Kaspar Grob, der Gründer der Zürcher Helvetic Trust, macht Langfrist-Prognosen. Er empfiehlt Schwellenländer, Rohstoffe und US-Technologiewerte.

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Herr Grob, jetzt ist die Zeit der Prognosen für 2011. Sie machen aber gleich einen Ausblick auf mehrere Jahre hinaus. Warum das?

Wir betreiben seit zehn Jahren Trend-Investing. Als Grundlage dazu dient uns der MSCI-World-Index. Mit unserer Software registrieren wir die Geldflüsse im Markt und erkennen so selbst kleinste Kursveränderungen. Daraus leiten wir langfristige Trends ab, die zwischen 7 und 15 Jahren dauern. Etwa 80 Prozent unserer Performance erzielen wir mit der Über- und Untergewichtung einzelner Branchen und Ländern, 20 Prozent resultieren aus der Titelwahl.

Mit welchem Erfolg?

In den letzten neun Jahren haben wir den MSCI-World-Index stets geschlagen. Unsere Anlagestrategie beruht auf einem systematischen Prozess, der unabhängig ist von unserer Tagesform oder Einzelpersonen.

Wie definieren Sie einen Trend?

Trends beruhen auf dem Verhalten der Marktteilnehmer. Sie sind logisch und nachweisbar. Mit Hilfe unserer Software erkennen wir sie einfach etwas schneller.


«Jährlich kommen 150 Millionen Konsumenten hinzu»

Was sind die Trends bis 2012?

Die Emerging-Markets bleiben ein Thema, insbesondere Brasilien, Hongkong, Teile von China, die Türkei sowie die Länder, die von steigenden Rohstoffpreisen profitieren, also Australien, Kanada und Brasilien. Analog dazu erwarten wir währungsseitig einen starken kanadischen und australischen Dollar sowie einen steigenden brasilianischen Real.

Wie geht es mit dem US-Dollar weiter?

Solange der amerikanische Häusermarkt am Boden liegt, kann sich der US-Dollar nicht erholen.

Die Emerging-Markets sind als Anlagethema nicht bahnbrechend neu.

Stimmt. Aber viele Leute im Westen haben noch nicht realisiert, wie stark sich das weltwirtschaftliche Epizentrum nach Osten verschiebt. In den nächsten paar Jahren werden in dieser Weltregion pro Jahr bis zu 150 Millionen Menschen ein Jahreseinkommen von 6‘000 bis 7‘000 Dollar erreichen. Sie werden damit eine neue Konsumentenschicht darstellen, die für viele Unternehmen enorme Perspektiven eröffnet.


«Interessant sind Nestlé, Richemont und Swatch»

Wie können hiesige Anleger davon profitieren?

Interessant sind westliche Unternehmen, die jene Güter herstellen, welche Asien benötigt oder konsumiert. Dazu gehören aus Schweizer Sicht beispielsweise Nestlé, Richemont und Swatch sowie darüber hinaus BASF, Siemens und diverse Automobilzulieferer. Ein starkes Augenmerk sollte man auch der US-Wachstumsbörse Nasdaq schenken.

Warum?

Der Westen wird sich in Zukunft vor allem mit Innovationen behaupten können, denn alles andere produziert Asien auch selber. Umso mehr sind jene Firmen im Vorteil, die neue Technologien erfolgreich lancieren. Ein ETF auf den Nasdaq ist ein gutes Anlagevehikel für eine breite Abdeckung der US-Technologiewerte.


«Zürich und Genf gelten als Hot-Spots»

Angesichts der geldpolitischen Unsicherheiten flüchten immer mehr Anleger in Realwerte wie Immobilien – auch in der Schweiz. Droht uns da die nächste Blase?

Das glaube ich nicht. Die Zuwanderung, vor allem von qualifizierten Arbeitskräften und vermögenden Privatpersonen aus dem Ausland, stützt die Immobiliennachfrage. Obendrein gelten Zürich und Genf heute als «Hot-Spots» in Europa.

