Eine Insolvenz Irlands hält Thomas Steinemann, Chefstratege der Bank Vontobel, für unwahrscheinlich. Er rät, irische Bonds bis zum Verfall zu halten.

Das bereits durch Rezession und Bankenkrise schwer geprüfte Irland wurde seit Oktober erneut auf die Probe gestellt. Durch die staatliche Rekapitalisierung der Banken schnellte das Budgetdefizit auf 32 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hoch.

Thomas_Steinemann_2Der Vorschlag Deutschlands, private Gläubiger an Umschuldungen zu beteiligen, liess die CDS-Versicherungsprämie von Irland weiter ansteigen. Vor diesem Hintergrund erwartet Thomas Steinemann (Bild), dass den irischen Staatsobligationen ein holpriger Weg bevorsteht. Dennoch rät er, irische Obligationen bis zum Verfall zu halten.

Vorzeitige Neuwahlen

Mit Blick nach vorn erwartet der Chefstratege der Zürcher Bank Vontobel, dass das 4-Jahresbudget am 7. Dezember vom Parlament – mit Unterstützung der Opposition – verabschiedet wird. Allerdings sei davon auszugehen, dass auf Grund einiger notwendiger Nachwahlen die Koalition schon bald die Mehrheit verliert und es zu vorzeitigen Neuwahlen kommen werde.

Steinemann geht jedoch davon aus, dasss auch die neue Regierung – wahrscheinlich eine Koalition aus Fine Gael (Christdemokraten) und der Labour Party – am Konsolidierungskurs festhalten wird.

Schutzschirm beanspruchen

Er schreibt weiter: «Da sich die Renditeaufschläge in nächster Zeit nicht wesentlich beruhigen, gehen wir davon aus, dass die irische Regierung Hilfe vom Europäischen Schutzschirm (EFSF = European Financial Stability Facility) beanspruchen wird. Die ausstehenden Staatsobligationen von Irland machen derzeit 85 Milliarden Euro aus.»

Dies ist nur etwas mehr als 2 Prozent der Gesamtverschuldung der Euro-Zone Der europäische Schutzschirm hat einen Umfang von 750 Milliarden Euro. Der EFSF ist somit gut ausgestattet. Die Gesamtverschuldung der drei potentiellen Problemländer Irland, Portugal und Spanien macht rund 550 Milliarden Euro aus.

Konklusion für Anleger

Zu einem «default» und anschliessendem «haircut» der Schulden wird es gemäss Steinemanns Überzeugung nicht kommen. Dies käme nur für neu zu begebende Anleihen (nach Verabschiedung des neuen EU-Krisenmechanismus), aber nicht für alte in Frage.

Ausserdem rechnet er nicht damit, dass die möglichen Rating-Herabstufungen von Irland so gross ausfallen werden, dass das Investment Grade Rating gefährdet ist. Immerhin hat Irland bereits harte Budgetkonsolidierungsprogramme hinter sich und war auch in der Vergangenheit Musterknabe bei der Bewältigung grosser Budgetkonsolidierungen.

Auch aus politischen Gründen ist ein Ausfall der Anleihen unerwünscht. Die Politiker werden alle Anstrengungen unternehmen, um sich das Euro-Projekt nicht von einem weiteren kleinen Land verderben zu lassen.

Vieles schon eskomptiert

Vieles an schlechten Nachrichten dürfte in den stark gestiegenen irischen Zinsen eskomptiert sein, wie Steinemann weiter festhält. Die Europäische Zentralbank dürfte weiterhin als Käufer irischer Anleihen am Markt auftreten. Zudem zeichne sich ab, dass die irischen Pensionskassen auf Grund gesetzlicher Anpassungen mehr Staatsanleihen kaufen können.

Vor diesem Hintergrund erwartet die Bank Vontobel, dass die Zinsen für irische Anleihen in den kommenden Monaten zwar starken Schwankungen ausgesetzt sein werden. Dies dürfte vor allem dann der Fall sein, wenn die Rating Agenturen die Bonität irischer Anleihen reduzieren werden.

Steinemann empfiehlt jedoch bestehenden Investoren, welche die Wertschwankungen tragen können, an den Obligationen bis zum Verfallzeitpunkt festzuhalten.

 

 

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