«Es dürfte zu einer Segmentierung kommen»: Markus Angst, Head External Asset Managers bei Clariden Leu, über Branchenentwicklungen und ihre Folgen für unabhängige Vermögensverwalter.

Markus_Angst_120_qHerr Angst, der Finanzplatz Schweiz ist im Wandel. Dieses Jahr werden diverse Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Ländern abgeschlossen. Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie da für die Schweiz und ihre Banken?

Markus Angst: Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie die einzelnen Zusatzabkommen konkret ausgestaltet werden. Knackpunkte werden dabei etwa die Regularisierung der Vergangenheit sein oder die Frage, wie hoch die Abgeltungssteuer sein wird. Und natürlich werden auch Themen wie Amtshilfe und der gegenseitige Marktzutritt für Finanzinstitute gelöst werden müssen. Meiner Meinung nach sollte das Ziel dieser Verhandlungen eine Win-Win-Situation für alle Parteien sein. Wenn dies erreicht wird, bin ich zuversichtlich, dass dies eine positive Wirkung auf den Finanzplatz Schweiz haben kann.

Bei Clariden Leu betreuen Sie die externen Vermögensverwalter. Welche Konsequenzen werden die Doppelbesteuerungsabkommen für diese Berufsgruppe haben?

Vor allem kleinere Firmen in der Vermögensverwaltung werden sich Gedanken machen, ob sie die höheren regulatorischen Anforderungen noch selber meistern wollen, oder aber ob sie sich nicht mit einer Kooperation oder einer Neuausrichtung in eine stärkere Struktur begeben sollten.


«Ein kleiner Vermögensverwalter wird kaum mehr in der Lage sein, Kunden aus den verschiedensten Ländern korrekt zu betreuen»


Klar ist für mich: Wegen der Cross-Border-Anforderungen wird ein kleiner Vermögensverwalter kaum mehr in der Lage sein, Kunden aus den verschiedensten Ländern korrekt zu betreuen. Über kurz oder lang rechne ich daher damit, dass es bei den selbständigen Vermögensverwaltern zu einer Art Segmentierung kommen wird. Externe Asset Manager mit einer einheitlichen Kundenstruktur, beispielsweise vor allem deutschen Kunden, werden es künftig leichter haben, die jeweiligen regulatorischen Anforderungen professionell zu erfüllen.

Droht ein grosses EAM-Sterben in der Schweiz?

Nein, das glaube ich nicht. Im Gegenteil: Ich gehe davon aus, dass die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter weiter Auftrieb haben wird, auch im Vergleich zum ganzen Finanzplatz. Dies dank individueller, massgeschneiderter und eng an den Kundenbedürfnissen erbrachter Dienstleistungen. Auf der anderen Seite rechne ich aber auch damit, dass sich die reine Anzahl der Gesellschaften reduziert. Wir werden einen Trend zu grösseren Firmenstrukturen sehen.

Welche Rolle können grössere Banken – zum Beispiel Ihre Bank Clariden Leu – in diesem Prozess spielen?

Prinzipiell sitzen alle Schweizer Finanzdienstleister im selben Boot und sollten sich gegenseitig unterstützen. Wir von Clariden Leu haben traditionell einen guten Draht zur Berufsgruppe der externen Asset Manager und wollen diese Firmen im Veränderungsprozess unterstützen. Diesbezüglich verweise ich gerne auf unsere zwei Booklets zum Thema «Weiterentwicklung und Ablösung». Das eine trägt den Titel «Ein Leitfaden für unabhängige Vermögensverwalter» und das andere «Fallstudien aus der Praxis».

Wo können sich Externe Asset Manager informieren?

Einerseits haben wir unsere Publikationen auf unserer Internet-Plattform aufgeschaltet. Dort findet man auch eine Datenbank, in der sich EAMs eintragen und über eine Suchmaske verlinken können. Diese Datenbank bietet unabhängigen Vermögensverwaltern die Möglichkeit, sich nach Standort, Kundenfokus oder Geschäftsmodell zu vernetzen.

 

 

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