Die Ernennung einer Frau in die Leitung der CS sorgte für Schlagzeilen. Wer sind die übrigen Frauen, die auf dem Finanzplatz etwas zu sagen haben?

Dieser Tage fand eine weitere Frau an die Spitze eines Schweizer Finanzinstituts: Marianne Wildi ist neu CEO der Hypothekarbank Lenzburg. Den Job hatte sie zuvor bereits ad interim inne gehabt; nun kam die definitive Bestätigung.

Über die Gründe, warum Frauen in den Chefetagen der Banken und Versicherungen ein Randdasein fristen, wurde schon viel geschrieben und philosophiert. Interessant ist indessen auch eine andere Frage: Welche Frauen haben es tatsächlich geschafft? Und wie weit geht heute ihr Einfluss?

Subjektiv, aber variantenreich

Recht bekannt sind die Wege der Unternehmerin Carolina Müller-Möhl oder der Finanzprofessorinnen Rajna Gibson und Sita Mazumder. Daneben scheint vor allem die Zurich-Gruppe ein guter Nährboden für Finanzfachfrauen zu sein: Neben den britischen Assekuranz-Profis Inga Beale (siehe unten) und Annette Court in der Konzernleitung sitzt dort im Verwaltungsrat auch die amerikanische Bankerin Susan Bies.

Bei der UBS wiederum amtet ausser Sally Bott (siehe unten) noch die Versicherungs- und Finanzspezialistin Ann Godbehere im Verwaltungsrat. Bei der Credit Suisse ist derweil Noreen Doyle im Verwaltungsrat vertreten. Und bei der Bank Vontobel nahm unlängst Ann-Kristin Achleitner im Aufsichtsgremium Platz.

Eine Auswahl

Nachstehend listet finews.ch jene zehn Frauen auf, die auf ganz unterschiedliche Weise dem Schweizer Finanzplatz neue Impulse geben könnten – in einer nicht abschliessenden und zwangsläufig eher subjektiven Auswahl.

 

PTGPamela Thomas-Graham

Funktion: Konzernleitungsmitglied der Credit Suisse

Einschätzung: Der Schritt war überfällig. Mit Pamela Thomas-Graham nimmt eine Frau in der Konzernleitung der grössten Schweizer Bank Einsitz. Und: Der Verantwortungsbereich der Amerikanerin ist beachtlich. Er umfasst weltweit das Personalwesen, die Unternehmenskommunikation, die Markenführung und die Werbung. Thomas-Graham hat keine rein finanztypische Karriere gemacht hat. Sie arbeitete unter anderem auch bei einem Modeunternehmen, im Beratungsgeschäft und im TV-Business. Ihre Ernennung ist aber ein wichtiges Zeichen für die Besetzung von Top-Positionen in der sonst männlich dominierten Finanzwelt.

Marianne_WildiMarianne Wildi

Funktion: CEO der Hypothekarbank Lenzburg

Einschätzung: Die Bank ist ihre Familie, wie sie selber sagt. Wildi arbeitet seit einem Vierteljahrhundert bei der aargauischen Regionalbank und hat vor kurzem den obersten operativen Chefposten übernommen. Die Hypothekarbank Lenzburg zählt zu den stabilsten Finanzhäusern in der Schweiz und hat auch die Krise überaus gut gemeistert. Mit der loyalen, bestens ausgebildeten Bankkauffrau Wildi hat das bodenständige Institut wohl eine ideale Nachfolgeregelung getroffen.

 

anne_marie_de_weckAnne-Marie de Weck

Funktion: Teilhaberin bei Lombard Odier & Cie, Präsidentin der Vereinigung Genfer Privatbankiers

Einschätzung: Sie hat noch nie viel Aufhebens um ihre Person gemacht, zählt aber zu den wichtigsten Protagonistinnen im Swiss Private Banking. Engagiert sich neben ihrer Tätigkeit neuerdings verstärkt in der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers, wo sie das Dossier Doppelbesteuerungsabkommen betreut und ein Bundesgesetz über die Amtshilfe in Steuersachen fordert, um die Essenz des Bankgeheimnisses besser schützen zu können.

 

Sally_BottSally Bott

Funktion: Verwaltungsrätin der UBS

Einschätzung: Die Amerikanerin wurde im Oktober 2008 in den Verwaltungsrat gewählt, wo sie eine enorm wichtige Funktion hat: Sie leitet den Personal- und Kompensationsausschuss. Bott ist also für die Neuanstellung der Top-Banker und deren Löhne massgeblich verantwortlich. Sie absolvierte den grössten Teil ihrer Karriere im Finanzdienstleistungssektor, namentlich bei Marsh & McLennan, Barclays und der Citigroup. Seit Anfang 2005 ist sie beim BP Mitglied der Konzernleitung.

