Schweizer Banker arbeiteten offenbar Hand in Hand mit den Drahtziehern des malaysischen Skandal-Fonds 1MDB. Dies zeigt der Blick in das Schuldeingeständnis eines ehemaligen BSI-Kundenberaters.

Der Prozess gegen den mittlerweile entlassenen Banker der Banca della Svizzera Italiana (BSI), Yeo Jiawei, führt so einiges zutage. So zählte er zu den bestbezahlten Bankern innerhalb der Tessiner Privatbank, führte einen pompösen Lebensstil, finanziert mit Kickbacks von Geschäften mit dem malaysischen Staatsfonds 1MDB.

Auch sein rüdes Verhalten gegenüber Kollegen, als er in das Umfeld von Jho Low, dem Drahtzieher im 1MDB-Skandal, geriet und seine Versuche, dieselben Kollegen zum Schweigen zu bringen, als die Untersuchungsbehörden gegen Yeo zu ermitteln begannen, sorgten in den vergangenen Tagen für enorme Schlagzeilen.

Bekannt ist nun auch, dass das BSI-Management in laxer Manier über verbotene Deals wie jene von Yeo Jiawei hinwegschaute.

Schweizer Banken spielten mit

Was bislang nicht in die Öffentlichkeit drang, ist das verworrene Netzwerk von Schweizer Banken, die dem Vernehmen nach die bevorzugten Dienstleister von Jho Low waren und ihm angeblich halfen, die Millionen aus dem 1MDB-Fonds abzusaugen.

Das Schuldbekenntnis von Yak Yew Chee, dem ehemaligen Boss von Yeo Jiawei, legt offen, wie zuverlässig der Service der Schweizer Banken war. Dies geht aus den Unterlagen der Strafverfolgungsbehörden hervor, veröffentlicht durch das asiatische Newsportal «The Edge» (Artikel bezahlpflichtig).

Demnach haben in Singapur neben der BSI auch die seinerzeit in Zürich domizilierte Coutts International, die nun zur Union Bancaire Privée gehört, sowie der Rothschild Trust und die Falcon Private Bank mehrere Millionen an widerrechtlich abgezweigten Geldern aus dem 1MDB-Fonds verschoben.

Gelder gegenseitig zugeschoben

Die hierzulande bestens bekannten Geldhäuser fuhren ihre Fühler nach Singapur aus, um sich ihren Anteil am boomenden asiatischen Wealth-Management-Markt zu sichern.

In einem Fall liess Jho Low 153 Millionen Dollar von seinem BSI-Konto zu einem anderen BSI-Konto lautend auf seinen Vater transferieren. Dieser wiederum überwies denselben Betrag zurück an seinen Sohn. Davon schickte Jho Low 110 Millionen Dollar an ein Konto bei der Rothschild Trust in Zürich (siehe Grafik).

1MDB fund flows 500

Manipulativer Brief

Anstatt die Zulässigkeit dieser Geldtransfers zu hinterfragen, setzte Yak Yew Che noch einen drauf und verfasste einen Brief an Stefan Liniger, dem Leiter von Rothschild Trust, dass die Gelder von seinem Vater stammten, einem wohlhabenden Geschäftsmann aus Malaysia.

Dies war nicht nur gelogen und illegal, sondern widersprach auch den internen Regeln der BSI bezüglich Weitergabe von Kunden an Drittunternehmen.

Er schickte den Brief dem Rothschild Trust, «weil er die Gunst von Jho Low gewinnen wollte, der zu seinen wichtigsten Kunden gehörte», wie der Staatsanwalt von Singapur unlängst erklärte.

Schreiben an BNP Paribas in Genf

Rothschild enthielt sich eines Kommentars im Zusammenhang mit 1MDB gegenüber finews.ch, liess aber ausrichten, dass sie ein regelkonformes Geschäft betreibe. «Wir halten uns überall an die rechtlichen, regulatorischen und steuerlichen Regeln. Wir haben Prozesse und Prozeduren installiert, die die steuerliche Situation unserer Kunden regelt, und die Legitimität der Kundengelder sicherstellt», so Rothschild weiter.

Yak Yew Chee hat einen ähnlicheb Brief auch an Olivier Blanchet geschickt, dem Leiter für Schiffsfinanzierungen bei der Schweizer Niederlassung BNP Paribas in Genf. Es ist allerdings unklar, ob überhaupt und in welchem Ausmass die französische Grossbank mit Jho Low ins Geschäft gekommen ist.

Was ist mit dem ehemaligen Starbanker?

Derweil Yak Yew Chees Schuldeingeständnis viel über die Machenschaften bei der BSI mit anderen Banken offenbarte, ist bislang kaum etwas über die Rolle von Hanspeter Brunner an die Öffentlichkeit gedrungen.

Brunner, einer der bekanntesten Banker in Asien, zog sich abrupt als Leiter des Wealth Managements der BSI in Asien zurück, als die Untersuchungen gegen die Tessiner Privatbank hochkochten.

Gegen den ehemaligen Coutts-International-Banker, der 2009 mit einem ganzen Team im Schlepptau zur BSI wechselte, ermitteln sowohl Singapurer Instanzen als auch Schweizer Behörden, wo ein Enforcement-Verfahren läuft.

Falcon-Kadermann in Haft

Das Schicksal von Jens Sturzenegger, dem ehemaligen Leiter der Falcon Privat Bank in Singapur, steht ebenso in den Sternen. Sturzenegger wurde festgenommen, als die Monetary Authority of Singapore (MAS) Anfang Oktober 2016 der Falcon-Bank in Singapur die Lizenz entzogen hatte, wie auch finews.ch berichtete.

Das Urteil gegen Yeo Jiawei steht noch aus, und Jho Lows Aufenthaltsort ist unbekannt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.72%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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