Der hohe Grad an Innovation innerhalb der Schweizer KMU-Landschaft und die regen Aktivitäten in der Startup-Szene sind das ideale Umfeld, um an interessante, wachstumsstarke Unternehmen zu gelangen, schreibt Benjamin Böhner in seinem Beitrag für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen


Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfelds ist eine deutliche Umschichtung von Vermögenswerten hin zu riskanteren Anlagen und vor allem zu Privatmärkten zu beobachten. Die historisch höheren Renditen von Private Equity im Vergleich zum Aktienmarkt und die Höchststände an den Börsen erklären dieses Phänomen. Aber auch die rasant steigende Geldmenge und die negativen Realzinsen sind für viele Akteure Motivation genug, Realwerte wie Private Equity höher zu gewichten.

Tatsächlich finden sich Wachstumsperlen vor allem im Privatmarkt. Denn Investments in Innovation und in längerfristige Trends und Umwälzungen bieten grosse Chancen, um attraktive Renditen zu erzielen. Unternehmen, die konsequent auf einen Megatrend setzen, oder mit echter Innovation aufwarten, für die es auch einen Absatzmarkt gibt, erzielen zumeist über lange Zeiträume hinweg überproportional hohe Umsätze und Gewinne.

«Eine Besonderheit sind Growth-Equity-Fonds»

Diese sogenannten Growth Companies werden jedoch immer länger privat gehalten, bevor sie – wenn überhaupt – an die Börse gehen. Investoren, die konsequent auf Growth Companies setzen möchten, kommen an sogenannten Pure Plays mit fokussiertem Geschäftsmodell nicht vorbei. Das sind zumeist mittelständische, oftmals jüngere Unternehmen, die bereits eine Erfolgsgeschichte schreiben, wenn man sie an der Börse noch nicht findet.

Bei Privatmarktanlagen gilt es, zwischen verschiedenen Investmentstrategien zu unterscheiden. Eine Besonderheit sind Growth-Equity-Fonds, die sich in mehrerer Hinsicht von anderen Private-Equity-Strategien abheben.

«Dies sorgt für die bestmögliche Interessens-Kongruenz zwischen Investor und Management»

Während klassische Buyout Manager die bisherigen Eigentümer eines Unternehmens zunächst auskaufen (häufig unter signifikantem Einsatz von Fremdkapital), um die Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen, investieren Growth-Equity-Manager im Rahmen einer Kapitalerhöhung in das Unternehmen direkt, um Investitionen für weiteres Wachstum zu finanzieren.

Die bisherigen Eigentümer, die zumeist für den bisherigen Unternehmenserfolg verantwortlich zeichnen, bleiben üblicherweise investiert und lenken die Geschicke des Unternehmens weiter. Dies sorgt für die bestmögliche Interessens-Kongruenz zwischen Investor und Management, bedingt häufig aber auch, dass man als Anleger oder Anlegerin nicht die Mehrheit der Anteile hält, sondern mit einer signifikanten Minderheit investiert ist.

«Die erhöhte Visibilität reduziert das Risiko deutlich»

Anders wiederum als Venture-Capital-Funds investieren Growth Manager typischerweise erst zu einem Zeitpunkt, da der Grossteil des technologischen Risikos bereits überwunden, der Unternehmung die Markteinführung geglückt, und das Geschäftsmodell selbsttragend geworden ist. Mit dem aufgenommenen Kapital soll – aufbauend auf bereits erzielten Erfolgen und Stärken – das Wachstum zu einem Zeitpunkt weiter vorangetrieben werden, da die erzielbaren Skaleneffekte am grössten sind. Die erhöhte Visibilität im Vergleich zu einem sehr frühen Wagniskapital-Investment reduziert das Risiko deutlich.

Growth-Equity-Funds setzen zudem kaum Financial Leverage ein – ganz im Gegensatz zur klassischen Buyout-Strategie –, sondern investieren primär Eigenkapital. Seit 2013 ist der durchschnittliche Hebel (Nettoverschuldung/EBITDA) bei Leveraged Buyouts kontinuierlich gestiegen und hat mittlerweile die Höchstwerte von 2007 vor dem Ausbruch der globalen Finanzkrise (gemäss Daten von Stepstone) egalisiert.

«Kreditproblematiken sind im Buyout-Segment wieder hoch oben auf der Agenda»

Im aktuellen «European Private Equity Trend Report» von PwC gaben 84 Prozent der internationalen Investment-Manager zu Protokoll, mehr als 10 Prozent ihrer Portfolio-Firmen hätten Kreditauflagen nicht erfüllt. Im Vergleich: Im Jahr 2016 bestätigten noch 39 Prozent der Buyout-Funds, sie hielten keine Beteiligungen mit nicht erfüllten Kreditklauseln.

Kreditproblematiken sind im Buyout-Segment wieder hoch oben auf der Agenda; da ist die zusätzliche Flexibilität die ein Firmenportfolio mit stabilen Bilanzen, niedrigen Verschuldungsgraden und guter Liquidität bietet, klar vorteilhaft. Durch den Verzicht auf Leverage auf Deal-Ebene, wird die ohnehin gesunde finanzielle Situation der Firmen im Portfolio mit den getätigten Investitionen zusätzlich gestärkt.

«Das sind alles Branchen, in denen die Schweiz eine Führungsrolle innehat»

Diese Entwicklungen führen den Mehrwert einer Strategie wie Growth-Equity-Investments, die auf solide und wachsende KMU mit gesunden Finanzen fokussiert, deutlich vor Augen. Die DACH-Region – vor allem die Schweiz – ist dabei ein besonders interessantes Einzugsgebiet. So zeichnet der «Swiss Venture Capital Report» in seiner 9. Ausgabe ein deutliches Bild der Innovation.

Von den mehr als 2,1 Milliarden Franken in 304 Transaktionen aus dem Jahr 2020, die in dem Bericht beschrieben sind, entfielen 39 Prozent auf die Biotechnologie, gefolgt von 24 Prozent für IT und Kommunikation, 10 Prozent für Fintech, 7,8 Prozent für Cleantech und jeweils 7,6 Prozent für Startups in der Medizinaltechnik sowie für Digital-Health-Lösungen.

Alles Branchen, in denen die Schweiz eine Führungsrolle innehat. Der «Swiss Venture Capital Report» unterstreicht, weshalb die Schweiz nunmehr zum zehnten Mal in Folge auf dem ersten Platz des globalen Innovationsindex’ rangiert.

«Die Unternehmensauswahl muss sehr selektiv erfolgen»

Während ein Growth-Equity-Fonds kein klassisches Wagniskapital zu Verfügung stellt, sind die Aktivitäten und Trends der Startup-Szene dennoch von Bedeutung: Sind es doch nicht zuletzt die jungen, innovativen Unternehmen, die schon bald weiteres Wachstumskapital benötigen werden.

Der hohe Grad an Innovation innerhalb der KMU-Landschaft und die regen Aktivitäten in der Startup-Szene insbesondere in der Schweiz sind das ideale Umfeld, um an interessante, wachstumsstarke Unternehmen zu gelangen. Die Unternehmensauswahl muss aber sehr selektiv erfolgen. Dem Growth-Equity-Manager kommt dabei – neben der Erfahrung – sein jahrelang aufgebautes und gepflegtes Netzwerk zugute.


Benjamin Böhner ist Business Development bei Bellevue Private Markets.


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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.33%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.45%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.66%
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