Angesichts der Flut an widersprüchlichen Nachrichten scheint an den Finanzmärkten ein neuer Investmentstil entstanden zu sein: Er heisst «Flipper», stellt Fabiana Fedeli in ihrem Essay auf finews.first fest.


In dieser Rubrik finews.first nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Vergessen Sie die erschöpfende Diskussion um Value versus Growth – angesagt ist nun der brandneue Flipper-Investmentstil. Was heisst das?

Bei positiven Nachrichten – beispielsweise zum Handelsabkommen zwischen den USA und China – stiegen die Aktienkurse, und riskante Assets entwickelten sich sogar überdurchschnittlich. Bei negativen Nachrichten hingegen gaben die Aktien, nach und die Anleger verhielten sich defensiv.

«Sofern der Brexit nicht in einem Chaos endet, würden auch die europäischen Börsen folgen»

Angesichts dieser wechselhaften Stimmungslage haben die jüngsten Entwicklungen an den Märkten jedoch eines gezeigt, dass die Investoren bereit sind für einen Wandel. Sie brauchen lediglich einen Anlass dafür. Eine zweite (positive) Phase in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China würde wahrscheinlich die Märkte in den Schwellenländern und in Japan weiter befeuern.

Sofern der Brexit nicht in einem Chaos endet, würden auch die europäischen Börsen folgen. Demgegenüber würden Aktien aus den USA schwächer abschneiden, während in anderen Märkten riskantere Strategien einschliesslich der Ausrichtung auf Value und zyklische Titel wieder bevorzugt würden.

«Ausserhalb der USA spiegeln die Börsen bereits ein erhebliches Mass an Unsicherheit wider»

Angesichts dieser wechselhaften Entwicklung deutet einiges darauf hin, dass die Märkte auf die nächsten Tweets und Nachrichten wie eine Flipperkugel in beide Richtungen reagieren können. Doch während unter diesen Voraussetzungen die Nachrichtenlage 50 zu 50 stehen dürfte, ist das Risiko-/Ertrags-Verhältnis asymmetrisch. Ausserhalb der USA spiegeln die Börsen bereits ein erhebliches Mass an Unsicherheit wider. Zudem rechtfertigt das Gewinnwachstum (oder dessen Fehlen) nicht die starken Bewertungsunterschiede.

Die nächste Frage ist natürlich, ob ein Wiederanstieg der Risikobereitschaft im Fall positiver Nachrichten zum Handelskonflikt von Dauer wäre. Dies widerum würde davon abhängen, wie schnell sich das globale Makroumfeld und damit der Gewinntrend der Unternehmen erholen könnten.

«Der Markttrend wird sich wie eine Flipperkugel abrupt in die eine oder andere Richtung wenden»

Da die wichtigsten Zentralbanken der Welt weiterhin eine konjunkturfreundliche Geldpolitik verfolgen und die chinesische Regierung nach wie vor die Binnenwirtschaft schrittweise stimuliert, lässt einiges darauf schliessen, dass das positive Momentum im Markt lange genug anhält, damit die Unternehmen ihre Investitionsvorhaben wieder aufnehmen.

Zum derzeitigen Zeitpunkt bleibt unklar, ob es in nächster Zeit ein Handelsabkommen zwischen den USA und China geben wird. Was wir mit Gewissheit sagen können ist, dass sich der Markttrend wie eine Flipperkugel abrupt in die eine oder andere Richtung wenden kann. Dabei muss man kaum betonen, dass selbst eine Einigung die strategischen Spannungen kaum beseitigen würde, die zwischen den USA und China bestehen. Sie dürften auch deswegen auf absehbare Zeit fortdauern, da der Wettbewerb zwischen den beiden Ländern und die Technologiesicherheit langfristige Themen und damit auch Konfliktherde sind.

«Kommt es zu einer nachhaltigen positiven Entwicklung...»

Allerdings fällt es schwer, sich Massnahmen vorzustellen, die dieselben drosselnden Auswirkungen auf das Wachstum der Weltwirtschaft haben wie Einfuhrzölle von bis zu 25 Prozent auf ein Handelsvolumen von 650 Milliarden Dollar zwischen den USA und China haben. Es bleibt also abzuwarten, in welche Richtung die Flipperkugel an den Aktienmärkten als nächstes einschlägt.

Eines ist jedoch sicher: Kommt es zu einer nachhaltigen positiven Entwicklung, ist die Dynamik an den Aktienmärkten reif für einen fundamentalen Wandel.


Fabiana Fedeli ist Global Head of Fundamental Equities und Portfolio-Managerin im Emerging-Markets-Equities-Team des holländischen Finanzinstituts Robeco. Bevor sie 2013 zum Unternehmen stiess, war sie Portfoliomanagerin für asiatische Aktien bei Pioneer Asset Management und Occam Asset Management. Sie begann ihre Karriere bei ING Barings in Tokio als Research Analystin für japanische Aktien 1999. Sie hat einen Master in Wirtschaftswissenschaften von der Hitotsubashi University in Tokio und einen Bachelor in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften von der Bocconi-Universität in Mailand.


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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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