Das Bankgeheimnis aus anderer Perspektive: Uruguays Wirtschafts- und Finanzminister Fernando Lorenzo im Interview mit finews.ch.

Herr Lorenzo, Uruguay gilt als die Schweiz Lateinamerikas. Richtig?

Fernando Lorenzo: Absolut. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen unseren Ländern: Die stabile Demokratie, solide Institutionen, fortschrittliche Bildungsstätten und ein Mehrparteien-System mit fakultativem Referendum.

Uruguay ist auch als Offshore-Finanzplatz bei Banken beliebt.

Genau. Allerdings hat uns die schlimme Krise von 2001 im benachbarten Argentinien arg zugesetzt. Rund die Hälfte der Guthaben flossen ab, und das Kreditgeschäft kam zum Erliegen.

Fernando_Lorenzo_5Was brachte den Finanzplatz wieder auf die Beine?

Wir haben die Schulden in längerfristige Verbindlichkeiten umgeschichtet und Liquidität in das System gepumpt. Infolgedessen haben wir die jüngste globale Finanzkrise vergleichsweise gut überstanden und versuchen nun, ausländische Banken anzuziehen. Die Schweiz ist unser grosses Vorbild.

Als Finanzplatz steht Uruguay wie die Schweiz unter einem enormen internationalen Druck. Wie gehen Sie damit um?

Den politischen Pressionen können wir uns als kleines Land nicht entziehen. Darum werden wir unsere Kapazitäten bei den Steuerbehörden ausbauen. Kürzlich haben wir auch ein Gesetz verabschiedet, dass bei Verdacht auf Steuerbetrug das Bankgeheimnis aufhebt. Insgesamt wollen wir dem Diskretionsschutz aber auch künftig einen sehr hohen Stellenwert einräumen.

Was bringt das Doppelbesteuerungs- abkommen mit der Schweiz?

Es regelt die steuerrechtlichen Modalitäten für Anleger in Uruguay. Das ist wichtig, weil wir uns als Investitionsland verstärkt profilieren wollen.

Was macht Uruguay attraktiv?

Wir verfügen über einen ausgebauten Agrarsektor, hervorragende Logistikkapazitäten und ein grosses Outsourcing-Know-how. Unsere Arbeitskräfte sind sehr gut ausgebildet. Es gibt praktisch keine Korruption, und die Infrastruktur ist auf hohem Niveau. Bis Ende Jahr wird unsere Wirtschaft um 8,5 Prozent wachsen. Wir sind zuversichtlich.


Fernando.Lorenzo.quadratfinews.ch führte das Interview mit Fernando Lorenzo auf Vermittlung der Schweizerischen Vereinigung unabhängiger Finanzberater in Genf.

(Bilder: Lightmotifs-Blatt-LDD)

 

 

 

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