Wann soll ich in die Märkte einsteigen? In Zeiten herber Kursverluste steige naturgemäss das Interesse an kurzfristigen Prognosen, schreibt Marcus Hüttinger in seinem Beitrag auf finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Die Hoffnung auf eine zeitnahe Kehrtwende der US-Zentralbank bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik hat zunächst zu einer starken Erholung an den Aktienmärkten im Verlauf des Sommers geführt. Doch eine weiterhin hohe Konsumgüter-Inflation, verbunden mit noch höheren Preissteigerungen bei industriellen Vorerwerbspreisen, liess die Währungshüter an ihrem eingeschlagenen Weg festhalten.

Die Zuversicht der Börsianer wich einer erneuten Ernüchterung. Aktienindizes erreichten neue Jahrestiefpunkte. Aufgrund der hohen Volatilität und der signifikanten Kursverluste fragen sich nun viele Marktteilnehmer: Wann ist der Boden erreicht? Wann soll ich in die Märkte einsteigen?

«Wir haben nicht die leiseste Ahnung»

In Zeiten herber Kursverluste steigt naturgemäss das Interesse an kurzfristigen Marktprognosen. Zu verlockend scheint die Aussicht, den Tiefpunkt für Neuengagements exakt bemessen und nutzen zu können. Doch meine Antwort erfolgt im Stil des Grossinvestors Warren Buffett: «Wir haben nicht die leiseste Ahnung.»

Gerade in volatilen Marktphasen sollten sich Anlegerinnen und Anleger auf zwei Kernstärken fokussieren: die tiefgehende Fundamentanalyse und – mit Bedacht und Weitblick – eine antizyklische Kapitalallokation. So gut wie keine Rolle spielen dagegen technische Indikatoren, Sentiment- und Positionierungsumfragen, Kapitalströme, Absicherungsvolumina und kurzfristige Trading-Aspekte.

«Die kurzfristige Börsenentwicklung kann niemand seriös vorhersehen»

Vielmehr sollten Investorinnen und Investoren auf die behutsame Auswahl von langfristigen Gewinnerunternehmen setzen. Liquidität wird strategisch vorgehalten, um sie in Phasen grosser Marktverwerfungen einzusetzen.

Die kurzfristige Börsenentwicklung kann niemand seriös vorhersehen. Schon Buffetts Lehrmeister Benjamin Graham wusste: «In the short run, the market is a voting machine, but in the long run, it is a weighing machine.» (Deutsch: «Kurzfristig ist der Markt eine Wahlmaschine, aber langfristig ist er eine Waage.»)

«Der Einstiegszeitpunkt war für die Renditeoptimierung historisch betrachtet nie entscheidend»

Entscheidend für das erfolgreiche Investieren ist die langfristige Entwicklung eines Geschäftsmodells. Im Zentrum dieser Fragestellung steht die Fähigkeit zur Generierung von hohen freien Cashflows und ihre Verwendung im Zeitablauf der kommenden Jahre. Um eine Investitionsentscheidung dieser Art treffen zu können, stehen Margen und Rentabilitäten im Vordergrund, nicht Fragen nach dem kurzfristig perfekten Timing.

Der Einstiegszeitpunkt, noch dazu in einer Krise, war für die Renditeoptimierung historisch betrachtet nie wirklich entscheidend – zumindest nicht für Anleger, die nicht kurzfristig spekulieren, sondern langfristig investieren wollten.


Marcus Hüttinger stiess im Januar 2020 zur Investitionsgesellschaft Gané in leitender Funktion und als geschäftsführender Gesellschafter der Gané Advisory sowie als Vorstand der Firma Gané-Investment mit Teilgesellschaftsvermögen. Zuvor war er bei Goldman Sachs sowie bei Morgan Stanley tätig gewesen.


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