Wenn die Finanzbranche ihre Legitimität wiedererlangen soll, dürfen populäre Reformen nicht den Populisten vorbehalten sein, schreibt Anne Richards, CEO von M&G Investments, in ihrem Essay für finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Anstelle eines politischen Konsenses konnten wir in den vergangenen zehn Jahren eine zunehmende Fragmentierung vieler westlicher Demokratien beobachten. Es fand eine Polarisierung der politischen Standpunkte als Reaktion auf die Finanzkrise und ihre Auswirkungen statt. Jene Stimmen, die das Wirtschaftssystem sowie das globale Finanzwesen und den internationalen Handel innerhalb dieses Systems ablehnten, wurden lauter.

Dennoch besteht das Risiko, dass durch die vorgeschlagenen Lösungen das Wesentliche verloren geht. Wenn die vielfältigen Sorgen nicht erfolgreich thematisiert werden, wird die Fähigkeit der Weltwirtschaft, Wohlstand zu schaffen und Hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu befreien, immer stärker bedroht werden – was langfristig für uns alle schlecht ist.

Die Finanzkrise beschleunigte strukturelle Kräfte, die die etablierte sozioökonomische Ordnung in Teilen der westlichen Welt bereits umwälzten. Die mangelnde globale Wettbewerbsfähigkeit in vielen traditionellen Branchen lieferte bereits Millionen Arbeitnehmer der strukturellen Arbeitslosigkeit aus.

«Das Aufkommen eines entrechteten ‹Prekariats› haben viele Politikern aufgegriffen»

Durch die Auswirkungen der Krise wurden Arbeitsplätze vernichtet und das Vertrauen in das globale Wirtschaftssystem wurde getrübt. Das schleppende Wachstum hemmte die Erholung, und bei vielen der neuen Arbeitsplätze, die in den Volkswirtschaften der Industriestaaten geschaffen wurden, handelt es sich um Aushilfstätigkeiten oder befristete Stellen.

Das Aufkommen eines entrechteten «Prekariats», das niedrige Löhne, hohe Lebenskosten und wirtschaftliche Unsicherheit bekämpft, wurde von vielen Politikern aufgegriffen, die sich die Energie der Frustration der Bevölkerung zunutze machten und auf dieser Welle an die Macht schwammen. Manche davon waren dabei erfolgreich – häufig mit einer anti-globalen Agenda.

Nichtsdestotrotz dürfte es gefährlich sein, Vereinbarungen, die ein jahrzehntelanges Wirtschaftswachstum auf der ganzen Welt gestützt haben, zu lösen, und zwar auch für diejenigen, die durch die Globalisierung verbittert sind.

Die Grafik «A Global decline in extreme poverty?» zeigt den erkennbaren Rückgang der extremen Armut im Laufe der vergangenen 30 Jahre vor den Hintergrund der zunehmenden Globalisierung. Ohne Zweifel ist die Bewertung einer Beziehung der beiden Faktoren nicht so einfach möglich. Wir haben nicht nur die Probleme der Korrelation und Kausalität, sondern es gibt auch reale Probleme in der Datenerhebung über Armut (vermutlich am besten beschrieben von Morten Jerven).

MG 501

Dennoch ist klar, dass wir mehr als nur Rhetorik brauchen, um gegen die Globalisierung-Gegner zu argumentieren. Handel ist kein Nullsummenspiel, und es ist unwahrscheinlich, dass ein ökonomischer Nationalismus zur Erholung des Lebensstandards führen wird, wie manch einer behauptet. Dazu kommt das bedeutende Risiko von unbeabsichtigten Konsequenzen. Einige der verlorenen Arbeitsplätze wird es nie wieder geben, da die Tätigkeiten vollständig von Robotern übernommen werden. Darüber hinaus profitieren viele Menschen in den Industrieländern als Verbraucher von günstigeren Importgütern. Und was ist mit den negativen Auswirkungen des wirtschaftlichen Nationalismus auf ausländische Arbeitnehmer?

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.89%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.32%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
pixel