Der sofortige Rücktritt von Hans Nützi an der Spitze der fusionierten Privatbanken der Credit Suisse kommt eigentlich doch unerwartet.

Hans_Nuetzi_qLange schon war es ein offenes Geheimnis, dass es bei der Bank Clariden Leu rumorte. Rückläufige Kundengelder, ein massiver personeller Aderlass und Handelsverluste in Asien belasteten das Unternehmen. Gleichzeitig gelang es der Führung kaum, Ruhe und Zuversicht in die Bank zu bringen.

Dabei schien vor allem die Leadership des CEOs zunehmend ein Problem zu sein. So war es nicht erstaunlich, dass zunehmend das Gerücht kolportiert wurde, die Tage von Hans Nützi (Bild) seien gezählt.

Plötzliche Kehrtwende

Dann aber kam es zu einer unerwarteten Kehrtwende: Mit der Publikation des durchzogenen und eher enttäuschend Jahresergebnisses 2010 vor einigen Wochen hiess es plötzlich, im zweiten Halbjahr 2010 habe Clariden Leu die Trendwende geschafft, und die Bank sei wieder auf dem Weg nach oben.

Die Bank selber liess verlauten, dass im 2. Halbjahr 2010 beim Nettoneugeld die Trendwende geschafft wurde. Neben Zuflüssen im Asset-Management-Geschäft hätten offenbar «alle Wachstumsregionen Neugeld beisteuern können – darunter vor allem der Nahe Osten, Indien, Asien und Lateinamerika».

Wachstum im Schweizer Markt

Gleichzeitig betonten die Clariden-Leu-Vertreter, eine ganze Reihe von hervorragenden Personen aus der Finanzbranche angestellt zu haben. Und last but not least verkündete die Bank auch, an allen Standorten in der Schweiz mit Schweizer Kunden gewachsen zu sein.

Wörtlich: Im Schweizer Heimmarkt wurde 2010 in jedem Quartal an jedem Standort ein Wachstum erzielt.

Und Hans Nützi liess sich mit den Worten vernehmen: «Die positive Ertrags- und Wachstumsdynamik von Clariden Leu im 2. Halbjahr zeigt, dass die Strategie der Privatbank mit hoher Anlagekompetenz zu greifen beginnt.»

Integration abgeschlossen

Dennoch hat Hans Nützi nun das Handtuch geworfen. Fest steht: Allein die Tatsache, dass die Fusion der fünf früheren Institute per Ende 2010 abgeschlossen wurde, dürfte nicht der wahre Grund für seinen Abgang sein – so wie das offiziell verlautbart wird.

Vielmehr deutet einiges darauf hin, dass die Geduld der Muttergesellschaft Credit Suisse abgelaufen war und man nach der Publikation des Jahresergebnisses 2010 reinen Tisch machen wollte oder, anders gesagt, einen Generationswechsel einleiten wollte.

Vieles noch im Unklaren

Das ist nun geschehen. Damit beginnt ein neues Kapitel für die gebeutelte Bank Clariden Leu; wobei die Zukunft dieses Instituts erst in den nächsten Wochen und Monaten sich offenbaren wird. Vieles ist noch im Unklaren.

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