Was heisst das?

So wie es früher trendy war, eine Wohnung in New York oder London zu haben, wollen nun viele wohlhabende Leute etwas am Zürich- oder Genfersee besitzen. In London werden wir immer von Kunden gefragt, ob wir ihnen eine hübsche Wohnung in Zürich finden können. Für reiche Leute ist die Schweiz äusserst attraktiv und erst noch günstig – in New York bewegen sich die Immobilienpreise bereits wieder auf dem Niveau von vor der Finanzkrise.


«Gold befinden sich auf einem Peak»

Neben Immobilien zählt derzeit Gold zu den beliebtesten Investments. Auch hier fragen sich viele Anleger, wie lange der Preis noch steigt.

Mit unserer Trendanalyse haben wir Gold bereits vor sieben Jahren empfohlen, als die Unze noch 400 Dollar kostete. Jetzt sind wir bei knapp 1‘400 Dollar. Von unserer Einschätzung her befindet sich Gold nun auf einem Peak, könnte sich aber durchaus zwei Jahre auf diesem Niveau halten. Doch eine Prognose ist extrem schwierig geworden.

Warum gerade jetzt?

Gold hat eine andere Bedeutung erhalten, seit die staatliche Überschuldung in verschiedenen Ländern unaufhaltsam wächst. Vor diesem Hintergrund wird Gold nicht länger nur aus Diversifikationsüberlegungen gekauft. Viele Investoren haben das Vertrauen in die gängigen Währungen verloren. Darum kaufen sie Gold, und darum steigt der Preis. Gold hat heute Währungscharakter. Solange das globale Finanzsystem aber instabil bleibt, ist mit dem Gold alles möglich. Da stösst selbst die Trendanalyse an ihre Grenzen.


«Kunden bringen bis zu 150 Millionen Franken»

An wen richten Sie sich mit dem Trend-Investing?

Zu unserer Kundschaft zählen Unternehmer, CEOs von grösseren Firmen, vermögende Privatkunden, Family Offices. Wir betreuen Depots zwischen einer halben Million und 150 Millionen Franken. Das gesamte, von uns verwaltete Vermögen entspricht in etwa demjenigen einer kleineren Privatbank. Genaue Zahlen nennen wir jedoch nicht.


«Wir haben einen Fonds, der unsere Strategie nachbildet»
Ich kann aber bestätigen, dass unsere Assets under Management in den letzten Jahren durchschnittlich um gut 30 Prozent pro Jahr zugelegt haben.


Können auch Anleger von Ihrer Trendstrategie profitieren?

Ja, seit Anfang Juli haben wir im Fürstentum Liechtenstein einen eigenen Fonds lanciert, der unsere Investment-Philosophie nachbildet. Bisher hat der «Alpha Trend Dynamic Fund» den MSCI-World-Index um 6,5 Prozent übertroffen.


Kaspar_Grob_3Kaspar Grob ist Verwaltungsratspräsident und Delegierter der Helvetic Trust AG. Er bringt mehr als 25 Jahre Erfahrung im Finanzwesen und im Industriesektor mit. Nach seiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung sammelte er Erfahrungen im Portfolio Management. Er war mitverantwortlich für den Aufbau der Verkaufsabteilung eines in Fernost ansässigen Finanzinstituts.

Später leitete er die Niederlassung eines international tätigen Anlageberaters auf dem Platz Zürich und zeichnete vor der Gründung der Helvetic Trust als geschäftsführender Direktor der ZT Zürich Trust verantwortlich.

Helvetic Trust wurde 2001 in Zürich von Kaspar Grob gegründet und befindet sich heute vollständig in den Händen der 14 aktiven Partner. Neben dem Hauptsitz in Zürich ist das Unternehmen mit Niederlassungen in Bern und Lausanne vertreten sowie mit einem Büro in London.

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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