Während die Schweiz für Singapur früher in vielerlei Hinsicht ein Vorbild war, ist die Beziehung heute eher eine Partnerschaft auf Augenhöhe, schreibt der Schweizer Botschafter Thomas Kupfer auf finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Die Swiss Community in Singapur ist mit 5'000 permanenten Einwohnern die grösste Schweizer Kolonie in einer Stadt Asiens. Über 400 Schweizer Firmen sind hier vertreten, davon nutzen viele die Löwenstadt als ihr regionales Hauptquartier. Dies zeigt die grosse Bedeutung die Singapur für die Schweizer Wirtschaft hat. Singapur ist mit Abstand unser wichtigster Handelspartner in ganz Südost-Asien.

Auch für den Schweizer Finanzplatz ist Singapur ein überaus wichtiger Standort. Schweizer Banken und Versicherungen beschäftigen hier rund 8'000 Mitarbeiter, mehrheitlich in der Vermögensverwaltung. Der Finanzplatz Singapur hat in jüngster Zeit enorm an Bedeutung gewonnen. Dabei profitiert er vom starken Vermögenswachstum in Asien. Singapur hat sich an der Spitze dieser Entwicklung positioniert und konnte bereits Hongkong als wichtigstes Zentrum für die Vermögensverwaltung in Asien überholen.

«In der Wahrnehmung vieler tritt der Finanzplatz von Singapur als Rivale der Schweiz auf»

International gilt Singapur heutzutage zusammen mit London und New York als innovativster Finanzplatz der Welt, bereit für die Herausforderungen der Zukunft. In der Wahrnehmung vieler tritt der Stadtstaat damit immer stärker als Rivale auf, der den etablierten Schweizer Finanzplatz herausfordert und ihm seinen sprichwörtlichen Platz an der Sonne streitig macht.

Dieses Bedrohungsszenario ist aber unbegründet, da unsere beiden Finanzplätze viel weniger in Konkurrenz zueinander stehen, als dass sie sich ergänzen. Asiatische Vermögen werden grossmehrheitlich in Asien verwaltet, während die Schweiz nach wie vor ein globales Finanzzentrum darstellt. In diesem Setting ist das wesentliche Element nicht Konkurrenz um Kunden, sondern Komplementarität. So profitiert Singapur beispielsweise von den über Generationen gewachsenen Schweizer Banking-Erfahrungen, während Schweizer Banken die Möglichkeiten schätzen, die ihnen Singapur im Bereich der neuen Technologien bietet.

«In Singapur kommt es bei finanzpolitischen Entscheiden kaum zu innenpolitischen Debatten»

Die Fintech-Industrie ist denn auch heute schon prominent in Singapur vertreten, das zu Recht den Anspruch hat, der führende Fintech-Hub Asiens zu sein. Als solcher hat Singapur eine weltweite Vorreiterrolle in regulatorischen Fragen und in staatlich subventionierter Promotion von Fintech übernommen. Organisiert und umgesetzt wird dies durch die starke und umfassend agierende staatliche Finanzbehörde Monetary Authority of Singapore (MAS).

Diese hat eine Sonderstellung inne, indem sie nicht nur als klassische Zentralbank, sondern gleichzeitig auch als Finanzmarktaufsichts- und Regulationsbehörde fungiert. International geniesst die MAS einen exzellenten Ruf, was sich beispielsweise daran zeigt, dass der Vorsitz des wichtigen IWF-Steuerungsausschusses 2011 bis 2015 durch den damaligen singapurischen Finanz- und stellvertretenden Premierminister Tharman Shanmugaratnam ausgeübt wurde.

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