Mit seinen düsteren Prognosen war US-Ökonom Nouriel Roubini lange ein Medienliebling. Jetzt aber kommt der Prophet mit seinen Untergangsszenarien nicht mehr überall an.

Der Mann ist Kult. Nicht nur weil er ein partyfreudiger Mensch ist, sondern weil er in den letzten zwei Jahren sehr viel von der Finanzkrise vorweg nahm. Und mit seinen ungeschönten und direkten Statements zur aktuellen Lage verlieh er der ganzen Diskussion eine besondere Würze.

Konsequent suhlte sich Nouriel Roubini im Pessismus, witterte überall Blasen, warnte vor einer lang andauernden Rezession und dem drohenden Kollaps der US-Währung. Wie sich nun zeigt, mag der Mann in vielen Belangen recht gehabt haben, doch mitunter hat er sich auch getäuscht.

Falsche Prognosen

Noch im Frühling 2009 prophezeite er den USA eine lang anhaltende Rezession – eine klare Fehlprognose. Der Dollar? Hat sich vorerst einmal erholt. Kreditblasen? Bis jetzt keine neuen in Sicht. Die Banken? Wie sich zeigt, haben zahlreiche Finanzinstitute die Krise gut überstanden und manche sich in der Zwischenzeit erholt.

Die Schwellenländer sind nicht so stark eingebrochen, wie er es vermutet hatte. Sie wachsen mittlerweile wieder stark. Selbst UBS-Konzernchef Oswald Grübel stellte unlängst fest, dass der Begriff Entwicklungsländer für Staaten wie China, Brasilien und Indien eigentlich unzutreffend sei. Diese Länder besässen heute «unser» Geld und würden hervorragende Wachstumsperspektiven besitzen. «Vielleicht sind wir die Entwicklungsländer heutzutage», sagt Grübel mit einem Augenzwinkern.

Neue Befunde sind gefragt

Roubini ist seiner Schwarzmalerei durchaus treu geblieben ist und könnte vielleicht aber auch wieder Recht bekommen. Trotzdem sind seine Äusserungen heute wesentlich weniger gefragt als noch vor einem Jahr. Ganz einfach, weil die Öffentlichkeit auf Grund der jüngsten Entwicklungen neue Befunde, neue Antworten will. Immerhin: So kann sich der schillernde Ökonom auch am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos auf seine zweite grosse Leidenschaft, konzentrieren: aufs Abfeiern an den vielen illustren Partys.

Mit seinen Forderungen nach noch mehr Regulierung, insbesondere auch bei den Banken, bewegt sich Roubini auf einem schwierigen Boden. Denn inzwischen ist einiges bereits geschehen. Besonnene Leute erinnern vor diesem Hintergrund auch daran, dass die vielen Gesetze, die im Nachgang zum Enron-Kollaps und dem Platzen der Dot-Com-Blase in den USA eingeführt wurden, in ihrer Fülle im Endeffekt eher kontraproduktiv waren.

Wieder in Pole-Position?

Der Sarbanes-Oxley-Act etwa hat enorm viele Geschäft von der Wall Street nach London gespült. Und die Zähmung der grossen Banken, wie sie US-Präsident Barack Obama vorschwebt, könnte auch dazu führen, dass ein paar wenige Akteure übermässig reguliert werden, während andere Institute umso mehr Risiken und Gefahren aufbauen. Droht diese Gefahr, wäre der ewige Mahner Nouriel Roubini allerdings wieder in der Pole-Position.

 

 

 

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