Neue Technologien und Produkte führen dazu, dass das Wissen in der Finanzbranche rasch veraltet. Wer erfolgreich sein und auch in Zukunft gut verdienen wolle, müsse sich laufend weiterzubilden, sagt Azek-CEO Giuseppe Benelli im Gespräch mit finews.ch.


Herr Benelli, als Finanzberater und Interimchef der Berufsbildungs-Organisation Azek verfolgen Sie die Trends auf dem Finanzplatz Schweiz hautnah. Wie schätzen Sie die Berufsaussichten in der Schweizer Finanzbranche ein?

Im heutigen Umfeld verschärfter Konkurrenz, steigender Kosten und anhaltend tiefer Zinsen sind die Unternehmen gefordert. Ich gehe davon aus, dass nicht alle Institute diese Herausforderung meistern werden und deren Anzahl weiter abnehmen wird.

Wie können sich die Banken dagegen schützen?

Mit der Einführung neuer Technologien und zunehmend komplexer Finanzinstrumente gewinnt das persönliche Know-how zusätzlich an Bedeutung. Gut qualifizierte Fachleute sind in diesem Umfeld gefragt und für die Banken ein wichtiger Erfolgsfaktor. Darum werden solche Mitarbeiter auch künftig sehr gute Chancen auf eine Stelle haben.

Die kürzliche Umfrage von finews.ch fiel recht skeptisch aus: Nur ein Drittel der 430 Teilnehmer stufen die Aussichten in der Finanzbranche noch als gut ein. Sie raten Schul- und Studienabgängern sogar vor einem Einstieg ab. Wie erklären Sie sich diesen Pessimismus?

Viele Finanzinstitute mussten in letzter Zeit ihre Kosten markant senken, meist verbunden mit einem Stellenabbau. Der ganze Finanzsektor befindet sich in einer Phase der Konsolidierung. Selbst renommierte Häuser und ein Teil ihrer Arbeitsplätze sind im Rahmen von Zusammenschlüssen von der Bildfläche verschwunden.

«Das Image der Banken als begehrteste Arbeitgeber leidet darunter»

Dass manche Banken in Finanzskandalen eine aktive Rolle gespielt haben, hat dem Ruf der Branche ebenfalls nachhaltig geschadet. Das Image der Banken als begehrteste Arbeitgeber leidet darunter.

Trotz dieser negativen Faktoren bleibt die Finanzbranche aber ein wichtiger Teil der Wirtschaft und wird auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Wohlstands in der Schweiz leisten.

Viele Bankleute sind frustriert angesichts der unaufhaltsam wachsenden Regulation, die das eigentliche Bankgeschäft und den Umgang mit Kunden erschwert. Können Sie das nachvollziehen?

Ja, denn jede Regel zum Schutz des Kunden bedeutet für den Kundenberater zusätzlichen administrativen Aufwand und eine Beschneidung seiner Handlungsfreiheit.

«Wer erfolgreich sein will, kommt nicht darum herum, sich ständig weiterzubilden»

Ich glaube, es ist wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Regulierung zum Schutz der Kunden und Eigenverantwortung sowohl auf Seiten der Kunden als auch der Kundenberater zu haben. Der Kunde soll vom Gesetz geschützt werden, aber auch die Verantwortung für sein eigenes Tun übernehmen.

Die Anforderungen im Finanzbereich steigen. Zunehmend gefragt sind spezielle Kenntnisse und entsprechende Ausbildungen – 55 Prozent der Umfrageteilnehmer sind überzeugt, dass lebenslange Weiterbildung erfolgsbestimmend ist. Ist das in der Praxis machbar?

Eine gute Ausbildung und Qualifikation sind das A & O für Finanzfachleute, zumal die Dynamik durch die Einführung neuer Technologien und Produkte sehr hoch geworden ist und dazu führt, dass das Wissen rasch veraltet. Wer erfolgreich sein will, kommt nicht darum herum, sich ständig weiterzubilden.

Dies haben wir bei der Azek schon früh umzusetzen begonnen. Seit bald zehn Jahren bieten wir mit dem Azek-Campus unseren Absolventen Weiterbildungs-Seminare zu aktuellen Finanzmarkt-Themen.

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