Statt mit Big Tech zu kooperieren, können Banken und Neobanken auch Software von Drittanbietern nutzen. So kämen sie ebenfalls zu den Funktionalitäten für weiteres Wachstum, findet Serge Beck in seinem Essay für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.

Tech-Giganten wie Apple, Amazon oder Google haben in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte bei der Bereitstellung digitaler Finanzdienstleistungen gemacht. So hat zum Beispiel der chinesische Alibaba-Konzern KMU-Kredite im Umfang von umgerechnet 63 Milliarden Dollar vergeben. Zum Vergleich: Diese Summe entspricht etwa einem Drittel des Volumens der Chinese Commercial Bank (CCB). Was also können Banken und Neobanken von Big Tech lernen?

Zunächst einmal fällt auf, dass grosse Technologiefirmen ihren Kundinnen und Kunden viele kostenlose Annehmlichkeiten bieten, was im Grossen und Ganzen darauf abzielt, die Akquisitionskosten der Millionen von Nutzern zu senken. Je mehr Nutzer es folglich gibt, desto besser sind die Daten, die das Unternehmen erhält.

«Technologiefirmen bringen ihre Produkte nicht einfach nur zum Spass heraus»

Insofern sind Finanzprodukte für Big Tech nicht das Endziel, sondern bloss ein Schritt auf dem Weg, die Kundenbindung laufend zu erhöhen. Entsprechend sind Technologieunternehmen in erster Linie kundenorientiert. Laut der Beratungsfirma Deloitte haben viele Menschen auch eine viel stärkere emotionale Bindung zu Apple und Google als zu traditionellen Bankinstituten.

Allerdings ist auch gut zu wissen, dass Technologieunternehmen ihre Produkte nicht einfach nur zum Spass herausbringen. Natürlich mussten alle von ihnen auch Misserfolge hinnehmen, erinnert sei hier nur an die viel gepriesenen «Google Glasses». Big Tech hat jedoch die Fähigkeit, aus seinen Fehlern zu lernen und konzentriert sich dabei vor allem auf die weitere Erforschung der Konsumentenbedürfnisse.

Natürlich ist es für Neobanken höchst anspruchsvoll, dauernd innovative und kundenorientierte Produkte und Lösungen auf den Markt zu bringen. Big-Tech-Unternehmen haben es da etwas einfacher, da sie ihre Data Science nutzen können, indem sie mit Hilfe ihrer Datenbanken ihre Kundinnen und Kunden besser analysieren können. Doch letztlich ist dies auch für kleinere Unternehmen möglich, sofern sie ihre Kundendaten im Griff haben.

«Ein gutes Beispiel dafür ist die Partnerschaft zwischen Alibaba und Kabbage»

Tatsächlich gibt es viele Beispiele, wie Big-Tech-Unternehmen mit Banken und Neobanken zusammenarbeiten können, um Finanzdienstleistungen anzubieten. Ein sehr gutes Beispiel ist die Partnerschaft zwischen Alibaba und Kabbage, die in ihren Ursprüngen darauf beruhte, Kredite für kleine Unternehmen auf der Alibaba-Plattform anzubieten. Alibaba und Kabbage entwickelten ein Finanzierungsprogramm für kleine Unternehmen, das es ihnen ermöglicht, bis zu 150’000 Dollar in Form eines Kredits zu erhalten.

Interessant auch: Kabbage hatte als Fintech-Unternehmen grundsätzlich keine Möglichkeit, Kredite zu vergeben, und musste mit jemand anderem zusammenarbeiten, um die Kundinnen und Kunden von Alibaba zu beliefern. Also ging die Firma eine Partnerschaft mit der Celtic Bank ein. Mit Hilfe von Big Data, maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz konnte Kabbage viel schneller als eine traditionelle Bank feststellen, ob ein Unternehmen für einen Kredit in Frage kommt.

«Für Banken kann diese Art von Partnerschaft Risiken bergen»

Insofern sind Partnerschaften mit Big-Tech-Unternehmen ein relativ sicherer Weg, um eine grössere Reichweite zu erzielen. So hat etwa J.P. Morgan Chase damit begonnen, Karten für Amazons Prime-Mitglieder auszugeben, von denen es mehr als 100 Millionen gibt. Natürlich kann diese Art von Partnerschaft für Finanzinstitute auch Risiken bergen.

Denn grosse Technologieunternehmen expandieren oftmals sehr stark und werden selber zu Konkurrenten der Banken. Aus diesem Grund gehen die meisten Banken nur dann eine Partnerschaft mit Big Tech ein, wenn sie dadurch direkten Zugang zu einem grossen Kundenstamm erhalten.

Oder anders formuliert: Intelligente Banken und Neobanken verlassen sich nicht auf Big Tech, um innovative Funktionen zu erhalten und das Kundenverhalten zu analysieren. Stattdessen greifen sie auf Lösungen von Drittanbietern zurück, die darauf spezialisiert sind.

«Schauen Sie sich an, was erfolgreichere Konkurrenten anbieten»

So können Sie mit Hilfe von SaaS- oder BaaS-Software (Banking as a Service) von Drittanbietern ihr Angebot ausbauen. Ausserdem ist es sinnvoll, zunächst die bestehenden Kunden zu analysieren. So schauen sie sich auch an, was erfolgreichere Konkurrenten anbieten, und stellen bald einmal fest, ob das Gleiche auch für Sie funktionieren könnte. Sobald sie das getan haben, können Sie mit Lösungen von Drittanbietern wie @fa und SCA, passwortlose Logins, Blockchain-Technologie und -Sicherheit, Biometrie, Datenspeicherung, maschinelles Lernen und viele andere Lösungen bekommen, an die wir normalerweise eher denken, wenn wir Big Tech hören.

Es gibt viele Dinge, die Banken und Neobanken von Big Tech und ihrer Partnerschaft lernen können. Angefangen bei der Art und Weise, wie man Kunden behandelt, und wie man einen kundenorientierten Service gestaltet. Allerdings können Banken und Neobanken, anstatt mit Big Tech zu kooperieren, Software von Drittanbietern beziehen. So schaffen sie sich ebenalls die Voraussetzungen für weiteres Wachstum.


Serge Beck ist Unternehmer, Risikokapitalgeber, IT-Spezialist und Blockchain-Botschafter. Er hat über zehn Jahre Erfahrung an der Wall Street und mehr als zehn Jahre an Erfahrung als Risikokapitalgeber. Er ist CEO und Gründer von Optherium, einem Fintech-Unternehmen, das Blockchain-Lösungen entwickelt. Zu Beginn seiner Karriere war er für die Entwicklung technologischer Infrastruktur bei Finanzinstituten wie Bear Stearns, Republic National Bank, HSBC Bank und Merrill Lynch verantwortlich.


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