Stephan Heitz von Axa Investment Managers schreibt neu eine Kolumne für finews.ch. In seinem ersten Beitrag beschreibt er die Auswirkungen der Beben in der EU auf die Schweiz.

Stephan Heitz ist ‹Head of Continental Europe & Nordics› bei Axa Investment Managers. Er schreibt neu eine monatliche Kolumne für finews.ch.

Der überraschende Ausgang des EU-Referendums in Grossbritannien und die anstehenden Austrittsverhandlungen werden vermutlich nicht ohne Auswirkungen auf die Schweiz bleiben. Dabei dürfte die Unsicherheit während der zweijährigen Verhandlungsdauer die Investitionstätigkeit in Grossbritannien deutlich belasten.

Gleichzeitig wird die britische Bevölkerung mit einer zumindest kurzfristig steigenden Arbeitslosigkeit und einen Inflationsschub auf Grund des stark abgewerteten Pfund konfrontiert werden.

Hohes Risiko einer Rezession

Vor diesem Hintergrund erwarten die Analysten bei Axa Investment Managers einen deutlichen Rückgang der wirtschaftlichen Dynamik im Vereinigten Königreich. Im nächsten Jahr dürfte das Wachstum darum nur leicht oberhalb der Null-Prozent-Marke liegen – verbunden mit dem hohen Risiko einer Rezession.

Unter diesen Prämissen wird dies auch Auswirkungen auf die Schweiz haben. Ein Blick in die Statistik zeigt denn auch, dass die Schweiz im Jahr 2015 Exporte im Wert von insgesamt 13,1 Milliarden Franken nach Grossbritannien ausführte; dem standen Importe im Wert von 31 Milliarden Franken gegenüber. In diesem Wert enthalten sind allerdings auch Edelmetall-Einfuhren, die sicherlich eine Eigenkonjunktur besitzen.

Britische Konkurrenz wird Druck machen

Ohne Edelmetalle betrugen die Importe aus Grossbritannien 6,6 Milliarden Franken, mit einem ohne diese Edelmetalle gerechneten Aussenhandels-Überschuss von entsprechend 6,5 Milliarden Franken ist Grossbritannien die Nummer sechs unter den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz. Eine Nachfrageschwäche in Grossbritannien bliebe daher nicht ohne Auswirkung auf unser Land.

Das Pfund hat sich seit dem Jahresende 2015 um mehr als 10 Prozent gegenüber dem Franken abgewertet; gerade in Branchen, in denen beide Nationen traditionell stark sind, zum Beispiel im Pharmabereich, werden Schweizer Unternehmen die britische Konkurrenz und deren erhöhte Wettbewerbsfähigkeit zu spüren bekommen.

Probleme seit langem bekannt

Auch in der EU ausserhalb Grossbritanniens ziehen dunkle Wolken am Horizont auf: Die aussenpolitischen Probleme an den EU-Aussengrenzen, «Stichwort Türkei», und die von einer Lösung weit entfernte Flüchtlingskrise, sowie die sich in tragischer Form manifestierende terroristische Bedrohung bringen nahezu alle EU-Regierungen unter Druck nationalistisch-populistischer Bewegungen und Parteien.

Dies geschieht zu einer Zeit, in der eine enge Kooperation innerhalb der EU notwendig wäre, um endlich die Probleme des Bankensektors und der Staatsschulden-Krise in den Griff zu bekommen. Derzeit sind die Stresstest-Ergebnisse der EU-Bankenaufsicht noch nicht vollständig analysiert; die Probleme gerade im italienischen Bankensektor sind allerdings seit langem bekannt.

Weitere Krisen-Diskussion erwartet

Dem italienischen Referendum zur Verfassungsreform der Beziehungen zwischen Senat und Parlament im Oktober kommt in dieser Gemengelage eine gestiegene Bedeutung zu. Sollte das Referendum sich zu einem Votum gegen die Regierung von Matteo Renzi entwickeln, wird sicherlich die dringend notwendige Strukturreform des italienischen Bankensektors erneut behindert werden.

Im November wiederum steht mit der nächsten Tranche von ausstehenden Zahlungen Griechenlands eine neue Belebung der Staatsschulden- und Euro-Krisendiskussion bevor.

Spannender Herbst für die SNB

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht bereit, dem mit einer Ausweitung der Anleihen-Kaufprogramme entgegenzuwirken. An die Draghi-Worte «whatever it takes» sei in diesem Zusammenhang ebenfalls erinnert.

Vor diesem Hintergrund wird auch auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein spannender Herbst zukommen – allein schon, wenn sie eine weitere Aufwertung des Franken gegenüber dem Euro verhindern will.


Stephan Heitz 192Stephan Heitz ist seit Januar 2009 bei Axa Investment Managers tätig. Er startete als Head of Axa IM Northern Europe mit Verantwortung für Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Luxemburg und die Niederlande. Im Jahr 2014 wurde die geographische Verantwortung um die Länder Italien, Spanien und die Nordics ausgeweitet und die Region in ‹Continental Europe & Nordics› umbenannt.

Zuvor war er ab 2001 für die Swiss Life Asset Management in Zürich tätig, zuerst als Director, dann als Managing Director und CEO. Von 1993 bis 2001 arbeitete er bei der ABN Amro Bank. Er startete seine Karriere 1989 beim Schweizerischen Bankverein (heute UBS).

Heitz absolvierte ein Studium an der Universität Fribourg und schloss in Volks- und Betriebswirtschaftslehre ab. Er ist Certified Fund Officer und absolvierte das Advanced Management Program (AMP) an der Harvard Business School.

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