Aktien- und Optionenvergütungen schaden. Eine neue Studie bringt ein kaum beachtetes Moral-Hazard-Problem ans Licht und bietet Lösungen.

Redet man mit Managern und Bankern im kleinen Kreis, so scheint längst klar, was vernünftig wäre: Die Banken sollten doch all ihre komplizierten Vergütungspläne begraben.

Unlängst wurde die Idee auch in einem Kommentar der «NZZ am Sonntag» ausformuliert: Schluss mit PIP, SISU, ISU und Co. – die Banken sollten doch einfach zu einem alten Erfolgsmodell zurückkehren: Fixlöhne plus ein gewisser Anteil in gesperrten Aktien.

Tatsächlich: Nun belegt eine Untersuchung der Columbia University, dass der einfache Barlohn den Unternehmen langfristig am meisten nützt. Die Business-School-Professoren Bruce Kogut, Sid Balachandran und Hitesh Harnal massen für ihre Studie den Erfolg von 113 Banken in den Jahren zwischen 1995 und 2008.

Moral Hazard 2.0

Und die Resultate waren klar – «pretty clean», wie Bruce Kogut es sagt: Je mehr die Banker in Aktien und Aktienoptionen entlöhnt wurden, desto mehr Probleme bekam ihre Firma. Je grösser hingegen der Fixlohn-Anteil und die Barvergütungen, desto erfolgreicher und stabiler war die Bank. Das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit lag bei diesen Instituten signifikant tiefer.

Die naheliegende Erklärung: Die klassisch entlöhnten Manager gingen weniger Risiken ein. Normalerweise versucht man ja den Drang, seinen Aktienkurs durch riskante und kurzfristige Geschäfte hochzutreiben, in den Entlöhnungssystemen zu entschärfen: Die Manager und Angestellten werden gezwungen, ihre Aktien mittel- und langfristig zu halten.

Nur: Bei den Banken genügt das offenbar nicht.

Denn hier, so ein Ergebnis der Columbia-Business-School-Studie, wird der bremsende Effekt der Aktiensperrung verwässert – nämlich durch die Tatsache, dass die Folgen eines allzugrossen Risikos hier unklar sind.

Wenn ein Institut in Zahlungsnot gerät, so kann es immer noch auf öffentliche Unterstützung zählen; das Risiko scheint also entschärft, weshalb die in Aktien und Optionen entlöhnten Manager wiederum eine grössere Gefahrenneigung entwickeln als beispielsweise ihre Kollegen in der Lebensmittelindustrie.

Ein Pied-à-terre in Paris

Ein Problem liegt andererseits darin, dass eine reine Barentlöhnung ab einem gewissen Niveau nicht mehr besonders motiviert. Die Lösung von Kogut, Balachandran und Harnal: Die Banken sollten Aktien- und Optionen-Boni durch fringe benefits ersetzen.

Und zwar durch solche Angebote, die für das Unternehmen recht günstig sind, für die Mitarbeiter aber trotzdem sehr attraktiv sein können – etwa die Mitgliedschaft in einem schönen Club, eine Stadtwohnung, ein firmeneigenes Pied-à-terre in Paris oder ein Firmenjet.

Diese attraktiven Entlöhnungskomponenten hätten zwei Vorteile: Erstens verleiten sie nicht zu übertriebenen Risiken. Zweitens bleiben sie beim Unternehmen, wenn der Angestellte weiterzieht.

Hier geht es zur ganzen Studie: «The Probability of Default, Excessive Risk, and Executive Compensation: A Study of Financial Service Firms from 1995 to 2008», Sudhakar Balachandran, Hitesh Harnal, Bruce Kogut, Working Paper, Columbia Business School, Juli 2010».

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