Die potenziellen Gewinner der Niedrigzinsära

So gravierend die Folgen der globalen Niedrigszinspolitik in vielen Bereichen auch sein mögen, es gelingt dank ihr umgekehrt aber auch Chancen zu eröffnen. Fraglich ist jedoch, ob diese wirklich den Erwartungen der Zentralbanken oder den Wünschen der Finanzexperten entsprechen.

Chancen für die Schweizer Wirtschaft

Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft hängen unter anderem von der weiteren Entwicklung des Franken ab: Um Export und Tourismus für den internationalen Wettbewerb zu stärken, wäre eine – wenn auch mässige – Abwertung des Franken durchaus wünschenswert. Thomas Jordan, Präsident der Schweizer Nationalbank, steuert mit seinen Deviseninterventionen genau darauf zu. Der Kurs ist aktuell auf einem relativ stabilen Niveau, trotz des Brexit-Entscheids – eine gänzliche Entspannung der Lage ist durch die gesamteuropäischen Verwicklungen kaum zu erwarten.

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Sind Chinas Zeiten auf der wirtschaftlichen Überholspur wirklich schon vorbei? Investitionen in beiden Richtungen scheinen immer noch möglich. (Bild: Fotolia)

Immerhin scheint sich der starke Franken kaum auf die Investitionsbereitschaft aus dem Ausland auszuwirken. Neben der politischen und wirtschaftlichen Transparenz trägt eben auch das regulatorische Wirken der SNB ihren Teil dazu bei, die Attraktivität der Schweiz für ausländische Investoren aufrechtzuerhalten. Umgekehrt sehen viele Unternehmen ihrerseits im Ausland die Chance auf eine Steigerung der Profitabilität und grössere Wettbewerbsvorteile. Zwei nicht ganz eindeutige Fälle sind in dieser Hinsicht China und Grossbritannien:

  • Die asiatische Wirtschaftsmacht hat zwar zuletzt durch sinkende Wachstumsprognosen für ebenfalls geringere Erwartungen gesorgt, dennoch ist die chinesische Regierung weiterhin sehr auf die Stabilität seiner Wirtschaft bedacht. Langfristig wird daher eine Öffnung bislang staatlich gelenkter Wirtschaftszweige nicht auszuschliessen sein, was die Chancen für Investoren erleichtern könnte. Gleichzeitig besteht von chinesischer Seite nach wie vor Know-How-Nachholbedarf, der eben aus dem Ausland gedeckt wird.
  • Obschon die Schockwellen direkt im Anschluss an den Brexit-Entscheid recht hoch geschlagen sind, stehen die Chancen nicht zum Schlechtesten, dass sich das Verhältnis zu den Briten normalisieren könnte. Die bis anhin zu beobachtenden Schwankungen auf den Devisen- und Finanzmärkten sind in Anbetracht der wirtschaftlichen Abhängigkeiten in dieser Form womöglich nur eine Momentaufnahme.

Günstiger ins Eigenheim?

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Wer den Kauf oder den Bau der eigenen vier Wände anstrebt, gehört nach wie vor zu den Gewinnern der Niedrigzinsära. (Bild: Fotolia)

Im privaten Bereich versprechen die niedrigen Zinssätze weiterhin mehr als günstige Voraussetzungen für den Bau oder Kauf eines Eigenheims. Genaue Vorhersagen zur weiteren Zinsentwicklung sind aufgrund der Vielzahl der Variablen zwar kaum zu treffen, die Zeichen deuten aber eher in Richtung einer gewissen Stabilität der Zinsentwicklung – auch in den kommenden Jahren. Das schliesst Veränderungen natürlich keineswegs aus und es sind exakt diese Veränderungen, wegen denen nicht allein die Kunden, sondern auch die Banken von niedrigen Hypothekenzinsen profitieren können:

  • Beispiel Libor-Hypotheken. Die sind bedingt durch ihre kurze Laufzeit ohnehin noch einmal günstiger als langfristige Hypotheken. Üblich sind Vertragsbindungen von drei Jahren, denkbar sind aber auch Zeiträume von bis zu sechs Jahren. Der besondere Vorzug dieser Hypotheken sind die meist besseren Konditionen, die sich einerseits aus der regelmässigen Zinsberechnung in festen Tranchen und andererseits aus dem seit Jahren anhaltend niedrigen Zinsniveau ergeben.
    So war es Besitzern von Libor-Hypotheken in den letzten Jahren möglich, mit Hilfe dreimonatiger Tranchen einen Hypothekarzinssatz von knapp einem Prozent zu erhalten.
  • Beispiel Gegenwette: Das Angebot mancher Bank erlaubt einen ähnlich niedrigen Hypothekarzins allerdings auch für langfristige Festhypotheken. Dahinter steckt aber nicht vorab ein Ausdruck besonderer Kundenfreundlichkeit – die Banken betreiben auf diese Weise eine nicht ganz ungefährliche Absicherung.
    Die Gefahr besteht zum einen darin, dass bei steigenden Zinsen ein nicht unerheblicher Verlust droht, wenn die Zinssätze auf einem deutlich niedrigeren Niveau festgeschrieben sind; worauf die Banken sich jedoch mit diesem Vorgehen tatsächlich einstellen, ist eine weitere Verschärfung der Negativzinsen. Die erlauben bei ihrem derzeitigen Stand zwar noch eine positive Marge, sollten die Zinssätze jedoch noch weiter fallen, könnte auch die verloren gehen.

Steuern zahlen leicht gemacht

Vorausdenken ist auch beim Thema Steuern zahlen angesagt. Den Anreiz dafür schaffen die Steuerämter selbst: Sie stellen für Zahlungen der voraussichtlich für das Jahr geschuldeten Steuern einen steuerfreien Vergütungszins in Aussicht – und zwar oftmals über Marktniveau. Das hat jedoch zwei Nachteile:

  • Die Vergütungszinsen bringen die Steuerzahler zwar tatsächlich dazu, ihre Abgaben im Voraus zu leisten. Allerdings sind diese Zahlungen bisweilen in missbräuchlicher Weise zu hoch – aus den Ämtern werden somit gewissermassen Banken.
  • So verführerisch die Aussicht auf Zinsen über Marktniveau sein mag: Die Erwartungen von Seiten der Steuerzahler sollten trotzdem nicht allzu hoch fliegen. Im günstigsten Fall kann mit einem Zinssatz von zwei Prozent gerechnet werden, im Durchschnitt liegt er jedoch deutlich tiefer. Noch dazu lässt sich in den letzten Jahren ein merklicher Abwärtstrend feststellen. Das Geschäft mit der frühzeitigen Steuerzahlung ist daher wohl eines mit begrenztem Mehrwert. Andererseits lohnt zu langes Warten ganz sicher auch nicht: Die Verzugszinsen sind im selben Zeitraum nämlich angestiegen.
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.25%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.93%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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