Es wird immer weniger attraktiv, in der Schweizer Bankbranche zu arbeiten. Ein Drittel aller Beschäftigten würde nicht mehr in die Finanzwelt einsteigen. Und 40 Prozent raten auch Schul- oder Studienabgängern ab, bei einer Bank zu arbeiten.

Der Grund dafür sind die vielen Compliance- und Rechtsfragen, die heute im Vordergrund stehen und das eigentliche Bankgeschäft mit den Kunden verdrängen. Zudem sinken die Löhne und Boni rasant.

Dies sind Erkenntnisse aus der 5. Online-Befragung über die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche. Die repräsentative Erhebung bei 430 Personen führten das Branchenportal finews.ch und die Schweizer Kommunikationsagentur Communicators durch.

Ernüchterung dominiert

Die Zahlen sind ernüchternd: Knapp die Hälfte (48,3 Prozent) der Beschäftigten in der Schweizer Finanzbranche stuft die Berufsaussichten noch bestenfalls als «mittelmässig» ein, und fast ein Fünftel (18,8 Prozent) hält sie für «schlecht».

Entsprechend raten 43,7 Prozent der Befragten einem Schul- oder Studienabgänger von einem Einstieg in die Finanzbranche heute ab. Erstaunlicherweise waren es vor Jahresfrist erst knapp 30 Prozent gewesen. Selber würden heute knapp ein Drittel aller Leute, die in der Branche tätig sind, nicht mehr diesen Einstieg wählen, weil rechtliche, administrative und technische Prioritäten das eigentliche Banking zusehends in den Hintergrund drängen.

Networking-Fähigkeiten gefragt

Auf Grund der Ergebnisse vermuten 45,7 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass der Prestigewert der «Finanzberufe» in den nächsten fünf Jahren sinken (36,7 Prozent) oder sogar drastisch (9,1 Prozent) sinken wird. Diese Werte haben sich gegenüber dem Vorjahr (insgesamt 38,8 Prozent) markant erhöht. Die Entwicklung hat vor allem mit dem vielschichtigen Wandel in der Branche zu tun.

Wer es trotzdem noch wagt ins Bankgewerbe einzusteigen, sollte gemäss Umfrage auf folgende Fähigkeiten Wert legen: spezialisiertes Fachwissen (nannten 63,3 Prozent der Befragten), Networking-Fähigkeiten (62,1 Prozent) sowie permanente Weiterbildung (54,9 Prozent). Praktisch unbedeutend ist die militärische Offiziersausbildung (4 Prozent), und erstaunlicherweise sind auch Social-Media-Kompetenzen (30,2 Prozent) weniger gefragt.

Die attraktivsten Geschäftsfelder

Die grössten Karrierechancen bieten sich gemäss Erhebung in den Rechtsabteilungen (Legal & Compliance), wie 76,1 Prozent der Umfrageteilnehmer erklärten, gefolgt von der IT (62,8 Prozent), wo es allerdings die jüngsten Entwicklungen im Bereich Fintech zu berücksichtigen gilt, die tatsächlich gewisse neue Möglichkeiten bieten. Von den wertschöpfenden Bankbereichen sind es das Geschäft mit Alternativen Anlagen (Hedgefonds, Private Equity), bei denen 35,8 Prozent der Befragten grössere Karrierechancen wittern, sowie im Asset Management (35,4 Prozent).

Umgekehrt verlieren die rückwärtigen Bereiche (Backoffice, Abwicklung) weiter an Bedeutung (dies sagten 67,2 Prozent der Befragten) sowie das Investmentbanking (63,7 Prozent). Beides sind Sparten, die heutzutage ausserhalb der Schweiz günstiger zu betreiben sind. Aber auch im Kleinkunden-Geschäft (Retailbanking) bieten sich in den nächsten fünf Jahren weniger Chancen, wie 47,2 Prozent der Befragten erklärten.

Wer erhielt einen Bonus?

Wie aus der Erhebung weiter hervorgeht, erhielten 29,1 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr einen unveränderten Bonus; 17,7 (im Vorjahr 14,8) Prozent erhielten keine entsprechende Vergütung, während 29,3 (im Vorjahr 21,3) Prozent einen tieferen Bonus erhielten.

Es zeigt sich damit, dass die Tendenz klar rückläufig ist – dies bestätigen auch 72,6 Prozent der Befragten. In rund 40 Prozent der Fälle machte der Bonus 10 bis 25 Prozent des Jahres-Fixlohnes aus.

Insgesamt prognostizieren heute 56,3 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass es in fünf Jahren weniger Stellen geben wird; 20,5 Prozent erwarten sogar drastisch weniger Jobs. Nur noch 2,6 Prozent der Umfrageteilnehmer erachten die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche als «sehr gut», für 30,4 Prozent sind sie noch «intakt» und für 48,3 Prozent «mittelmässig»; 18,8 Prozent (im Vorjahr erst 10,8) Prozent sind der Meinung, dass die Perspektiven «nicht empfehlenswert» sind.


An der Erhebung beteiligten sich 430 Personen, davon 89 Prozent Männer und 11 Prozent Frauen. Davon waren 19 Prozent zwischen 20 und 30 Jahre alt, 44 Prozent zwischen 30 und 45 Jahre alt, 33 Prozent zwischen 45 und 60 Jahre sowie 4 Prozent über 60 Jahre. 31 Prozent der Umfrageteilnehmer verfügen über einen Masterabschluss von einer Universität und ebenfalls 10 Prozent über einen Master einer Fachhochschule. Knapp 17 Prozent haben eine Eidg. Höhere Fachprüfung. Die Umfrage wird jährlich wiederholt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.87%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.32%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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