Wegen des härteren Steuerregimes verliessen in den letzten zwei Jahren rund 7‘000 Reiche die Themsestadt – und zogen vor allem in die Schweiz.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. In Grossbritannien leben rund 140‘000 Non-Domiciled-Residents. Das sind Ausländer, die nur auf ihr Einkommen in England Steuern bezahlen. Seit geraumer Zeit müssen sie einen Minimalbetrag von 30‘000 Pfund (48‘000 Franken).

Als Folge davon, haben bereits 7‘000 vermögende Privatpersonen England verlassen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Vermögensberatungsfirma Stonehage, die mit der Londoner Cass Business School erarbeitet wurde. Die Tendenz ist weiter steigend.

Ungewisse Zukunft vertreibt die Reichen

Die Furcht vor weiteren Steuererhöhung, die Komplexität des Abgabesystems sowie das Gefühl, in London nicht mehr willkommen zu sein, seien die Gründe dafür, welche die Non-Domiciled-Residents vertreiben würden, sagt Andrew Rodger, Direktor bei Stonehage.

Ursprünglich gedacht, als Zustupf ans Haushaltsbudget, erweist sich die Ausländersteuer wie sich nun zusehends zeigt, als kontraproduktiv. Die Vertreter von Stonehage gehen davon aus, dass die Abwanderung in einer ersten Phase einen Rückgang von rund 650 Millionen Pfund an Steuereinnahmen bewirken dürfte.

Loch in der Kasse

Mittelfristig dürfte die anhaltende Migration sogar ein beträchtliches Loch in den britischen Finanzen hinterlassen. Denn: Bislang gaben die Non-Domiciled-Residents jährlich 19 Milliarden Pfund (30 Milliarden Franken) in Grossbritannien aus und zahlten 8,25 Milliarden Pfund an Steuern – 4,5 Milliarden Pfund in Form von Einkommenssteuern, 3,75 Milliarden Pfund als Mehrwertsteuer.

Interessant in diesem Zusammenhang: Die meisten Non-Domiciled-Residents zieht es in die Schweiz, wie aus der Studie weiter hervorgeht. Als Hauptgründe neben der hohen Lebensqualität gelten dabei die gute wirtschaftliche Verfassung des Landes sowie der solide Schweizer Franken. In den letzten zwei Jahren verlor das Pfund rund 25 Prozent an Wert gegenüber dem Franken, der Euro knapp 10 Prozent.

Neue Kunden für Schweizer Banken

Die anhaltenden Spitzenränge, welche die Städte Zürich und Genf in Umfragen etwa von der Firma Mercer oder vom Lifestyle-Magazin «Monocle» erreichen, sind offenbar weitere Argumente für einen Umzug in die Schweiz, heisst es weiter. Angesichts der Verlagerungen in die Schweiz haben offenbar andere Länder begonnen, ihre Steuersysteme für vermögende Ausländer anzupassen. So haben Frankreich und Spanien unlängst fiskalische Rahmenbedingungen eingeführt, die sich für wohlhabende Neuankömmlinge über die ersten fünf Jahre erstrecken.

Vor diesem Hintergrund bietet sich für die Schweizer Bankbranche ein neues Kundenpotenzial, das teilweise bereits angezapft worden ist. Insbesondere erschliessen sich mit dieser Klientel aber auch zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten für Family Offices.

Abstimmen mit den Füssen

Man sei sich bewusst gewesen, dass die veränderte Steuersituation in England manche Leute verärgern würde, sagte eine Sprecherin des internationalen Beratungs- und Revisionsunternehmens KPMG gegenüber dem Londoner Branchenjournal «Wealth Bulletin». Die Behörden hätten jedoch unterschätzt, wie schnell ebendiese Leute bereit seien, «mit den Füssen abzustimmen».

 

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