In den letzten zwei Jahren sind rund 300 Milliarden Franken an europäischen Kundengeldern aus der Schweiz abgeflossen. Der Trend geht weiter.

Es sind nicht nur steuerliche Überlegungen, welche viele Kunden veranlassen, ihr Offshore-Geld zu verlagern. Auch wirtschaftliche Engpässe durch die jüngste Finanzkrise haben zu diesem Schritt geführt. Auch deswegen sind die europäischen Offshore-Gelder allein in den letzten zwei Jahren massiv geschrumpft, wie Recherchen des britischen Branchenjournals «Financial News» ergaben.

Seit Ende 2007 bis heute sind gemäss Angaben rund 520 Milliarden Dollar (rund 620 Milliarden Franken) repatriiert worden, am stärksten aus der Schweiz. Sie musste einen Netto-Abfluss von rund 300 Milliarden Dollar vergegenwärtigen, wie «Financial News» weiter schreibt. Dabei sank die Gesamthöhe der europäischen Offshore-Gelder auf Schweizer Konten von 1‘500 Milliarden Dollar auf 1‘300 Milliarden Dollar.

Zahlreiche Unwägbarkeiten

Ansich wären die Abflüsse noch höher gewesen. Doch auf Grund ihres bereits weit gediehenen Onshore-Banking in Europa und den Wachstumsinitiativen in der Golfregion sowie in Asien konnten verschiedene Schweizer Finanzinstitute die Abflüsse teilweise kompensieren. Auch bei der kürzlichen Steueramnestie Italiens war es so, dass ein schöner Teil des Geldes nach Deklaration wieder zu den Schweizer Banken floss respektive dort blieb.

Trotzdem sieht sich die Schweiz einer Vielzahl von Unwägbarkeiten ausgesetzt und muss sich möglichst rasch auf eine Zeit ohne die traditionellen Offshore-Gelder einstellen. Denn der Druck aus Europa und den USA wird weitergehen. Neuerliche Steueramnestien sowie die Forderung nach einem automatischen Informationsaustausch stehen zur Debatte.

Noch sehr viel Geld zu holen

Im Gegensatz zu anderen bekannten Offshore-Zentren, die in den letzten zwei Jahren ebenfalls happige Abflüsse zu verbuchen hatten, steht die Schweiz als Finanzplatz deutlich stärker im Rampenlicht – aus historischen Gründen, aus Neid und natürlich im Wissen, dass es hier noch sehr viel Geld zu holen gibt. Alle übrigen europäischen Offshore-Zentren wie die Kanal-Inseln, Luxemburg oder Liechtenstein verwalten bloss ein Bruchteil der Summe, die zwischen Zürich, Genf und Lugano in den Tresoren ruht.

Vor diesem Hintergrund sind bei den Banken nicht nur neue Geschäftsmodelle gefragt, sondern die Schweiz braucht endlich auch eine kohärente Finanzplatzstrategie. Vor diesem Hintergrund wird nächste Woche der Bundesrat darüber debattieren. Die zentrale Frage ist klar: Wie geht die Schweiz mit dem vielen Schwarzgeld um, das nach wie vor in Milliardenhöhe auf Schweizer Bankkonten liegt? C’est à suivre.

Abflüsse europäischer Offshore-Gelder
(zwischen Ende 2007 und Ende 2009)

  1. Schweiz: -300 Milliarden Dollar
  2. Luxemburg: -70 Milliarden Dollar
  3. Kanalinseln: -68 Milliarden Dollar
  4. Liechtenstein: -51 Milliarden Dollar
  5. Monaco: -10 Milliarden Dollar
  6. Andorra: -7 Milliarden Dollar
  7. San Marino: -4 Milliarden Dollar
  8. Gibraltar: -1 Milliarde Dollar

 

 

 

 

 

 

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