Was bringt das Bankgeheimnis in Franken und Rappen? Offenbar weniger als oft erwartet: Dies ergab eine Studie aus dem Jahr 2005.

Welchen Wert hat das Bankgeheimnis? Was bringt es der Schweizer Volkswirtschaft? Der gestrige Beitrag führte auch unter den finews.ch-Lesern zu Diskussionen, zumal die Frage politisch recht aufgeladen ist. Dabei verwies der eremitiere Professor Hans Geiger auch auf eine neutrale Studie: Sie stammt von drei Forschern der Universitäten Lausanne und Zürich, publiziert wurde sie 2005; einen direkten Zugriff erhalten Sie hier.

Dabei gingen Alexandre Ziegler, Michel Habib und François-Xavier Delaloye die Frage tatsächlich auf sehr unkonventionelle Weise an: Sie achteten auf die Börsenkurse. Genauer: Sie nahmen die Aktien von UBS und Credit Suisse, Julius Bär und Vontobel und prüften, wie sehr die Kurse auf Nachrichten übers Bankgeheimnis reagierten.

Die Hypothese: Je wichtiger und wertvoller das Bankgeheimnis, desto stärker reagieren die Aktienkurse auf positive oder negative Nachrichten in der Sache.

Vorübergehend passiert etwas

Die Forscher nahmen den Zeitraum zwischen 1998 und 2003, als das Bankgeheimnis in den Bilateralen Verhandlungen II regelmässig zur Debatte stand; dann wählten sie 34 Ereignisse, die für das Bankgeheimnis relevant waren, und untersuchten, ob die Aktienkurse deswegen ausschlugen.

Ein solches Ereignis geschah zum Beispiel im März 2003: Damals verwarf der EU-Ministerrat einen Vertrag mit der Schweiz, der das Bankgeheimnis garantieren würde. Und tatsächlich rauschten die Kurse von Bär und Vontobel vorübergehend in den Keller. Auf der anderen Seite führte das Zinsabkommen mit der EU, einmal unter Dach und Fach, zu keinen spürbaren Reaktionen der Bankaktien.

Bankgeheimnis = 12,6 Prozent von Vontobel

Insgesamt zeigte sich, dass die Grossbanken-Aktien sehr beschränkt auf die Bankgeheimnis-Diskussionen reagierten. Mit anderen Worten: Der Markt erwartet, dass das Bankgeheimnis nur eine geringe Bedeutung für UBS und Credit Suisse hat. Die Aktien von Bär und Vontobel reagierten schon volatiler auf das Schicksal des Bankgeheimnisses – und so kamen die Autoren zum Schluss: «Das Bankgeheimnis hat einen Wert, zumindest für die Privatbanken.»

Konkret: Ziegler, Habib und Delaloye rechneten 8,3 Prozent der Marktkapitalisierung von Julius Bär und 12,6 des Werts von Vontobel dem «Faktor Bankgeheimnis» zu. Allerdings kamen sie auch zum Ergebnis, dass über den ganzen Zeitraum hinweg betrachtet kein Zusammenhang nachweisbar ist zwischen den Börsenkursen und den ganzen Bankgeheimnis-Verhandlungen mit der EU; ein Resultat, das die drei Autoren selber als überraschend bezeichnen.

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