Der Genfer Privatbankier rechnet mit einem Stellenabbau von 10 Prozent auf dem Finanzplatz Genf. Fürs Bankgeheimnis sieht er nicht schwarz.

Wenn die Schweiz die Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug aufgebe, halbiere sich die Wertschöpfung des Finanzplatzes von heute 12 Prozent auf vielleicht 6 bis 7 Prozent des BIP, sagte Ivan Pictet, Präsident der Stiftung Finanzplatz Genf, in einem Gespräch mit «Le Temps». Die Auswirkungen wären enorm. So hätten die 140 ausländischen Institute im Raum Genf keine Zukunft mehr.  Nicht als Folge der Angriffe auf den Finanzplatz, sondern aus konjunkturellen Gründen rechnet Ivan Pictet auf dem Finanzplatz Genf mit einem Abbau von rund 1900 Stellen.

Kein Ende des Modells

Das amerikanische Ultimatum sei eine Verletzung des Rechtsstaats Schweiz. Aber diese Episode bedeute weder das Ende des Bankgeheimnisses, noch des Modells der Schweizer Banken, versicherte Pictet. Doch seien die Auswirkungen nachhaltig und deshalb schwerwiegend. Die Gegner des Finanzplatzes erhielten so wieder Auftrieb.

Die UBS habe allerdings gravierende Fehler gemacht, wie sie ja auch eingestanden habe. Wer wie die UBS in den USA eine grosse Nummer im Investmentbanking sein wolle, dürfe im Private Banking mit heiklen grenzüberschreitenden Transfers keinerlei Risiken eingehen. Ob Peter Kurer und Marcel Rohner zurücktreten sollen, wollte Pictet nicht direkt beantworten. Das Sagen hätten die Aktionäre. Aber Pictet versteckt seine Meinung nicht: Wenn erwiesen sei, was der Bank nun angelastet wird, und sich herausstelle, dass die interne Kontrolle ungenügend war, müsse die Führung die Konsequenzen ziehen. Das seien die Regeln in jedem Unternehmen.

Vor schwierigen Verhandlungen

Der Druck aufs Bankgeheimnis durch die G-20 sieht Pictet als eine Bedrohung. Er erklärt die Offensive gegen die Schweiz auch mit den phänomenalen Summen, die Regierungen in ihr Finanzsystem pumpten. Da liege eine Erhöhung der Steuereinnahmen nahe. Die Schweizer stehe hier vor schwierigen Verhandlungen. Den Kursrückgang der Privatbankaktien in den letzten Wochen stellt Pictet nicht in Zusammenhang mit der Diskussion ums Bankgeheimnis. Der Finanzplatz Schweiz gründe keineswegs nur auf dem Bankgeheimnis. Der Steueraspekte spiele für viele Kunden keine grosse Rolle. Zudem sei es nicht Sache des Bankiers dafür zu sorgen, dass der Kunde seinen Steuerpflichten nachkommt.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.98%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
pixel