Die unabhängigen Vermögensverwalter konnten zuletzt wieder Kunden gewinnen, sagt der Präsident ihres Verbands – dank ihrer Unabhängigkeit.

Herr Zuber, welche Ziele hat sich der Verband de Schweizer Vermögensverwalter für 2010 gesetzt?


Die kommenden Monate markieren einen einschneidenden Umbruch in der Entwicklung des schweizerischen Finanzplatzes. Angesichts der internationalen Regulierungsbestrebungen steht die schweizerische Selbstregulierung einmal mehr auf dem Prüfstand. Vieles hängt davon ab, wie die verschiedenen Branchenorganisationen die von der Finma definierten Mindeststandards zur Selbstregulierung in der unabhängigen Vermögensverwaltung in der Praxis umsetzen.

Diesbezüglich ist auch der VSV gefordert, unter Beweis zu stellen, dass die unabhängigen Vermögensverwalter durchaus in der Lage sind, Missbräuchen in der Branche wirksam vorzubeugen – und Verstösse entsprechend zu sanktionieren. Der Verband ist diesbezüglich gut positioniert.


«Mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig»

 


Allerdings muss es dem VSV gelingen, die Anliegen und Bedürfnisse seiner Mitglieder noch stärker in die Öffentlichkeit zu tragen – durch die thematische Besetzung wichtiger Fragestellungen, eine verstärkte Vernetzung sowie eine intensivierte Kommunikation.

Wie entwickelt sich die Mitarbeiterzahl der VSV-Mitglieder?  Wie entwickeln sich die Assets under Management?

Im Rahmen der Aufsichtstätigkeit werden vom VSV gewisse Angaben über die Mitglieder erfasst und überprüft, jedoch nur teilweise systematisch ausgewertet. Leider verfügt der VSV bezüglich Anzahl Mitarbeiter bzw. Assets under Management über keine fundierten Daten. Eine statistisch erhärtete Antwort aus Sicht des Verbandes ist darum momentan nicht möglich. Die entsprechenden Instrumente sind aber in Entwicklung. Anfang 2011 sollten entsprechende Analysen und Aussagen möglich sein.

«Allianzen werden an Bedeutung gewinnen»


Wie hat die Finanzkrise die Branche verändert?


Der internationale Vermögenszerfall führte auch bei den unabhängigen Vermögensverwaltern zu Einbussen bei den Vermögensverwaltungserträgen. Viele, gerade kleinere Unternehmen mussten sich auf eine schmalere Ertragslage ausrichten. Allerdings kam es in der Folge kaum zu Liquidationen. Angesichts des steigenden reglementarischen Drucks dürften die administrativen Kosten künftig eher noch zunehmen.

Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von Kooperationen und alternativen Geschäftsmodellen weiter steigen; mittels Allianzen lassen sich Prozesse bündeln, Kosten senken und Angebote verbessern. Dadurch kann der UVV wieder stärker auf die Bedürfnisse seiner immer anspruchsvolleren Klientel konzentrieren.


Vielfältige Ursachen für das Wachstum des VSV

Wie entwickelt sich die Mitgliederzahl des VSV?

Trotz Finanzkrise nahm die Zahl der VSV-Mitglieder weiter zu. Zählte der Verband 2008 noch 981 Mitglieder, so sind es mittlerweile deren 1'009. Dies entspricht einer Nettozunahme von 2.9 Prozent. Insbesondere erhöhte sich die Zahl der Aktivmitglieder von 832 im Vorjahr auf  872 (+40) per Ende 2009. Mit einer Zunahme von 27 Aktivmitgliedern verzeichnete die Deutschschweiz das höchste Nettowachstum. Die Romandie verbuchte einen Zuwachs von acht, das Tessin einen Anstieg von zwei Aktivmitgliedern. Insgesamt wurden 79 unabhängige Vermögensverwalter neu in den Verband aufgenommen, 37 traten aus dem Verband aus.

