Wer glaubt, die Blockchain sei für ihn irrelevant, sollte sich umso mehr damit befassen, findet der IMD-Professor Arturo Bris in seinem exklusiven Essay für finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Künstliche Intelligenz, Big Data und das Internet der Dinge sind einige bahnbrechende Anwendungen der digitalen Revolution, die wir in diesem Jahrzehnt erleben. Wir alle sind uns dabei der weitreichenden Auswirkungen bewusst, die diese Phänomene auf Geschäftsmodelle und -strategien, auf die Bildung bis hin auf die Wettbewerbsfähigkeit von Nationen mittlerweile haben.

Viele Führungskräfte, die mit diesen Herausforderungen konfrontiert sind, zögern nicht, sie zu interpretieren und die daraus resultierende Transformation auch kaum in Frage stellen. Wenn man sie indessen auffordert, die sogenannte Blockchain zu definieren, sind nur die wenigsten im Stande dazu.

«Diese Technologie löst eines der komplexesten Probleme in der Datenverarbeitung»

Dabei bin ich überzeugt, dass diese Technologie die grösste Innovation unserer Zeit ist – vergleichbar mit dem Internet, dem PC oder der Einführung des Euro. An sich ist die Blockchain etwas relativ Einfaches, geht es dabei doch darum, dass sich gleichrangige Interessenten (auf Englisch: peers) über ein Netzwerk unterschiedlichste Transaktionen abwickeln können. Effektiv löst diese Technologie eines der komplexesten Probleme in der Datenverarbeitung: wie nämlich Sicherheit und Vertrauen in einem Peer-to-Peer-Netzwerk ohne zentrale Autorität gewährleistet werden können.

Wenn beispielsweise zwei Personen bislang über das Internet eine Transaktion abwickelten, war stets ein Vermittler dazwischen nötig, sei das bei Bankgeschäften, einfachen Zahlungen, E-Commerce oder bei Interaktionen mit Sozialen Netzwerken, beim E-Mail-Verkehr, bei der Jobsuche oder Online-Auktionen. Die Blockchain beseitigt indessen die Notwendigkeit eines Vermittlers, seien das nun Banken, Kreditkartenfirmen, Börsenmakler, Server oder Firmen wie Airbnb, Ebay, Facebook und Linkedin.

«Bei einer herkömmlichen Online-Zahlung ist keine der involvierten Parteien zertifiziert»

Blockchains – denn recht eigentlich gibt es nicht nur eine, sondern sie lässt sich an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen – sind so beschaffen, dass jeder Benutzer sicher sein kann, dass seine Gegenpartei ihre Verpflichtungen tatsächlich erfüllt, und dies ohne, dass eine Zertifizierung durch Dritte erforderlich ist.

Das lässt sich anhand einer einfachen Zahlungstransaktion illustrieren: Wenn beispielsweise Arturo seinem Freund Michael Bargeld überweist, ist sich Michael bei der Blockchain völlig sicher, dass: (1) Arturo das Geld vorher besass; (2) das Geld an Michael überwiesen wurde, und (3) das Geld jetzt rechtmässig Michael gehört.

Im Gegensatz dazu ist bei einer herkömmlichen Online-Zahlung keine der beiden involvierten Parteien zertifiziert, es sei denn, jemand anderes, nämlich eine Bank, eine Institution wie Paypal oder ein Kreditkartenunternehmen alle Schritte in dieser Transaktion sicherstellen. Dabei muss die Rolle des Vermittlers über Immobilienregister, Corporate-Compliance-Richtlinien, Know-You-Customer-Regeln im Bankwesen oder Online-Rechtsverträge garantiert werden.

«Wenn die Kette verletzt respektive «gehackt» wird, ist die Blockchain unterbrochen»

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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