 

Marina_Masoni_2Marina Masoni

Funktion: Leiterin der Wegelin-Niederlassung in Lugano

Einschätzung: Die ehemalige Regierungsrätin des Kantons Tessin stiess im Dezember 2007 zu Wegelin und übernahm im Frühjahr 2008 die Leitung der Filiale in Lugano. Der Aufbau des Wegelin-Geschäftes südlich der Alpen wurde zunächst vom Teilhaber Michele Moor von Lugano aus betrieben. Mit der Eröffnung einer zweiten Niederlassung in Locarno drängte sich eine Aufteilung der Führung auf. Die ehemalige Spitzenpolitikerin verfügt über ein Netzwerk, das in der unruhigen Zeit, welche der Finanzplatz Tessin nun durchmacht, wichtige Impulse liefert.

maechlerMonika Mächler

Funktion: Vizepräsidentin der Finma

Einschätzung: Die Juristin kommt aus der Versicherungsbranche und war lange beim Zurich-Konzern tätig, wo sie zuletzt Mitglied der erweiterten Konzernleitung war. 2007 und 2008 war sie Direktorin des Bundesamtes für Privatversicherungen. Seit der Gründung der Finanzmarktaufsicht respektive seit deren Geschäftsaufnahme 2009 amtet sie als Vizepräsidentin des Verwaltungsrats. In diesem Job bei der Finma dürfte sie in den nächsten Jahren auch versicherungsseitig höchst gefordert sein.

 

Sandra_LienhartSandra Lienhart

Funktion: Mitglied der Geschäftsleitung der Bank Coop und Mitglied der Konzernleitung der Basler Kantonalbank

Einschätzung: Sie zählt in der Branche zu den wenigen Frauen in operativen Top-Positionen. Lienhart startete ihre Berufskarriere im Kommerz-Bereich bei der Schweizerischen Kreditanstalt und arbeitete sich erfolgreich nach oben. Im Sommer 2004 wechselte sie zur Bank Coop, welche wiederum vom baselstädtischen Staatsinstitut übernommen wurde. In ihrer heutigen Position arbeitet sie für eine der dynamischsten Kantonalbanken und vertritt bei der Bank Coop ein Banking auf der Grundlage nachhaltiger Prinzipien.

 

Elisabeth_MeyerhansElisabeth Meyerhans Sarasin

Funktion: Generalsekretärin des Eidg. Finanzdepartements

Einschätzung: Die ehemalige NZZ-Journalistin wurde auf Antrag von Bundesrat Hans-Rudolf Merz in ihre heutige Position ernannt. Bis zu dieser Beförderung arbeitete Meyerhans Sarasin als Kommunikationschefin des EFD. Die promovierte Ökonomin arbeitete nach ihrer Zeit als Redaktorin auch bei der Bank Vontobel. Vor dem Hintergrund der fundamentalen Umwälzungen auf dem Schweizer Finanzplatz kommt ihr als eine der engsten Mitarbeiterinnen von Bundesrat Merz eine enorm wichtige Rolle zu.

 

Esther_ThomaEsther Thoma

Funktion: Leiterin «Strukturierte Produkte im Aktienbereich» bei der UBS

Einschätzung: Trotz vieler personeller Veränderungen in der Teppich-Etage der UBS im letzten Jahr schaffte es keine Frau dahin. In einem wichtigen Teilbereich des Konzerns hat jedoch eine Bankerin das Sagen. Esther Thoma leitet eine Abteilung, mit der die UBS nicht nur zu den Marktführern gehört, sondern auch während der Krise erfolgreich geschäftete. Für ihr Know-how und Können wurde sie im März 2009 in den Vorstand des Verbands für Strukturierte Produkte (SVSP) gewählt.

 

Inga_BealeInga Beale

Funktion: Mitglied der erweiterten Konzernleitung von Zurich Financial Services

Einschätzung: Die Britin machte in der Schweiz vor allem in den Jahren 2006 und 2007 von sich reden, als sie sich als CEO des Rückversicherungskonzerns Converium gegen einen Verkauf an den französischen Riesen SCOR wehrte und dabei auch Grossaktionär Martin Ebner die Stirn bot. Beale ist eine gestandene Versicherungsexpertin mit langer Erfahrung im Rückversicherungsgeschäft. Ihre gewinnende Art dürfte ihr auch in ihrer heutigen Position als Global Chief Underwriting Officer zugute kommen. Als Mitglied der erweiterten Konzernleitung bei der «Zürich» dürfte sie unter dem neuen CEO Martin Senn ebenfalls dazu beitragen, den Konzern weiterzubringen.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.2%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.97%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.43%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.65%
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