Im Tumult um die Cheflöhne bei der Credit Suisse geriet auch Compenswiss ins Kreuzfeuer. Jetzt kommt der Ausgleichsfonds der AHV den Kritikern ein Stück weit entgegen.

Thomas Minder, Ständerat und Erfinder der sogenannten Abzockerinitiative, witterte «inakzeptables» Verhalten. Dass Compenswiss ihr Abstimmungsverhalten anlässlich der Generalversammlung der Credit Suisse (CS) nicht offenlegen wollte, mochte der Eigentümer des Mundwasser-Herstellers Trybol nicht schlucken.

Thomas Minders Drohung

Via den Schweizer «Tagesanzeiger» drohte Minder dem Ausgleichsfonds, der die Gelder der Vorsorgewerke AHV, IV und EO verwaltet: «Sollte Compenswiss im Fall der CS darauf beharren, so werde ich einen politischen Vorstoss lancieren, der den Verwaltungsrat in künftigen Jahren dazu zwingt, sein Abstimmungsverhalten offenzulegen.»

Die Kritik zeigt nun offensichtlich Wirkung. Wie Compenswiss auf ihrer Webseite vermeldete, hat der Verwaltungsrat letzte Woche beschlossen, den Versicherten der Fonds und der interessierten Öffentlichkeit einen «noch detaillierteren Einblick» ins Stimmverhalten zu geben. «Zu diesem Zweck wird ab 1. Juni 2017 das Stimmverhalten der Fonds für jede Gesellschaft einzeln nach der Generalversammlung auf der Internetseite veröffentlicht», wie es weiter hiess.

Front gegen die CS-Cheflöhne

Um die Unabhängigkeit der Fonds zu wahren, würden aber keine weiteren Begründungen abgegeben, ergänzte Compenswiss. Der Ausgleichsfonds ist nicht der auf die Abzockerinitiative zurückgehenden Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) unterstellt. Damit ist er auch nicht verpflichtet, seine Aktionärsrechte auszuüben.

Wie auch finews.ch berichtete, hatten vor allem der Vergütungsbericht der Schweizer Grossbank im Vorfeld die Gemüter der Aktionäre erregt; nachdem diverse Grossaktionäre gegen die Cheflöhne bei der CS opponiert hatten, sah sich das Institut gar zu Konzessionen veranlasst.

Compenswiss, die über Index-Investments ebenfalls CS-Aktien hält, hielt sich mit Voten zurück. Seit 2002 nimmt der Ausgleichsfonds nach eigenen Angaben die Stimmrechte für die gehaltenen Schweizer Aktien «systematisch» wahr.

Mehr Vergütungsberichte abgelehnt

Wie ein Blick auf den Auszug zeigt, hat Compenswiss in der GV-Saison 2017 bisher anteilsmässig leicht mehr Vergütungsberichte abgelehnt als im Jahr zuvor. Die Haltung des AHV-, IV- und EO-Fonds bestimmt der Stimmrechtsausschuss, bestehend aus dem Präsidenten Manuel Leuthold, der Vizepräsidentin Sandra Gisin und zwei öffentlich nicht genannten Mitgliedern.

Leuthold, der als Banker bei der UBS und der Genfer Banque Edmond de Rothschild führende Positionen inne hatte, präsidiert Compenswiss seit mehr als einem Jahr. Gegenüber finews.ch versprach er jüngst: «Wenn uns etwas nicht gefällt, werden wir bei Firmen aktiv.»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    25.98%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.72%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.4%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.49%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.41%
pixel