Die vergangenen Monate und Jahre waren von der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine geprägt. Dies verdeutlicht, wie sehr unser aller Leben mittlerweile verflochten sind, und in welch unsicherem Umfeld sich die Gesellschaft heute bewegt, wie Camille Vial in ihrem Essay für finews.first schreibt.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Systemische Herausforderungen gibt es mittlerweile viele. Eine davon sind die Gefahren des Klimawandels. Dieser dürften in den kommenden Jahren dramatische sozioökonomische Folgen zeitigen. Früher nur eine abstrakte Bedrohung, sorgt der Klimawandel inzwischen für extreme Wetterveränderungen und Temperaturrekorde. Längst ist offensichtlich, wie sehr es koordinierter Massnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bedarf.

Bestimmte Branchen wie Energie, Industrie und Verkehr sind als Hauptverursacher klar benannt. Andere Branchen stehen weniger im Blickpunkt, müssen aber ebenfalls einen Beitrag leisten, wenn ein globaler Wandel und eine kohlenstoffarme Wirtschaft erreicht werden sollen. So ist die globale Modeindustrie für etwa 8 bis 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und fast 20 Prozent des Schmutzwassers verantwortlich.

«Bis 2030 müssen die in der EU auf den Markt gebrachten Textilerzeugnisse langlebig und recycelbar sein»

In einem Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) aus dem Jahr 2021 wird Mode samt Lieferkette als weltweit drittgrösster Umweltverschmutzer (nach der Nahrungsmittel- und der Bauindustrie) angeführt. Allerdings haben sich zuletzt neben freiwilligen Initiativen auch politische und regulatorische Entscheidungsträger zusammengetan, um in der Modeindustrie nachhaltige Praktiken und bewussten Konsum zu fördern.

So hat die EU-Kommission im März 2022 eine «Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien» mit dem Ziel verabschiedet, ein einheitliches Rahmenwerk für den Wandel des Textilsektors zu schaffen. Demnach müssen bis 2030 die in der EU auf den Markt gebrachten Textilerzeugnisse langlebig und recycelbar sein, zu einem grossen Teil aus recycelten Fasern bestehen und unter Beachtung sozialer Rechte und des Umweltschutzes hergestellt werden.

«Der Erfolg solcher Modelle speist sich aus der Nachfrage durch die Generation Z und die Millennials»

Allein schon aus Gründen der Nachhaltigkeit ist ein Umdenken also unvermeidlich, was die Geschäftsmodelle der Modebranche betrifft. Ein solches Umdenken bietet dem Sektor aber auch ein einmaliges Potenzial. Kreislaufwirtschaftliche Geschäftsmodelle, bei denen der Umsatz von Produktionsmenge und Ressourcenverbrauch entkoppelt wird, bewirken beträchtliche Umwelteinsparungen und sorgen dennoch für Einnahmen in Milliardenhöhe.

Der Erfolg solcher Modelle speist sich auch aus der Nachfrage durch die Generation Z und die Millennials, gerade solche in einem städtischen Umfeld.

Laut WEF lassen sich allein durch die Umstellung der Produktion auf erneuerbare Energieträger die Emissionen um 45 Prozent senken. Schliesslich sind die Emissionen bei der Textil- und Bekleidungsherstellung in erster Linie auf den hohen Anteil fossiler Energieträger (etwa Braun- und Steinkohle sowie Gas und Öl) im Energiemix der Produktionsländer zurückzuführen.

Dies widerspiegelt die Verflechtung der Sektoren und verdeutlicht, dass für einen erfolgreichen Wandel in der Modebranche eine branchenübergreifende Zusammenarbeit und Koordinierung durch regulatorische und staatliche Stellen erforderlich ist.

Investoren spielen bei dieser Zusammenarbeit eine zentrale Rolle – gerade wenn sie sich zusammenschliessen, um die Kapitalströme zur Finanzierung des Übergangs zu einer nachhaltigeren und CO2-armen Wirtschaft umzulenken.

Dank der Einbindung in Beteiligungsgesellschaften ermöglicht Private Equity nämlich einen konkreten und messbaren Einfluss auf die Realwirtschaft.

«Private-Equity-Modelle ermöglichen eine mittel- bis langfristige Einbindung der Investoren»

So verfolgen einige Asset Manager einen auf nachhaltiges Kapitalwachstum ausgerichteten Investmentansatz und unterstützen zum Beispiel die Entwicklung wegweisender Lifestyle-Unternehmen, von digitalen und technologischen Pionieren bis hin zu den vielversprechendsten globalen Marken unter Berücksichtigung von Ethik und Governance sowie des verantwortungsvollen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen.

Die starke Nachfrage nach entsprechenden Investmentprodukten zeigt, dass der Markt Unternehmen der Realwirtschaft unterstützen möchte, die sowohl durch nachhaltige interne Praktiken als auch durch entsprechende Produkte und Dienstleistungen einen messbaren Beitrag leisten können.

Private-Equity-Modelle ermöglichen eine mittel- bis langfristige Einbindung der Investoren. Die Finanzierung und Begleitung disruptiver Geschäftsmodelle, die auf die Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Generationen eingehen, sorgen nicht nur für finanzielle Erträge, sondern darüber hinaus für eine wirklich nachhaltige Entwicklung.


Camille Vial ist geschäftsführende Gesellschafterin und CEO der Genfer Privatbank Mirabaud.


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