Seit Anfang Jahr ist der Preis für die Unze Gold um 25 Prozent gestiegen. Der Anstieg ist vor allem auf die Käufe von ETFs zurückzuführen. Was heisst das?

Mit 1'380 Dollar je Unze erreichte der Goldpreis kürzlich einen Rekordstand. Allerdings liegt dieser Wert inflationsbereinigt noch immer etwa 30 Prozent unter dem Hoch vom Januar 1980.

Die Edelmetall-Experten der Fondsgesellschaft Fidelity gehen davon aus, dass der Preisanstieg durch eine erhöhte Nachfrage getrieben ist, da die Minenproduktion praktisch stagniert. Sie nahm zwischen 2005 und 2009 gerade einmal um 1 Prozent zu.

Nachfrage-Impulse

Die Nachfrage stieg indessen vor allem wegen der Zunahme von ETFs in entsprechenden Produkten. Das lässt sich auch historisch zurück verfolgen: Der Anteil der ETFs an der Gesamtnachfrage betrug im Jahr 2002 erst 0,1 Prozent, Ende 2009 betrug er bereits 17,8 Prozent.

In absoluten Zahlen lässt sich das noch eindrücklicher illustrieren: Im 2. Quartal 2010 betrug die Nachfrage der ETFs 291 Tonnen, was einer Zuname von 414 Prozent gegenüber dem 2. Quartal 2009 entspricht.  Dominierend auf der Nachfrageseite ist immer noch die Schmuckindustrie mit gut 50 Prozent. Auf die Industrie und Zahntechnik entfallen 10 Prozent.

Daraus ziehen die Fidelity-Auguren folgende Rückschlüsse:

  • In der Vergangenheit war Gold immer eine Absicherung gegen steigende Inflation und eine Abschwächung des Dollar. Beides waren Schlüsselfaktoren beim Anstieg des Goldpreises der letzten Jahre.
  • Paradoxerweise werden kurzfristig Deflation und das verlangsamte Wirtschaftswachstum, vor allem in den USA, als weitaus grösseres Risiko angesehen und trotzdem haben die Investoren den Goldpreis in die Höhe getrieben, weil sie negative Auswirkungen der Gegenmassnahmen der Zentralbanken befürchten.
  • Insbesondere die erwartete zweite Welle von Quantitative Easing (QE2) und die damit verbundenen Grosskäufe von US-Treasuries durch das Fed, welche das Risiko von Deflation und abgeschwächtem Wachstum eindämmen sollen, erhöht die Angst bezüglich steigender Inflation und schwachem Dollar, denn QE2 kann nur durch eine Erhöhung der Geldmenge finanziert werden.
  • Obwohl Inflation gegenwärtig noch nicht im Vordergrund steht, steigen die Inflationserwartungen, gemessen am Break Even (B/E) von 10-jährigen US Treasury Bills, an. Mitte Oktober 2010 war die B/E-Rate etwas über 2 Prozent und somit 50 Basispunkte über dem Stand von Ende August 2010.
  • Ähnlich wie einige Staatsobligationen profitiert Gold als «Sicherer Hafen», insbesondere wenn die Nachfrage wegen grosser allgemeiner Verunsicherung wächst. Weil die US-Staatsanleihen auf historischen Tiefständen sind, die Staatsschulden deutlich steigen und der Goldpreis immer noch einiges unter seinem inflationsbereinigten Allzeithoch steht, finden die Anleger Gold bezüglich Risiko-/Ertragsverhältnis attraktiver als Staatsobligationen.