Die Schweizer Zollfreilager stehen im Ruch, die hiesigen Banken als Versteck für undeklarierte Güter abzulösen. Das setzt die Branche unter Zugzwang. Ein Genfer Anbieter kontert überraschend.

Der «Panama Papers»-Skandal war nicht nur für die Schweizer Grossbanken reichlich unangenehm. Mit den Enthüllungen rund um panamesische Firmenkonstrukte wurde hierzulande auch eine Branche ins Rampenlicht gezerrt, die sich bisher diskret im Schatten des Swiss Banking gehalten hat – und neuerdings einen regelrechten Boom erlebt.

Die Rede ist von den Zollfreilagern, die in der Schweiz typischerweise von den Kantonen geführt werden. Dort eingelagerte Güter können jahrelang steuerfrei gehalten und gehandelt werden. Eine Abgabe wird erst fällig, wenn sie die Jurisdiktion verlassen. Das macht die Zollfreilager nach der Durchlöcherung des Bankgeheimnisses zu einer der letzten Schweizer Bastionen, wo die absolute Privatsphäre noch gilt.

Karibik-Inseln des Kunsthandels

Oder, wie es die Zeitung «New York Times» schon im Jahr 2012 weniger freundlich ausdrückte: Die Zollfreilager sind die Karibik-Inseln des Kunsthandels.

Diese Sicht der Zollfreilager, die in der Schweiz vom Staat als öffentliche Einrichtung durch dick und dünn verteidigt werden, bestätigten einmal mehr den Tenor der Panama Papers.

Letzten April brachten diese Enthüllungen ein auf 25 Millionen Dollar geschätztes Modigliani-Bild zum Vorschein, das hinter den Panzertüren eines Genfer Zollfreilagers vor sich hindämmerte – und offenbar eine finstere Herkunft hat. Es soll nämlich einem jüdischen Kunsthändler von den Nazis geraubt worden und dann auf verschlungen Pfaden nach Genf gelangt sein.

Negativ-Image wird zuviel

Die Zollfreilager als Hort für Raubkunst, gestohlene Antiken und Vermögen unklarer Herkunft: Das Negativ-Image wird nun selbst den Betreibern der Institutionen zuviel. Wie das Nachrichten-Portal «Swissinfo» berichtete, startet der am Genfer Flughafen angesiedelte Geneva Free Port eine Kampagne gegen den Missbrauch der Verschwiegenheit.

Zollfreilager-Präsident David Hiler will künftig besonders sensiblen Objekten in seinen Safes mit Hightech auf den Grund gehen.

So lässt Hiler antike Kunstgegenstände routinemässig von externen Spezialisten überprüfen. Ausserdem verlangt der Geneva Free Port nun, dass die wirklichen Eigentümer der eingelagerten Güter sich zu erkennen geben müssen – mit vorgeschobenen Firmenmänteln gibt sich Hiler nicht mehr zufrieden.

Bis zum Jahresende will er gar ein biometrisches System installieren, mit dem sich der Weg der eingelagerten Güter intern verfolgen lässt.

Mehr Kontrolle – zu wenig Zöllner

Offen ist dabei, ob sich der Zollfreilager-Präsident damit nicht ins eigene Fleisch schneidet. Die Reaktion der Schweizer Behörden auf mögliche Rechtsrisiken in den Zollfreilagern war bisher nämlich eher lax.

Obwohl das Finanzministerium (EFD) den Wert der in hiesigen Zollfreilagern deponierten Güter 2014 auf rund 100 Milliarden Franken schätzt, geht es der Herkunft dieser Schätze nicht radikal genug auf den Grund.

Seit 2014 gelten zwar auch in den Zollfreilagern verschärfte Vorschriften, etwa bezüglich Geldwäscherei. Aber weiterhin akzeptieren die Behörden Firmenmäntel als Eigentümer – und kontern Rufe nach mehr Aufsicht mit dem Hinweis auf den eigenen Personalmangel.

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