärkten zu Jahresbeginn, ist es seit kurzem zu einer Erholung gekommen, die uns später helfen sollte. Zwischenzeitlich ist das Nettoergebnis besser als in der Vorjahresperiode, und wir sollten das erste Semester des Jahres mit besseren Zahlen abschliessen.

Vorausgesetzt, dass die Kurse der Eigenbestände und der Währungen stabil bleiben oder sogar etwas anziehen. Auf Grund der zahlreichen Ungewissheiten ist eine Vorhersage für das Gesamtjahr sehr schwierig.


Christian Plomb ist CEO und Verwaltungsrats-Delegierter der Bondpartners in Lausanne. Die Familie Plomb verfügt mit den 50’000 Namenaktien zu nominal 10 Franken über die Stimmrechtsmehrheit, während die Inhaberaktien zu nominal 100 Franken im Publikum gestreut sind und ausserbörslich auf OTC-X gehandelt werden. Die Inhaberaktionäre müssen sich somit voll mit der Strategie der Eigentümerfamilie identifizieren können.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.96%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.38%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.69%
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