Die CS will Personal aus der Themsestadt abziehen. Auch die UBS überlegt sich diesen Schritt. Überflügelt Zürich den Finanzplatz London?

Teuer war London schon immer. Doch jetzt noch das: Seit der Staat in Grossbritannien immer mehr Einfluss auf die Finanzindustrie nimmt und dabei auch die Steuerschraube für Boni anzieht, wird es für manche Banken ungemütlich. Sie schauen sich nach Alternativen um.

Als erste haben bereits verschiedene Hedge-Funds begonnen, die Schweiz als neuen Standort in Betracht zu ziehen. Nun überlegen sich offenbar auch grosse Finanzhäuser, einen Teil ihrer Geschäfte anderswo anzusiedeln. Wie die «NZZ am Sonntag» meldete, will die Credit Suisse rund 200 Mitarbeiter aus der Themsestadt abziehen, und die UBS prüft derlei Massnahmen zur Kostensenkung offenbar ebenfalls.

Kann Zürich mithalten?

Zürich anstatt London? Hat die Limmatstadt tatsächlich das Zeug, mit der britischen Metropole zu konkurrenzieren? Ja, folgert eine vergleichende Studie des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen und des Vereins Business Network Club Region Zürichsee. Autor ist der Ökonom Fabian Schaer.

Er hat die Verhältnisse im Vermögensverwaltungsgeschäft analysiert und die Stärken und Schwächen der beiden Finanzplätze eruiert. Seine wichtigste Feststellung: Zürich verfügt über einzigartige Stärken, welche die Stadt als Finanzzentrum überaus kompetitiv machen und als Grundlage gelten könnten, weitere Marktanteile zu gewinnen.

Kompetitiv aus folgenden Gründen

1. Zürich verfügt über eine wesentlich bessere Infrastruktur (vor allem im öffentlichen Verkehr) und bietet eine bessere Lebensqualität. Konkret: In kaum einer halben Stunde erreicht ein Banker von Zürich aus regionale Zentren wie Zug, Winterthur oder Pfäffikon SZ. In der gleichen Zeit schafft es ein Kollege in London kaum, überhaupt durch die Stadt zu kommen. Ausserdem ist der Wohnraum in der Schweiz wesentlich erschwinglicher als in London.

2. Dank interkommunalem und interkantonalem Steuerwettbewerb ist die persönliche Steuerbelastung für Finanzmarktspezialisten in der Region Zürich im internationalen Vergleich gering. Dieser Vorteil könnte sich noch weiter verstärken angesichts der jüngsten Entwicklungen in England.

3. Die Lohnkosten (Basissalär, Boni und andere Benefits) sind in London für die primären, für das Asset Management kritischen, Funktionen wie Research, Portfolio Management und spezialisierte Support Funktionen (Legal Services, Compliance) wesentlich höher als in Zürich; interessanterweise sind aber die allgemeinen Support Funktionen wie Administration, Backoffice, Accounting, Human Resources und IT in London leicht günstiger als in Zürich.

Verlagerung auch für Aktionäre interessant

Daraus ist gemäss Fabian Schaer zu schliessen, dass Zürich, unter anderem auch dank der bilateralen Verträge, keine Schwierigkeiten haben sollte, Spezialisten und Talente anzuziehen, die hier wohnen und arbeiten wollen. Unter diesen Prämissen avanciert Zürich zum attraktiven «Niedriglohn-Land» für hoch qualifizierte Arbeitskräfte.

Nachdem früher viele Stellen von Zürich nach London verlegt wurden, kann man sich nun, auf Grund der empirisch unterstützen Ergebnisse der Studie, die Frage stellen, ob aus Effizienzgründen und aus 'Shareholder-Value'-Überlegungen künftig nicht vermehrt das Gegenteil der Fall sein wird, nämlich die Verlagerung von hochbezahlten Spezialisten-Jobs, wie Portfolio Management oder Research, von London nach Zürich.

Die Studie trägt eine Menge Detailinformationen aus den Jahres- und Quartalsberichten zusammen, die noch nie in dieser Art präsentiert wurden. Sie gibt daher interessante Einblicke in die Organisation und Kostenstruktur des Asset Managements in London und Zürich und dürfte für Gesprächsstoff sorgen. Die Studie ist verfügbar unter diesem Link.

 

 

 

 

 

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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    46.35%
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