Selbst wenn nicht alles so heiss gegessen wie gekocht wird – falls Donald Trump als gewählter US-Präsident seinen Worten Taten folgen lasse, drohe den Börsen eine Talfahrt, schreibt Marco Bargel auf finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen renommierte Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Dabei äussern sie ihre eigene Meinung. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. finews.first läuft in Zusammenarbeit mit der Genfer Bank Pictet & Cie. Die Auswahl und Verantwortung der Beiträge liegt jedoch bei finews.ch.


Nun steht es endgültig fest: Die Demokratin Hillary Clinton wird bei den US-Präsidentschaftswahlen Anfang November gegen den republikanischen Kandidaten Donald Trump antreten.

Die Möglichkeit, dass Trump bei der Wahl gewinnt, ist nicht zu unterschätzen. Lange Zeit hatte Clinton bei den Umfrageergebnissen einen Vorsprung vor Trump. Nicht nur, dass dieser Vorsprung immer kleiner wurde, am aktuellen Rand hat der Immobilienmogul mehr als nur Boden gut gemacht.

Die «Los Angeles Times» sieht ihn in ihrer Umfrage von Ende Juli sogar mit 47 Prozent zu 40,4 Prozent vorne. Was wäre, wenn Trump obsiegen würde, die Reaktion an der Wall Street?

«Allein dieser Punkt aus dem Programm Trumps birgt für die Börse reichlich Zündstoff»

Der Immobilienmogul hat durch markige Sprüche im Vorwahlkampf auf sich aufmerksam gemacht und seine republikanischen Mitbewerber teils wüst beschimpft. Oberstes Credo für ihn, der sich auch gerne als «Stimme des kleinen Mannes» bezeichnet, ist «America first».

Nach seiner Ansicht werden die USA im Allgemeinen und die US-Bürger im Speziellen in vielen Fällen benachteiligt. Dies müsse korrigiert werden. Beispielsweise sollen angeblich unfaire Handelsabkommen wie das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) mit Kanada und Mexiko oder die Transpazifische Partnerschaft (TPP) neuverhandelt werden.

Selbst die über die Welthandelsorganisation (WTO) geschlossenen Verträge sollen auf den Prüfstand. Allein dieser Punkt aus dem Programm Trumps birgt für die Börse reichlich Zündstoff.

«Die Firmenlenker dürften dann geplante Investitionen zunächst zurückstellen»

Die Aussicht, dass jemand ins Weisse Haus einzieht, der wahrscheinlich gegen den freien Handel vorgehen will, sollte viele Investoren verunsichern. Ausgehend von der Wall Street dürfte es bei einem Wahlerfolg Trumps zumindest vorübergehend zu deutlichen Kursrückgängen kommen.

Denn die mögliche Wiedereinführung von Zollschranken würde die Umsatz- und Gewinnentwicklung der international operierenden Unternehmen belasten. Die Firmenlenker dürften dann geplante Investitionen zunächst zurückstellen. Die Weltwirtschaft sollte bei einer Umsetzung darunter leiden.

«Unsicherheit ist Gift für die Märkte»

Allein schon die Sorge, dass Trump seinen Sprüchen auch Taten folgen lassen könnte, würde die Börsen daher rund um den Globus auf Talfahrt schicken. Auch wenn alle wissen, dass nichts so heiss gegessen wie gekocht wird: Unsicherheit ist Gift für die Märkte.


Der 50-jährige Marco Bargel hat in Freiburg im Breisgau Volkswirtschaft studiert und dort promoviert. Bevor er 2004 als Chefvolkswirt zur Postbank wechselte, arbeitete er in gleicher Funktion für die Depfa Deutsche Pfandbriefbank in Frankfurt.


Bisherige Texte von: Rudi Bogni, Adriano B. Lucatelli, Peter Kurer, Oliver Berger, Rolf Banz, Samuel Gerber, Werner Vogt, Walter Wittmann, Alfred Mettler, Peter Hody, Robert Holzach, Thorsten Polleit, Craig Murray, David Zollinger, Arthur Bolliger, Beat Kappeler, Chris Rowe, Stefan Gerlach, Marc Lussy, Samuel Gerber, Nuno Fernandes, Thomas Fedier, Claude Baumann, Beat Wittmann, Richard Egger, Maurice Pedergnana, Didier Saint-Georges und Dieter Ruloff.

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