Die USA erreichen rasant die Schuldenobergrenze. Kommt es dadurch zu einer Stilllegung der Regierung? Wie würden die Anleihenmärkte darauf reagieren, fragt Ben Lord in seinem Beitrag für finews.ch.

Von Ben Lord, Fondsmanager des M&G UK Inflation Linked Corporate Bond Fund

In der Vergangenheit wäre die Schuldenobergrenze üblicherweise angehoben worden. Dies hat keine Auswirkungen auf die Ausgaben. Es stellt lediglich sicher, dass die USA entweder durch Steuereinnahmen oder mittels einer Kreditaufnahme jene Ausgaben bezahlen können, zu denen sie verpflichtet sind. Es geht darum, sicherzustellen, dass die USA ihre Rechnungen bezahlen können.

Den meisten Schätzungen zufolge dauert es noch etwa drei Monate, bis die Schuldenobergrenze in den USA erneut erreicht wird. Falls der Kongress die Höchstgrenze nicht anhebt, würde es zu einem Ausfall der Anleihen-Verpflichtungen kommen.

Keine Übereinstimmung

Oder das US-Finanzministerium müsste umgehend Zahlungen für staatliche Programme oder Mitarbeiter kürzen. Das ist als «Partial Government Shutdown» bekannt, also die teilweise Stilllegung der Regierung.

Im Sommer 2011 forderten die Republikaner, dass für eine Anhebung der Schuldenobergrenze die Ausgaben gekürzt werden müssen und Steuern nicht weiter ansteigen sollten. Die Demokraten wollten indes höhere Ausgaben sehen, die durch höhere Steuern finanziert werden sollten und so fand der Kongress keine Übereinstimmung für eine Anhebung der Schuldenobergrenze.

Rettung in letzter «Minute»

Im Mai wurde in den USA die Emission von Schuldtiteln ausgesetzt, und am 2. August 2011 wären dem Land die Zahlungsmittel ausgegangen. An diesem Punkt wäre das US-Finanzministerium entweder zahlungsunfähig geworden, oder es hätte die Ausgaben über Nacht drastisch reduzieren müssen.

Das wiederum hätte einen Verlust von finanziellen Mitteln für Regierungsmitarbeiter und staatliche Programme mit sicher katastrophalen Auswirkungen auf die Gesamtnachfrage bedeutet. Die Schuldenobergrenze passierte beide Kammern des Kongresses am 1. August um 23:00 Uhr und die Zahlungsunfähigkeit wurde abgewendet.

Sorgen an den Anleihenmärkten

Von der derzeitigen Regierung scheint aktuell derart wenig unternommen zu werden, dass man fast sagen könnte «here we go again». Die Kosten für Dreimonatsgeld an das Finanzministerium haben inzwischen die Zwölfmonatsgelder überstiegen. Somit ist die Kurve das erste Mal seit langem invers. Der Anleihenmarkt sorgt sich allmählich erneut über eine teilweise und vorübergehende Stilllegung.

Was also sollen Anleger tun, wenn sie sich Sorgen darüber machen, ob die Schuldenobergrenze womöglich nicht angehoben wird und sich die USA ausser Stande sehen, ihre Rechnungen zu bezahlen? Der Verkauf von US-Staatsanleihen würde naheliegend erscheinen.

Angst ging um

Man sollte aber nicht vergessen, dass die Renditen von US-Staatsanleihen während der Aussetzungsfrist zwischen April und August 2011 tatsächlich stark stiegen. Zwischen Ende Juni und Anfang Juli gab es damals eine Phase, in der die Angst vor einem Zahlungsausfall um sich griff und die Renditen um etwa 40 Basispunkte anstiegen (die 10-jährige US-Staatsanleihe fiel um circa 4 Punkte).

Es kam jedoch schnell zu einer Gegenbewegung, da die Sorgen um einen Zahlungsausfall der USA zu einer gesunden Dosis an Risikoaversion an den globalen Märkten führte, wodurch die Renditen auf US-Staatsanleihen erneut fielen.

Höchst ungewiss

Eine teilweise Stilllegung kann für die US-Wirtschaft jedoch nicht positiv betrachtet werden, und wenn Programme gestoppt werden und die Mitarbeiter nicht bezahlt werden, dann steigt die Arbeitslosigkeit, die Löhne sinken und die Gesamtnachfrage geht zurück.

Dies würde Sorgen um eine Überhitzung der US-Wirtschaft und der Erwartung an weitere Zinsanhebungen den Wind aus den Segeln nehmen. Demnach wäre es also ein grosses Problem. Es ist allerdings höchst ungewiss, ja sogar kontraintuitiv, wie sich die Renditen von Staatsanleihen und darüber hinaus auch von Anleihenrenditen, die darüber gepreist werden, entwickeln werden. Vorsicht ist geboten.

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