Die Schweiz zählt zu den weltweit führenden Finanzplätzen. Bezüglich Frauen in der Chefetage schneidet der Standort aber  schlechter ab als Nigeria. Auch, weil hiesige Bankerinnen gut rechnen können.

Für einen Finanzplatz, der vor einigen Jahren noch die Ambition hatte, sich zur weltweiten Nummer eins aufzuschwingen, ist die Statistik niederschmetternd: Wie das Beratungsunternehmen Oliver Wyman in einer grossangelegten Studie feststellte, arbeiten nur in Südkorea und Japan noch weniger Frauen in Top-Positionen bei Finanzinstituten als in der Schweiz.

Mexiko, Nigeria, Kolumbien – selbst Schwellenländer schneiden diesbezüglich besser ab (siehe Grafik unten). Und die rivalisierenden Top-Finanzplätze USA, Grossbritannien und Singapur sowieso. Der asiatische Stadtstaat kann gar eine Frauenquote von 25 Prozent auf der Teppichetage seiner Finanzfirmen vorweisen.

Ohne Dynamik

Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt von 16 Prozent und fünfmal besser als die Schweizer-Quote von 5 Prozent.

«Die grössten Schweizer Finanzunternehmen zählen zu den Instituten, die im internationalen Vergleich bei den Geschäftsleitungen ohne Dynamik am unteren Ende feststecken, während Länder wie Grossbritannien, die USA, Polen, Italien, die Niederlande und Österreich zu den Aufsteigern zählen», analysiert Oliver Wyman.

FrauenTab 500

Wildi allein auf weiter Flur

Laut den Beratern bleiben in der Schweiz besonderes viele junge Finanzfrauen im unteren und mittleren Kader «stecken». Durch diesen «Schlamm», wie ihn die Studie beschreibt, waten nur ganz wenige, wie ein Blick auf das Swiss Banking beweist. Als einzige weibliche CEO amtieren dort heute nur Fiona Frick vom Genfer Asset Manager Unigestion und Marianne Wildi, Chefin der «Hypi» Lenzburg.

Dahinter verbergen sich altbekannte Gründe: Ein kurzer Mutterschafts- und fehlender Vaterschaftsurlaub, wenig steuerliche Unterstützung für Eltern und hohe Kosten in der Kinderbetreuung machen es Frauen in der Schweiz schwer, Familie und Karriere zu vereinbaren, zählt Oliver Wyman auf.

Ebenfalls wittern die Berater das Patriarchat: «Traditionelle Rollenbilder sind nach wie vor in vielen Köpfen verankert und sehen für Frauen eher die Mutterrolle als eine ambitionierte Karriere vor.»

Kosten-Nutzen-Rechnung

Doch das ist nicht alles. Aus der Studie geht ebenfalls hervor, dass in der Schweiz weniger als die Hälfte der befragten Frauen in der Finanzbranche aktiv eine Führungsposition anstrebt. Im internationalen Vergleich sind es hingegen fast zwei Drittel.

Dies nicht zuletzt, weil Schweizer Finanzfrauen offenbar gut rechnen können.

Die Kosten einer Karriere bei der Bank oder einer Versicherung, so die Studie, überwiegen häufig den erwarteten Nutzen. «Unsere Befragung zeigt, dass die halbherzige Unterstützung von Familien, wenig flexible Arbeitszeiten sowie intransparente Beförderungsprozesse und Gehaltsstrukturen die Bereiche sind, in denen die Leistungen der Finanzunternehmen als Arbeitgeber hinter den Erwartungen zurückbleiben», stellt Oliver Wyman fest.

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