Die Zahl der offenen Stellen in der Schweizer Finanzbranche stagniert. Vor allem die UBS und die Auslandbanken suchen seit drei Monaten deutlich weniger Personal.

Dies geht aus dem neusten Finews-JobDirectory-Index hervor. Er wird vierteljährlich mit Daten des Internet-Portals JobDirectory.ch veröffentlicht.

Seit einiger Zeit macht sich das Personal in der Finanzwelt auf härtere Bedingungen gefasst. In vielen Unternehmen rechnet man damit, dass Entlassungen anstehen.

Das Schweizer Private Banking leidet unter dem hohen Franken sowie einer zurückhaltenden Stimmung bei den Anlegern, und die unbefriedigenden Erträge in vielen Bereichen des Investmentbanking sorgen international bereits für erste Entlassungswellen.

Der Finews-JobDiretory-Index bestätigt die Befürchtungen: Die Luft wird dünner auf dem Arbeitsmarkt für Finanzleute (vgl. Grafik 1).

Grafik_1

Auf den Webseiten von 1'400 Banken, Versicherungen und anderen Finanzfirmen sind aktuell 4'352 Stellen ausgeschrieben. Damit hat der Finanzsektor derzeit 7,6 Prozent mehr offene Positionen als vor Jahresfrist.

Die Banken allerdings hatten zur Jahresmitte 1'766 Stellen ausgeschrieben – 1,5 Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Damals waren 1'792 Stellen offen. Demgegenüber suchen die Versicherungen weiterhin mehr Personal. Bot die Assekuranz inklusive Krankenkassen Ende Juni 2010 total 1'074 offene Jobs, waren es Ende Juni 2011 sogar 1'253 (+16,7 Prozent).

Die Zahl der offenen Stellen bei den übrigen Finanzfirmen (Wirtschaftsprüfung, IT, Beratung, etc.) stieg von 1'179 auf 1'333 (+13,1 Prozent).

Das Stellenangebot der Banken liegt inzwischen klar unter dem Höchststand vom Sommer 2010. Die Versicherungen sowie die übrigen Finanzfirmen dürften bis Ende Jahr ähnliche Rückgänge verzeichnen.

Abbau bei UBS – Aufbau bei Credit Suisse

Am meisten offene Stellen im Finanzsektor bot per Ende Juni 2011 die UBS mit 487 Jobs an, gefolgt von der Credit Suisse, wo es 378 waren. Bei allen anderen Banken waren 901 Stellen ausgeschrieben. Damit stellen UBS und Credit Suisse weiterhin jede zweite offene Stelle im Bankensektor (vgl. Grafik 2).

Grafik_2

Allerdings ist die Nachfrage bei der UBS seit drei Monaten deutlich rückläufig. Sie sank um 18,3 Prozent im 2. Quartal, was einer klaren Einstellungsbremse entspricht. Die Credit Suisse

hingegen verzeichnete im selben Zeitraum noch ein Plus von 23,5 Prozent. Damit geht die Entwicklung bei den beiden Schweizer Grossbanken erstmals diametral auseinander.

Bei allen anderen Banken stieg die Zahl der offenen Stellen in den ersten sechs Monaten von 801 auf 901 an, was einem Zuwachs von 12,5 Prozent entspricht. Im 2. Halbjahr 2010 war noch ein deutlicher Rückgang verzeichnen worden. Die übrigen Banken scheinen sich dem Strukturwandel in der Branche rascher angepasst zu haben und suchen jetzt punktuell Personal (vgl. Grafik 2).

Insgesamt stabile Bankenlandschaft

Im Gegensatz zur Situation bei der UBS und Credit Suisse ist das Angebot an offenen Stellen bei den einzelnen Bankengruppen recht stabil geblieben. Alle vier grossen Bankengruppen haben je ungefähr 200 Jobs ausgeschrieben.

Am meisten offene Stellen melden die Raiffeisen- und Regionalbanken mit 233. Das sind 9,3 Prozent mehr als im Juni 2010. Bei den Privatbanken sind es 221 oder 7,8 Prozent mehr, während die Kantonalbanken 196 Stellen ausgeschrieben haben, was 4,8 Prozent mehr ist als vor Jahresfrist (vgl. Grafik 3).

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Abwärtstrend bei den Auslandbanken

Die beschleunigte Konsolidierung im Schweizer Bankwesen macht sich vor allem bei den Auslandbanken bemerkbar. Als einzige Bankengruppe verzeichnet sie einen anhaltenden

Abwärtstrend. Derzeit suchen die Auslandbanken Personal für 200 Jobs. Im Juni 2010 betrug die Zahl der ausgeschriebenen Stellen noch 213.

Hier äussert sich der Strukturwandel in der Branche: Finanzhäuser, die es nicht schaffen, ein Geschäftsmodell aufzubauen, das ohne das bisherige Bankgeheimnis auskommt, verlieren ihre Existenzberechtigung.

Finanzbranche: Konsolidierung im 2. Quartal 2011

Betrachtet man lediglich die Zahlen für das 2. Quartal 2011, ist die Konsolidierung klar erkennbar, wobei sie sich vorerst auf einem relativ hohen Niveau abspielt. (vgl. Grafik 1). Sowohl die Versicherungen als auch die Banken haben bis zur Jahresmitte aber viel von ihrer früheren Dynamik im Stellenmarkt verloren.

Angesichts der Frankenstärke, den rückläufigen Margen und des weltweit gedrosselten Wirtschaftswachstum dürfte sich dieser Trend bis zum Jahresende fortsetzen. Verschiedene Banken sind schon daran, ihren Personalbestand zu reduzieren. Diese Entwicklung wird sich vor allem nach der Publikation der Semesterergebnisse ab Ende Juli 2011 akzentuieren.

Detaillierte Informationen zu einzelnen Finanzinstituten, Berufen oder Regionen sind auf Anfrage lieferbar.


 Der Finanzjob-Index

Buerostuhl_qDer Finews-JobDirectory-Index zeigt die Entwicklung aller online ausgeschriebenen Stellen in der Finanzbranche der Schweiz und Liechtenstein. Dafür werden die Angebote von 1'400 Arbeitgebern ausgewertet. Der Index wird alle drei Monate vom Schweizer Finanzportal finews.ch mit Daten des Portals JobDirectory.ch der Fenom AG veröffentlicht.

Nächste Publikation: 10. Oktober 2011.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
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    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.36%
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    9.63%
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