Bereits wird er in der City als der neue Heilsbringer gefeiert. Dabei ist der Weg noch weit bis zu einer nachhaltigen Erholung der UBS.

Mit den unerwartet guten Zahlen für das 2. Quartal 2010 konnte die UBS vergangene Woche brillieren. Sie brachte dabei etwas zustande, was ihr in den letzten paar Jahren nie gelungen war: Sie stellte ihre Erzrivalin Credit Suisse (positiv) in den Schatten.

Vor allem im Investmentbanking profitierte die UBS ganz offensichtlich vom Momentum und brachte es auf Zahlen wie zuletzt im 3. Quartal 2006. Die veränderte Ausgangslage bei den beiden Schweizer Grossbanken nach den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres löste vor allem in der Themsestadt zahlreiche Berichte aus.

Oswald.Gruebel.quadratKein Unbekannter in London

Bereits wird der 66-jährige Konzernchef Oswald Grübel als Zauberer («The Wizard of Oz(wald»), als Hexenmeister und «Turnaround-Spezialist» gefeiert. Das muss nicht unbedingt allzu sehr überraschen. Immerhin ist er in London kein Unbekannter. Er hat  dort viele Jahre seinerzeit für die Credit Suisse gearbeitet und fiel auch dadurch auf, dass er mit seinem gelben Ferrari durch die Stadt kurvte.

Tatsache bleibt aber auch, dass wer mit grandiosen Zahlen im Investmentbanking auftrumpft, in der Themsestadt ein enormes Ansehen geniesst. Das unterstreicht den Stellenwert dieses Geschäfts in der angelsächsischen Welt ganz allgemein.

Brutale Kostensenkungen

So wird denn auch Grübels Werk, das er seit seinem Amtsantritt im Februar 2009 bei der UBS vollbracht hat, mit allerhand Respekt begutachtet. Das Branchenjournal «Financial News» schreibt von «brutalen Kostensenkungen, aussortierten Risiken, vereinfachten Geschäftsprozessen und einem Top-Management, das durch Grübel heftig durchgeschüttelt wurde».

Und mit der Ernennung von Carsten Kengeter als Co-CEO im Investmentbanking habe Grübel ein goldenes Händchen bewiesen, wie es seine drei Vorgänger angeblich nie geschafft hätten, heisst es weiter. Zudem sei es Grübel gelungen, weitere Stars aus der Bankenwelt anzuheuern, namentlich Rajeev Misra von der Deutschen Bank.

Wichtige Schritte zum Ziel

Die (Londoner) Analysten von Morgan Stanley gehen gar so weit, die UBS bereits wieder als eine der «besten (Investment-)Ideen im europäischen Banking zu bezeichnen und sprechen von einer erfolgreichen «Neubelebung der Franchise».

Tatsächlich hat Grübel mit dem Resultat von letzter Woche einen wichtigen Schritt in Richtung 15 Milliarden Franken Gewinn gemacht, den er in einigen Jahren erreichen will; nicht zuletzt mit tüchtiger Unterstützung des Investmentbanking, was ihm bis vor ein paar Monaten noch kaum jemand abgenommen hätte.

Wo liegt die Kernkompetenz?

Allerdings sollte bei der ganzen Begeisterung nicht vergessen gehen, dass die Kernkompetenz der UBS in der Vermögensverwaltung liegt. Und da hat die Credit Suisse vorderhand noch die Nase vorn.

Oder anders ausgedrückt. Im Wealth Management hat die UBS noch einiges Optimierungspotenzial. Sich allzu sehr auf die Verlockungen im Investmentbanking zu verlassen, ist gefährlich. Das hat die jüngste Vergangenheit wohl ausreichend gezeigt.

 

 

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