Politik ist ein Konkurrenzkampf – mit Schlagworten geführt, nicht mit Sachlichkeit, schreibt Banker und Ökonom Daniel Kohler zur Bonusdebatte.

Im Moment ist eine regelrechte Bonus-Hysterie ausgebrochen, nicht bei den Bankern, sondern vor allem bei den Politikern. Abgesehen von einigen notorischen Leserbriefschreibern nimmt die Mehrheit des Publikums das bedeutend gelassener als die Classe Politique. Vor allem unter linken und links tendierenden Politikern hingegen scheint selbstgefällige Entrüstung, um nicht zu sagen selbstgerechte Empörung, die Regel zu sein.

Das haben wir uns nun wirklich selbst eingebrockt. Es ist es ein grosser Fehler, wenn sich der Staat an einem Unternehmen beteiligt, egal wie dringend das Unternehmen zusätzliche Mittel benötigt. Selbst wenn der Staat es fertig bringen sollte, sich aus dem Tagesgeschäft herauszuhalten und nicht direkt in die Leitung des Unternehmens eingreift, so schafft er so doch eine Plattform, wo sich populistische Strömungen ungehindert und zum Leid des Unternehmens und der Gesamtwirtschaft entfalten können.

Differenzierte Diskussion nötig

Genau das ist jetzt passiert. Der Neid wird geschürt und die Volksseele aufgehetzt zum Wohle politischer Ziele. Unternehmerische Entscheide sind kompliziert und müssen differenziert diskutiert werden. Dazu ist die Politik einfach nicht im Stande. Politik ist ein Konkurrenzkampf der mit Schlagworten geführt wird und nicht eine sachliche Diskussion wie sie, hoffentlich, in einem Verwaltungsrat stattfindet. Es geht darum den Gegner zu schlagen, zu diskreditieren oder sogar zu diffamieren, nicht darum für eine Gesellschaft, oder die Gesellschaft schlechthin die beste Lösung zu finden.

Worum geht es überhaupt? Man muss als erstes verstehen, dass unter dem Dach der UBS zwei grundverschiedene Banken angesiedelt sind. Auf der einen Seite ist es die Investmentbank, die für Kunden Wertpapiere ausgibt, Produkte strukturiert und generell mit Wertpapieren und strukturierten Produkten handelt, zum Teil auf Rechnung der UBS selbst. Dieser Teil des Bankgeschäfts war für Jahrzehnte, zumindest dem Anschein nach, sehr profitabel. Da wurden die grossen Geschäfte gemacht und auch die fetten Boni bezahlt.

Im Investmentbanking wurden aber auch die grossen Verluste eingefahren und da sind sicher keine Boni berechtigt. Genaue Angaben fehlen zwar, aber ich bezweifle sehr, dass die UBS hier noch Boni zahlt. Es ist auch der Bereich in dem massiv Stellen gestrichen wurden. Man munkelt sogar davon, dass die UBS diesen Teil Ihres Geschäfts abstossen wolle.

Den Private Bankern Sorge tragen

Es gibt aber innerhalb der UBS auch noch eine zweite Bank, das sogenannte Private Banking. Hier werden die Vermögen von privaten- und institutionellen Kunden verwaltet. Dieser Teil des Bankgeschäfts hat zwar unter der allgemeinen Wirtschaftskrise auch gelitten, ist aber nach wie vor profitabel. Es ist höchstwahrscheinlich, dass ohne das Private Banking die UBS das gleiche Schicksal erlitten hätte wie andere reine Investment Banken, wie etwa. Lehman Brothers. Es ist vermutlich nicht übertrieben zu sagen, dass die UBS nur dank ihrer Private Banker überlebt hat.

Darf man diese Leute nun so verteufeln, wie es im politischen Sturm passiert, und soll man ihre zum Teil vertraglich zugesicherten Boni kurzerhand streichen wie es von gewissen Politikern verlangt wird? Der Verwaltungsrat der UBS und die Schweizerische Finanzmarkt-Aufsicht kamen klar zum Schluss, dass dem nicht so sei. Schliesslich haben Private Banker mindestens einen guten Teil zum Überleben der UBS bis heute beigetragen. Sie in den gleichen Topf wie die Investmentbanker zu werfen ist ungerecht und schlussendlich kontraproduktiv. Wenn nämlich die Private Banker das schlingernde UBS-Schiff verlassen so wird die UBS mit Sicherheit zum sinkenden Schiff und keine Staatsaktion wird sie mehr retten können.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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