Alex Hoffmann, der Doyen der Schweizer Privatbankenszene, über die Zäsur im Schweizer Private Banking, die künftigen Anforderungen an die Kundenberater und die Chancen auf dem Schweizer Finanzplatz, noch Geld zu verdienen.

Alex.HoffmannHerr Hoffmann, erleben wir eine Zäsur im Schweizer Private Banking?

Bestimmt. Früher war das Geschäft stark von der Existenz des Bankgeheimnisses geprägt. Das war absolut normal, denn die meisten Reichen auf dieser Welt besassen tatsächlich ein Konto in der Schweiz. Das war wie ein Automatismus, von dem die Schweizer Banken profitiert haben. Ob es dabei um Schwarzgeld ging, hat niemanden interessiert. Es war ja nicht Aufgabe der Banken, Steuereintreiber für andere Länder zu spielen.

Was hat sich geändert?

Der Umgang mit versteuerten und unversteuerten Geldern. Wer früher in ein Land auf Kundenbesuch ging, hat auf derselben Geschäftsreise deklarierte und undeklarierte Kunden besucht. Heute ist das nicht mehr möglich. Darum müssen die Schweizer Banken ihr Marketing von Grund auf erneuern. Es wird schwieriger, Kunden zu finden.

Womit sollen die Banken noch Geld verdienen?

Mit deklariertem Geld natürlich, selbst wenn das manche Akteure noch nicht wahrhaben wollen. Daran führt kein Weg mehr vorbei, selbst wenn die Margen möglicherweise sinken werden.

Was hat das für Konsequenzen?

Viele Institute werden ihre Kostenstrukturen massiv herunterfahren. Sie müssen effizienter, schlanker und agiler werden. Folge dessen werden auch die Bankangestellten deutlich weniger verdienen – wobei sehr gute Leute auch künftig fürstlich honoriert sein werden.

War das früher anders?

Sicher. Die Private Banker hielten sich für etwas Besonderes. Dabei war ihr Know-how oftmals recht bescheiden. Trotzdem verdienten sie viel. Heute liegt die Latte wesentlich höher.

Können die Schweizer Banken neue Geschäftsfelder erschliessen?

Grundsätzlich kann man auch im Bankwesen das Rad nicht neu erfinden. Vielmehr sollten die Banken ihre Geschäftsmodelle adaptieren. Sie müssen den Dialog mit den Kunden konstant aufrecht erhalten und ihnen passende Dienstleistungen anbieten. Weiter werden sich die meisten Häuser auf einzelne Kundengruppen spezialisieren müssen und jene Geschäftsbeziehungen abbrechen, die nicht in ihren Raster fallen. Tendenziell werden die Schweizer Banken eher weniger, dafür aber grössere Kunden aus dem Ausland haben. Kleinere Kunden lohnen sich auch aus regulatorischen Überlegungen immer weniger.

Sind Schweizer Banken besser als andere?

Die Schweizer Banken befinden sich heute auf dem gleichen «Level Playing Field» wie andere Institute. Vergessen geht dabei aber, dass die Schweizer Finanzinstitute eine wesentlich längere Tradition kennen und damit ein Know-how mitbringen, das andere nicht haben. Kunden können hierzulande in fast allen Währungen handeln, die Abwicklung wird höchsten Ansprüchen gerecht, das Personal ist gut ausgebildet, und das Bankwesen funktioniert zuverlässig.

Setzen sich die Behörden und Politiker genügend für den Schweizer Finanzplatz ein?

Das grosse Problem besteht darin, dass vieles unklar ist. Mal da eine Andeutung einer Bundesrätin, dort die Aussagen eines Behördenvertreters. Jüngstes Beispiel ist die Frage, ob es für das Ausland künftig doch möglich wird, bei Verdacht auf Steuerhinterziehung Pauschalanfragen, also Fishing Expeditions, durchzuführen. Wir wissen es schlicht nicht. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Die Schweizer sollten mehr auf ihre Hinterfüsse stehen. Das Musterschülergehabe in der Welt bringt auf die Dauer gar nichts.


Der 72-jährige Alex Hoffmann zählt zu den Doyens der Schweizer Privatbankenszene. Der gebürtige Basler ist seit langem mit der Westschweiz verbunden, wo er noch heute als Gründungspartner und Chairman von Dynapartners Wealth Management in Genf amtet. Insgesamt blickt er auf eine mehr als 40-jährige Karriere im Finanzsektor zurück, die nach seinem Studium in Genf und Neuenburg, 1967 bei der First National Citibank.

Im Jahr 1973 wechselte er zur Clariden Bank, die er in den folgenden gut dreissig Jahren massgeblich prägte, ab 1986 als CEO und ab 1999 bis 2006 als Chairman (Verwaltungsratspräsident). Im Jahr 2007 gründete er die Hoffmann & Partners Wealth Management Ltd., die später zur Dynapartners Wealth Management mutierte.

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