Reihenweise sollen europäische Banken ihre Kunden für Madoff-Ausfälle entschädigt haben. Nur die Schweizer Banken sperren sich auffällig heftig.

Internationale Banken haben bislang rund 15,5 Milliarden Dollar bereitgestellt, um Kunden für Madoff-Ausfälle zu entschädigen; 720'000 Kunden profitierten davon. Dies meldete der spanische Anwalt Miguel Larios an einer Pressekonferenz, die gestern in Madrid stattfand.

Larios vertritt die spanische Anwaltsfirma Cremades & Calvo-Sotelo, die wiederum Teil eines internationalem Anwalts-Netzwerks für Madoff-Opfer ist. Rund 80 Prozent der vom Netzwerk vertretenen Anleger seien damit entschädigt worden, meldete Larios weiter.

Da die (meist ausseramerikanischen) Investoren insgesamt 15,5 Milliarden Dollar zugesprochen erhielten – also rund 18 Milliarden Franken –, bekamen sie fast alle ihre Einlagen zurück.

30 Prozent erwartet, 80 Prozent geholt

So berichtete Javier Cremades von der erwähnten Kanzlei in einem «New York Times»-Artikel, dass die Santander-Gruppe ihre Kunden in der Grössenordnung von 3 Milliarden Franken entschädigte – und zwar, indem sie ihnen Vorzugsaktien ausgab.

«Ich hätte erwartet, dass die Banken etwa 30 Prozent der Verluste ersetzen», kommentierte Cremades die 80-Prozent-Quote. «Aber sie mussten wohl wirklich etwas investieren, um ihr Image und ihr Vertriebs-Netz nicht zu zerstören.»

Das Njet der Schweizer Banken

Bemerkenswert ist die Liste jener Banken, die nicht zu allgemeinen Vergleichen bereit waren – es handelt sich dabei um neun Institute, und davon wiederum sitzen sechs in der Schweiz: Credit Suisse, Vontobel, Mirabaud, EFG, Julius Bär, BBVA (Suisse).

Ebenfalls nicht zu Vergleichszahlungen bereit waren ABN Amro, Barclays (España) und die portugiesische Banco Espirito Santo.

In diversen europäischen Ländern laufen Verfahren gegen Banken, die als Depotbanken für Madoff-Fonds dienten oder die Dachfonds mit Madoff-Produkten vertrieben hatten – so in Luxemburg, Frankreich und Irland. Unter anderem wurde die UBS und HSBC von einer dreistelligen Kundenzahl vor Gericht gezogen.

Die Erfolgsmeldungen aus Madrid wecken hier offenbar auch Irritationen. Gegenüber «Bloomberg» sagte ein Rechtsvertreter von UBS-Kunden, er wisse von keinen Vergleichen; und weiter: «Meine Klienten sind jedenfalls nicht involviert».

«Keine solchen Deals»

Auch ein Vertreter des französischen Anleger-Verbands Deminor sagte, er habe noch nie von solchen Madoff-Vergleichen gehört. «Ich bin sicher, dass es in Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden keine solchen Deals gegeben hat», sagte Edouard Fremault von Deminor in der «Business Week».

Insgesamt waren in Madoffs Kartenhaus rund 78 Milliarden Franken verschwunden. Dass derzeit vor allem Nicht-Amerikaner solche Vergleiche erzielen, liegt daran, dass US-Kunden mehrheitlich direkt in Madoffs Vehikel investiert hatten; europäische Kunden können indes auf ihre vermittelnden Banken zurückgreifen.

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