Die Krise hat in den Bankbilanzen grössere Spuren hinterlassen als im Recruiting, sagt Lea M.  Sauer vom Executive-Unternehmen Orbis.

Lea.SauerNach den «personalintensiven» Restrukturierungen herrscht im Bankensektor schon wieder Personalnot. Allein Credit Suisse und UBS haben auf ihren Websites zur Zeit in der Schweiz 775 Jobs ausgeschrieben.

Lea Sauer sieht aber nicht nur die Personalknappheit: «Es herrscht Not im Finanzsektor, aber weniger die Personalnot als die Asset-Not». Die Rufe nach kundenorientierten Private Bankers mit schwindelerregenden Kundenvermögen sind laut.

Unüberhörbar auch die Nachfrage nach Beratern mitAkquisitionsstärke. Es genügt längst nicht mehr, 50 Millionen Franken pro Jahr neu zu akquirieren, um den Ansprüchen der Institute zu genügen, hält Lea Sauer fest. Das dringend benötigte Know-How schafft aber auch intern Durchzug.

Im Boom und im Niedergang kam so vieles im internen Dialog zur kurz – und seien es nur sorgfältige Personalgespräche gewesen. In jedem Unternehmen gibt es indes überdurchschnittliche Talente, die auch entdeckt werden wollen, sagt Sauer: «Die Kehrtwende zum einzelnen Glied der Wertschöpfungskette ist im Gang. Damit kommt wieder Quality first auch im Personal-Management zum Zug.»

Mehr Chancen für 50 plus

Auch die Kategorie 50 plus hat in der Kundenberatung wieder neue Perspektiven. Die Banken erinnern sich wieder daran, dass diese Kategorie Mitarbeiter nach der Pensionierung die Kundenvermögen meist in der Bank lassen. Die Assets der Routiniers sind weniger flüchtig, stellt Sauer fest.

Der Run nach mehr Assets prägt das derzeitige Auswahlverfahren im Finanzsektor stark. «Es werden nur Private Bankers rekrutiert, welche über entsprechende Kundenportfolios verfügen und nachweislich stark in der Akquisition von neuen Kundengeldern sind».

Die Lohnspirale dreht sich – nach oben

Die Profile sind anspruchsvoller geworden. Wer vorwärtskommen will, muss heute über einen fundierteren schulischen und fachlichen Hintergrund verfügen, etablierte Kundenbeziehungen, einen längeren und besseren Leistungsausweis mitbringen als vor der Krise – und last but not least – mehr Markt- und Produktekenntnisse anbieten.

Kein Wunder also, dass sich die Lohnspirale munter nach oben dreht, sagt Lea Sauer – vielleicht gerade deshalb, weil die Banken die Krise auch als Chance nutzten, die schwächeren Kräfte auf die Transferliste zu setzen und nun teurere Qualitäten suchen.

Im Verhalten von Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Bankbranche hat sich weniger geändert als man angesichts der verheerenden Wirkungen der Finanzkrise hätte erwarten können. Vielleicht zu wenig, meint Sauer.

Lea M. Sauer ist Gründerin, Managing Partner, Mitglied des Verwaltungsrates der 1996 gegründeten ORBIS Executive Search AG, Zürich.

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