Die vielen Bemühungen, den Asset-Management-Standort Schweiz zu stärken, haben bislang einen Faktor völlig ausser acht gelassen. Dabei ist er wohl der wichtigste.

Das Schweizer Asset Management soll sich von einer tragenden Säule der heimischen Finanzindustrie zum Exportschlager entwickeln. In der Folge würden sich in der Schweiz auch vermehrt neue Asset Manager ansiedeln und die Finanzexpertise weiter stärken.

Diese ist grob gesagt die Strategie der Asset-Management-Initiative, die bislang wenig fruchtete, wie auch finews.ch mehrmals berichtete. Der einzige Asset-Management-Boom, der bisher einsetzte, ist der anhaltende Trend zu passivem Investieren und günstigen Indexprodukten.

Zwei Schwächen

Es ist auffällig, dass in den diversen Strategiepapieren zum Asset-Management-Standort Schweiz ein wesentlicher und eigentlich hinlänglich bekannter Punkt zumeist fehlt: Das aktive Asset Management liefert nicht die gewünschte Performance – weil es zu teuer ist. Darum sollten die Akteure hierzulande unbedingt den Denkanstoss zur Kenntnis nehmen, den Bill McNabb (Bild unten), CEO des US-Vermögensverwalters Vanguard, kürzlich in seinem Blog geliefert hat.

Bill McNabb

«Hohe Kosten können mit der Grund sein, warum ein Fondsmanager unter der Benchmark bleibt, und sie sind die Hauptursache, warum aktives Management dem passiven hinterher hinkt», schreibt McNabb, dessen Firma einer der grössten Anbieterinnen von günstigen Indexprodukten und Exchange Traded Funds (ETF) ist.

Vier von fünf Fonds performen nicht

Die Zahlen, die Vanguard selber erhoben hat, sprechen für die erwähnte These. In zehn Jahren bis Ende 2015 entwickelten sich 82 Prozent aller aktiven Aktien- und 81 Prozent aller Anleihenfonds schlechter als ihr Benchmark oder wurden geschlossen. Derweil floss allein innerhalb der letzten drei Jahre über 1 Billion Dollar in Indexfonds.

Die durchschnittlichen Kosten für einen aktiv gemanagten Aktienfonds belaufen sich auf 1,14 Prozent des Anlagevolumens, bei Indexfonds auf 0,76 Prozent. Bei Anleihenfonds ist die Preisdifferenz noch grösser: 0,93 Prozent für aktives Management verglichen mit 0,43 Prozent für passive Indexfonds.

Überleben und erfolgreich sein

Dabei blendet diese Erhebung erst noch aus, dass es heutzutage auch möglich ist, einen ETF auf einen der bekannten Hauptindizes zu Kosten von weniger als 0,2 Prozent zu kaufen. Gleichzeitig ist es schwer, aktive Fondsmanager zu finden, die ihre Benchmark über einen längeren Zeitraum schlagen. Die hohen Kosten machen es für Fondsmanager umso schwerer, die Performance der konkurrenzierenden Indexprodukte zu übertreffen.

Daraus folgert McNabb: «Unsere Forschung und unsere Erfahrung zeigen, dass aktives Asset Management durchaus überleben und sogar erfolgreich sein kann. Vorausgesetzt, dass es viel günstiger angeboten wird.»

Schweiz könnte Vorreiterrolle einnehmen

Dieses Fazit aus der Feder eines Finanzexperten, der aufgrund seiner ETF in den vergangenen Jahren enorm erfolgreich war, sollte hiesigen Akteuren ein Denkanstoss sein. Denn: Günstigere Preise sind ein Haupttreiber der globalen Asset-Management-Branche. Und wenn die Schweiz mit tieferen Managementgebühren eine Vorreiterrolle einnehmen würde, wäre dies für die eingangs erwähnte Asset-Management-Initiative möglicherweise der Durchbruch.

Tatsächlich sind hohe Managementgebühren ein Dorn im Auge vieler Investoren, die entsprechend immer stärker auf günstigere passive Indexprodukte ausweichen. Nimmt man an, dass die Schweizer Pensionskassen die hierzulande verwalteten Gelder zu Kosten von 0,5 Prozent verwalten, geben sie dafür jährlich 4,5 bis 5 Milliarden Franken aus.

Ein wenig schmeichelhaftes Licht

Über die effektiven Profitmargen von Vermögensverwaltern ist wenig bekannt. Vergangenes Jahr warf die britische Financial Conduct Authority (FCA) in einer Untersuchung ein wenig schmeichelhaftes Licht auf die Branche. Die durchschnittlichen Gewinnmargen britischer Asset Manager seien in den Jahren nach der Finanzkrise auf Niveaus von annähernd 40 Prozent gestiegen.

Gleichzeitig würden die meisten der aktiven Fondsmanager ihre Benchmarks aber nicht schlagen, schrieb die FCA.

Fazit: Will der Schweizer Finanzplatz ein internationales Zentrum für Asset Management werden, darf unser Land nicht als Hochpreis-Insel gelten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.8%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.31%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    15.46%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    45.65%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.78%
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