Trotz Entwarnung bleibt die Teuerung ein Thema. Denn sie ist ein probates Hilfsmittel, um die Staatsschulden abzubauen, betont Alfred Strebel.

Alfred_Strebel_qVon Alfred Strebel, Managing Director Fidelity Schweiz

Das Bild einer drohenden Teuerung im Stil der siebziger Jahre, wie es noch zu Jahresbeginn dominierte, ist in den letzten Wochen verblasst.

Während die einen nun eine deutlich gedämpftere Inflation erwarten, sehen andere Marktteilnehmer sogar deflationäre Tendenzen.

Auf kurze Sicht halten diese zwei divergierenden Meinungen die Erwartungen in Schach. Für Anleger ist nun aber ein wichtiger Zeitpunkt gekommen, um sich mit dem Aufbau des Inflationsschutzes zu beschäftigen. Denn die Teuerung bleibt ein Thema. Sie ist zudem ein unterstützendes Hilfsmittel, um die enormen Staatsschulden abzubauen.

Teuerungsgefahr kurzfristig gebannt

Die von Griechenland ausgehende Schuldenkrise stellte die einsetzende konjunkturelle Erholung auf eine harte Probe. Die Risikoaversion der Anleger manifestierte sich im zweiten Quartal 2010 in einer Flucht in Qualitätstitel und sorgte zusammen mit dem Rally in den nominalen Staatsanleihen und der gestiegenen Marktvolatilität auf kurze Sicht für gedämpfte Inflationserwartungen.

Währenddessen werten Vertreter eines deflationären Szenarios die Sparmassnahmen bei den Ausgaben der öffentlichen Hand, niedrigere Energiepreise, die tiefe Kerninflationsrate sowie schwache Zahlen vom Immobilienmarkt als klare Signale für einen Deflationstrend.

Rückläufige Preise und Einkommen, wie sie eine Deflation kennzeichnen, sind Gift für eine Wirtschaft auf Erholungskurs und die Aktienmärkte.

Die Angst vor einer Deflationsspirale...

Konsumenten wie Unternehmen würden sich aus Angst vor weiteren Lohneinbussen und Preisabschlägen bei Ausgaben und Investitionen zurückhalten. Die dadurch entstehende Nachfragelücke und die mangelnde Auslastung der Produktionskapazitäten liessen sich nur mit staatlicher Unterstützung auffangen.

Dies wiederum würde zu einer Verschlechterung der Schuldnerbonität und damit zu einer restriktiveren Kreditpolitik der Banken führen.

...ist übertrieben

Ein solches Szenario ist aber wenig wahrscheinlich. Denn es würde auch heissen, dass die Notenbanken zügig damit beginnen, die Liquidität abziehen, die sie in der Finanzkrise in grossen Mengen in den Markt gepumpt hatten.

Dagegen spricht, dass sie mit einem zu frühen Rückzug die wirtschaftliche Erholung im Keim ersticken könnten. Die Bedenken, denselben Fehler wie Japan in der grossen Depression und in den neunziger Jahren zu machen, dürfte hier zu stark wiegen.

Druck nimmt langsam zu

Im Fall einer raschen Erholung der Weltwirtschaft könnte vielmehr das Inflationsszenario wieder auf der Tagesordnung auftauchen. Der US-Konsumentenpreisindex liegt zwar gegenwärtig unter seinem 40-jährigen Durchschnitt von 4,5 Prozent. Dennoch deuten verschiedene andere Indikatoren darauf hin, dass der Inflationsdruck im kommenden Jahr zunimmt.

So könnten die gestiegenen Lohnkosten in China zu einem Kursanstieg in den chinesischen Aktien führen. Auch tragen die Erhöhung der indirekten Steuern – beispielsweise die Mehrwertsteuererhöhungen in Spanien und Grossbritannien, der schwächere Euro sowie der anziehende Konsum zu einem Anstieg der Teuerung bei.

Zwei Jahre Verzögerung auf die Inflation

Da die wirtschaftliche Entwicklung derzeit stark von Unsicherheiten geprägt ist, ist aber nicht davon auszugehen, dass die Inflation kurzfristig aus dem Ruder läuft. Dagegen spricht auch, dass zwischen der effektiven und möglichen Produktionskapazität der G7-Staaten immer noch eine Differenz von mehr als 4 Prozent des kumulierten Bruttosozialprodukts besteht.

Solange sich die steigende Nachfrage im Rahmen der Kapazitätsreserven abdecken lässt, dürfte der Anstieg von Preisen und Inflation moderat ausfallen. Für ein solches Szenario spricht überdies, dass sich geldpolitische Massnahmen erfahrungsgemäss mit zwei Jahren Verzögerung auf die Inflation auswirken.

Abbau von Staatsschulden

Ein Umfeld mässiger Inflation erweist sich für die Staaten als ideal, um ihre Schuldenberge zu reduzieren. Nominal werden ihre Schulden dadurch zwar nicht weniger. Weil jedoch Geld mehr wert ist, braucht es relativ weniger, um Kredite zurück zu zahlen. Es droht auch nicht die Gefahr, die Erholung der Weltwirtschaft abzuwürgen.

Die Angst davor lässt die Notenbanken tendenziell eher zu spät als zu früh handeln, wenn es darum geht, die während der Finanzkrise grosszügig zur Verfügung gestellte Liquidität wieder abzuschöpfen.

An die Inflation gekoppelt

Der Übergang in ein inflationäres Stadium ist damit wahrscheinlich. Anleger, die ebenfalls von diesem Szenario ausgehen, tun also gut daran, sich bereits heute Gedanken zu machen, wie sie ihre Anlagen vor steigenden Preisen schützen können und frühzeitig mit dem Aufbau des Inflationsschutzes zu beginnen.

Möglichkeiten findet man im Bereich der Obligationenfonds bei Produkten, welche reale Wertsteigerungen erzielen, indem sie Anlagen auswählen, die an die Entwicklung der Inflation gekoppelt sind.

Wer hingegen Aktien bevorzugt, sollte sich Fonds ansehen, welche in Unternehmen investieren, die von steigenden Preisen an den Rohstoffmärkten profitieren werden.

 

 

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