Louis Vuitton kooperiert mit dem Billigmöbel-Hersteller Ikea, US-Rapper entstauben alte Turnschuh-Marken, und Cartier liebäugelt mit Punk Rock. Die Luxusbranche kann sich nur bewähren, wenn sie sich ad absurdum neu erfindet, schreibt Swetha Ramachandran auf finews.first.


In dieser Rubrik finews.first nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Es ist ein offenes Geheimnis, dass Kooperationen aller Art den Erfolg der Luxusbranche in den vergangenen Jahren regelrecht beflügelt haben, wobei der «Durst» der jüngeren Konsumenten nach Neuem zu unerwarteten Kombinationen geführt hat.

Das Unternehmen Moncler beispielsweise startete 2018 das Projekt «Genius», ein Kreativ- und Geschäftsmodell, bei dem bekannte Designer eigenständige Kollektionen kreieren, die die Identität der Marke interpretieren und monatlich auf den Markt kommen. Die neun bisher vorgestellten Kollektionen reichen von Streetwear über Haute Couture bis hin zu «Modebekleidung» für Hunde.

«Der internationale Getränkehersteller Diageo nutzte das Game-of-Thrones-Fieber»

Eine andere Zusammenarbeit, die in jüngster Zeit für einiges Aufsehen sorgte, war jene zwischen Virgil Abloh, dem hochgelobten künstlerischen Leiter und Designer von Louis Vuitton Menswear, und Ikea. Daraus entstand eine auf 15 Stück limitierte Kollektion von Alltagsobjekten, die vom Stuhl bis zur Wanduhr reichen, frech aufgepeppt und immer wieder überraschend, vor allem wie der Teppich in Form eines überdimensionierten Kassenzettels von Ikea, der bereits Kult-Charakter geniesst.

Der US-Rapper Travis Scott spannte mit Nike zusammen, um die kultige Air Jordan 1 zu reinterpretieren und dem Markenzeichen des Schuh- und Sportartikel-Herstellers, dem sogenannten Swoosh», zu neuen Ehren zu verhelfen. Nach dem Drop-Modell für Streetwear, bei dem die Ware in streng limitierter Auflage in den Verkauf kam, um die Nachfrage zu befeuern, kosten die Schuhe, die ursprünglich für 175 Dollar pro Paar verkauft wurden, auf einschlägigen Secondhand-Webseiten wie GOAT oder Stadium Goods nun schon ein Mehrfaches.

Der internationale Getränkehersteller Diageo nutzte das Game-of-Thrones-Fieber («GoT» für die Uneingeweihten) vor der achten und letzten Saison der Show im vergangenen Jahr und lancierte eine limitierte Kollektion des «White Walker» by Johnnie Walker Blend sowie die «Single Malt Scotch Whisky Collection», um auf der Erfolgswelle dieser US-Fantasy-Serie zu reiten.

«Der Winter ist da»

Der «White Walker» by Johnnie Walker, benannt nach den kultigen White-Walker-Figuren der Show, soll direkt aus der Tiefkühltruhe serviert werden – mit den klassischen Worten «Der Winter ist da». Darüber hinaus hat Diageo die GoT Single Malt Scotch Whisky-Kollektion mit acht schottischen Whiskys auf den Markt gebracht, die allesamt mit den Houses of Westeros gepaart sind.

Der italienische Sportwagen-Hersteller Ferrari wiederum kündigte im vergangenen Jahr fünf Modelle an, bei denen das Innovationstempo gegenüber der Vergangenheit deutlich erhöht wurde. So begann beispielsweise die Bewerbung der Sonderedition «Icona» Ende September, wobei jedes einzelne der insgesamt 499 Einheiten dieses Modells, das jemals noch produziert wird, bereit vorverkauft wurde.

«Die begüterte Millennials-Klientel fährt voll darauf ab»

Auch der Luxusgüter-Anbieter Cartier hat sich mit der Einführung der «Clash de Cartier Collection» von seiner konventionellen Eleganz und seinem Glamour verabschiedet. Umfasst doch diese neue Kollektion Halsketten, Armbänder und Ringe, die alle eine Mischung aus architektonischen Designelementen sowie Nieten, Perlen und Clous Carrés aufweisen, die an die Punk-Rock-Epoche erinnern. Die begüterte Millennials-Klientel fährt voll darauf ab.

Und mittlerweile hält das Thema Nachhaltigkeit auch in der Luxusbranche Einzug. In den USA kündigte The RealReal, eine Plattform für den Wiederverkauf von Luxusartikeln, eine Partnerschaft mit der britischen Textilwarenfirma Burberry an. Kunden, die sich entscheiden, ein Burberry-Produkt auf der Plattform von The RealReal zu veräussern, werden zu einer persönlichen Beratung bei Tee und Kaffee in eine Burberry-Filiale eingeladen. Das Angebot gilt übrigens noch bis Ende Januar 2020.


Swetha Ramachandran ist als Investmentmanagerin für den Schweizer Vermögensverwalter GAM tätig, wo sie auf den (Luxus-)Konsumgüterbereich spezialisiert ist. Sie verfügt über mehr als 17 Jahre Anlageerfahrung. Vor ihrem Eintritt bei GAM war sie bei Alliance Bernstein in London tätig. Davor arbeitete sie als Analystin bei der Credit Suisse in London und bei Vigeo (ESG-Ratingagentur) in Paris. Sie begann ihre Berufslaufbahn als Analystin für asiatische Aktien bei Goldman Sachs in Singapur. Swetha Ramachandran besitzt einen Magister in französischer Literatur der Université Paris-Sorbonne sowie einen BSc (Hons) in Wirtschaft der London School of Economics and Political Science.


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