Mit harscher Kritik fuhr am Wochenende der Gouverneur der Bank of England gegen die Banker auf. Er wirft ihnen vor, aus der Krise rein gar nichts gelernt zu haben.

Mervyn_King_qDiese Schärfe hatte man von ihm nicht unbedingt erwartet. In einem Interview mit der britischen Tageszeitung «Daily Telegraph» ging Mervyn King (Bild) am Wochenende besonders hart mit den Bankoberen ins Gericht.

So warf er ihnen vor, aus der Finanzkrise überhaupt keine Lehren gezogen zu haben, sondern wie eh und je bloss auf kurzfristige Gewinne ausgerichtet zu sein. Schlimmer noch: Für viele Banker sei es nach wie vor völlig in Ordnung, Gewinne aus leichtgläubigen, teilweise ahnungslosen Kunden zu generieren.

Auf die Dauer selbstzerstörerisch

Von langfristigen Kundenbeziehungen hingegen, die manch ein Institut gerne propagiere, sei weit und breit nichts zu sehen. Die Banken gingen bereits wieder überhöhte Risiken ein, gerade weil sie nach wie vor überzeugt seien, der Staat respektive der Steuerzahler werde sie nötigenfalls retten.

Diese implizite Staatsgarantie für Banken hat laut King jedoch keinen Platz in einer freien Marktwirtschaft. «Das ist auf die Dauer selbstzerstörerisch», sagte Mervyn King weiter. Grossbritannien könne sich kein internationales Finanzzentrum leisten, das vom Steuerzahler abhängig sei.

Nur Bonuszahlungen im Sinn

Sorgen bereitet dem Gouverneur auch, dass nur wenige Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise die Jagd nach Renditen wieder an der Tagesordnung sei und sich alles um möglichst hohe Bonuszahlen drehe. Aus den jüngsten Erfahrungen hätten die Banker kaum Lehren gezogen, sondern wähnten sich in einer neuen Normalität.

Dabei seien viele Probleme noch gar nicht gelöst, und die Ungleichgewichte hätten wieder zugenommen, so Mervyn King. Seine Aussagen haben beim britischen Bankenverband bereits für einige Verärgerung gesorgt, und seit dieser Woche versuchen diverse Banker, in dieser Debatte Gegensteuer zu geben.

Diskussion auch in der Schweiz?

Die gleiche Diskussion liesse sich auch in der Schweiz führen…
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