Bei den Verbandsaustritten dominierten die altersbedingten Geschäftsaufgaben. Eine wichtige Rolle spielten auch Firmenübernahmen und Fusionen. Vielfältig sind auch die Ursachen für das Mitgliederwachstum. Vermögenszerfall und Ertragsschwund führten zu Kostenreduktionen und gesteigerten Produktivitätsvorgaben bei den Banken. Der hohe Verkaufsdruck, der inzwischen auf vielen Bankberatern lastet, liess vermehrt auch Kaderleute den Sprung in die Selbständigkeit wahren.

Dies hat insbesondere in der Deutschschweiz zu einer Reihe von Neugründungen geführt. Der Umstand, dass gerade kleinere Finanzakteure vom Vertrauensverlust der Grossbanken profitierten, dürfte dieser Entwicklung zu zusätzlichem Auftrieb verholfen haben. Gerade ihre Unabhängigkeit verleiht den unabhängigen Vermögensverwaltern grosse Anziehungskraft – und hohe Glaubwürdigkeit.

Wie hat die Finanzkrise das Verhalten der Vermögensverwalter tangiert?

Die Krise hat sicherlich dazu geführt, dass die Vermögensverwalter bei der Wahl ihrer Anlagen noch vorsichtiger geworden sind – und die Risiken sorgfältiger prüfen. Auch der Bonität des Schuldners wird heute wieder grössere Bedeutung eingeräumt. Tendenziell werden einfachere und transparente Produkte bevorzugt.


«Skeptisch gegenüber Protokollpflicht
»

Begrüssen Sie die Tendenz Beratung/Verwaltung für den Berater und Verwalter stärker zu regulieren – wie in Deutschland mit Beratungsprotokollen, Rücktrittsrecht vom Wertpapiergeschäften oder Verlängerung der Verjährungsfrist für Falschberatung?

Der VSV stellt hohe Anforderungen an die Beratung durch seine Mitglieder und die Information der Kunden. Die entsprechenden Pflichten sind in den schweizerischen Standesregeln für die Ausübung der unabhängigen Vermögensverwaltung festgehalten. Die Einhaltung der Bestimmungen wird vom Verband überwacht und Verstösse werden sanktioniert.

Allerdings geht der VSV nicht soweit, seinen Mitgliedern beispielsweise das Führen von Beratungsprotokollen vorzuschreiben. Grundsätzlich liegt es im Eigeninteresse jedes unabhängigen Vermögensverwalters, seine Kunden richtig zu beraten, da die Zufriedenheit des Anlegers oft entscheidend für den wirtschaftlichen Fortbestand des Unternehmens ist.

Anlegerschutzbestrebungen müssen in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand stehen. Massnahmen ohne nachweislich positive Auswirkungen auf den Anlegerschutz erhöhen lediglich den administrativen Aufwand für den Vermögensverwalter und wirken auf die Kosten. Diese werden wiederum auf den Kunden überwälzt. Solches kann kaum im Interesse des Anlegers liegen. Deshalb steht der Verband etwa einer gesetzlichen Pflicht zur Erstellung eines Beratungsprotokolls eher skeptisch gegenüber.
«Zutritt zum EU-Markt ist ein Muss»

Sie möchten den Markt für Schweizer Vermögensverwalter in die EU ausdehnen. Wie sind die Perspektiven?

In Anbetracht des Einlenkens im Steuerstreit und der damit verbundenen Aushandlung neuer Doppelbesteuerungsabkommen sowie der Weiterführung der Personenfreizügigkeit dürfen Benachteiligungen beim Marktzutritt nicht mehr länger hingenommen werden.

Der Verband Schweizerischer Vermögensverwalter fordert darum vehement, dass den Schweizer Finanzdienstleistern die Erbringung grenzüberschreitender Dienstleistungen zu ermöglichen sei. Dies wird angesichts der Abschottung der internationalen Märkte allerdings nur sehr schwer zu erreichen sein.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.64%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.55%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.23%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.14%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.44%
pixel