Die Währungsturbulenzen und die fahrlässige US-Geldpolitik treiben das Edelmetall nach oben. Doch es gibt weitere Gründe für den steigenden Preis.

Der Goldpreis hat zum Wochenbeginn einen neuen Rekordstand erreicht und notierte erstmals über der Marke von 1‘400 Dollar die Unze. Unterstützung erhielt das gelbe Edelmetall dabei auch durch die Aussagen von Weltbankpräsident Robert Zoellick, der in einem Beitrag in der «Financial Times» die Rückkehr zu einem Bretton Woods II fordert.

Zur Erinnerung: Nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich die Siegermächte im US-Ferienort Bretton Woods, wo sie eine neue Weltfinanzordnung vereinbarten. Im Zentrum stand der Dollar, nach dem sich alle anderen Währungen zu richten hatten. Der Greenback wiederum war an den Goldpreis fixiert.

Fehlen jeglicher Referenz

Damit existierte ein indirekter Goldstandard, der 1971 durch US-Präsident Richard Nixon aufgehoben wurde. Seither bewegen sich die Währungen unabhängig von jeder Referenz.

Was sich lange Zeit mehr oder weniger bewährte, wird seit nun bald zehn Jahren immer mehr in Frage gestellt. Denn angesichts der ausufernden Finanzmärkte mit ihren hoch spekulativen Derivaten droht dem System ein Totalkollaps.

Schwieriges Unterfangen

Vor diesem Hintergrund ertönt nun immer prominenter der Ruf nach einem neuen Goldstandard. Allerdings müsste ein solches System extrem durchdacht sein, denn der Wert der Goldreserven aller Notenbanken dieser Welt beträgt gerade einmal 1‘300 Milliarden Dollar.

Demgegenüber belaufen sich die Vermögenswerte im Finanzsystem 61‘000 Milliarden Dollar. Vor diesem Hintergrund dürfte es selbst für Experten schwierig werden, eine annehmbare Relation hinzukriegen.

Weniger neue Vorkommen

Fest steht indessen, dass solange über einen Goldstandard debattiert wird, das Edelmetall im Preis steigt. Doch es gibt noch andere Gründe für eine anhaltende Hausse:

Seit knapp zehn Jahren werden immer weniger neue Vorkommen entdeckt, und der Goldgehalt nimmt ab. Versiegt sind mehr oder weniger auch die Goldverkäufe mancher Nationalbanken. Mittlerweile ist das Gegenteil der Fall; wo auch immer möglich, decken sich vor allem die Währungshüter der aufstrebenden Schwellenländer mit Gold ein.

Faktor ETF

Stimuliert wird die Nachfrage unter anderem durch die Schmuckproduktion in Indien, China oder in der arabischen Welt; neu kommt nun die Finanzindustrie hinzu, die auf Grund von bestimmten Finanzprodukten (ETFs), die eine physische Hinterlegung des Edelmetalls garantieren, sich mit Gold eindecken (müssen).

Interessant ist in diesem Zusammenhang überdies, dass trotz der ganzen Diskussion nur gerade 0,8 Prozent aller Finanzaktiven (physische Anlagen, Aktien, ETFs) auf der Welt in Gold investiert sind, während es vor dreissig Jahren noch 26 Prozent waren, wie einer Studie der Erste Group zu entnehmen ist. So besehen ist die Welt noch weit von einer markanten Gold-Allokation entfernt.

Und nach wie vor gilt, dass der aktuelle Golkdpreis inflationsbereinigut noch immer deutlich tiefer ist, als Anfang der achtziger Jahre. Allein unter diesem Gesichtspunkt kann das gelbe Edelmetall noch bis auf mehr als 1'800 Dollar die Unze steigen.