Amit_Lodha_FidelityRückblickend wirken Anlageentscheide oft klar und einfach, doch in der Praxis zählen viele Aspekte, erklärt Amit Lodha, Fondsmanager von Fidelity International.

Von Amit Lodha, Fondsmanager des Global Real Asset Securities Fund von Fidelity

Kurzfristig ist eine durch Geldentwertung verursachte Inflation zu erwarten. Hinzukommen könnte ein dramatischer Anstieg des Ölpreises in Folge von Unruhen im Nahen Osten, die in grossen erdölexportierenden Ländern wie Saudi-Arabien oder Iran aufflammen könnten. Dies würde zweifelsohne zu einer Rezession/Stagflation der Weltwirtschaft führen.

Ebenfalls zu erwarten ist eine beschleunigte wirtschaftliche Erholung auf der Grundlage einer Stabilisierung und schliesslich Verbesserung der Situation am US-Immobilienmarkt und einer neuen Innovationswelle in den Bereichen Technologie, Gesundheit und alternative Energien.

Noch nicht eingepreist

Dies wäre das erfreulichste Ergebnis, das allgemein (noch) nicht erwartet wird und daher heute nicht an den Märkten eingepreist ist.

Die beiden Szenarien schliessen sich gegenseitig nicht aus. Sie können nacheinander eintreten, indem zunächst die Inflation weltweit ansteigt, bevor wir als Ergebnis einen positiven Innovationszyklus erleben.

Neuer Innovationszyklus?

Es ist wichtig, die wahrscheinlichen Auswirkungen auf die Anlageentscheidungen kontinuierlich zu beurteilen. Für die Anleger ist zudem der Zeithorizont entscheidend. Kurzfristig wird der Rohstoffboom interessant sein, auch wenn diesem nun langsam die Luft ausgeht.

Die Gefahr ist gross, dass viele Anleger in dieser Phase des Rohstoffzyklus Geld verlieren, weil sie den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg verpassen (man erinnere sich an die Technologieblase von 1999-2001).

Je länger jedoch der Zeithorizont, desto höher die Wahrscheinlichkeit eines Innovationszyklus. Im heutigen Kontext bin ich überzeugt, dass hohe Rohstoffpreise als Katalysator für neue Innovationen dienen können – zum einen aus der Notwendigkeit heraus, die steigenden Kosten einzudämmen, zum anderen infolge neuer Technologien, die sich auf Grund des neuen Preisparadigmas erstmalig als wirtschaftlich tragfähig erweisen.

Innovation «Made in China»

Innovation wird sich auch aus dem Übergang der chinesischen Wirtschaft von einem investitionsorientierten hin zu einem eher konsum-/dienstleistungsorientierten Modell entwickeln. Die politischen Entscheidungsträger in China treiben diesen Wandel weiter voran, insbesondere mit Blick auf die demografischen Herausforderungen, denen das Land in den nächsten 15 Jahren begegnen muss.

Vor diesem Hintergrund geht es bei der Bewertung von Unternehmen um weitaus mehr als um die Fähigkeit, höhere Preise durchzusetzen. Es geht auch um die Stärke der Marke und die Fähigkeit, eine Marktführerschaft bei preiswerten Fertigungskapazitäten zu demonstrieren.

Im Technologiesektor liegt die Preisgestaltungsmacht beispielsweise in den Händen derjenigen Unternehmen, die Innovationen vorantreiben und die Preise senken können, da so neue Lösungen erschwinglich werden und sich der potentielle Zielmarkt erweitert. Der Anstieg der Zahl der erteilten Patente gibt bereits erste Hinweise auf dieses Potential.

Schneller Anstieg der Patentanmeldungen als Indikator für Innovationen

Patente

Quelle: World Intellectual Property Organization (04.04.2011)

Positive Überraschung?

In Zeiten erheblicher Besorgnis über die makroökonomischen und geopolitischen Aussichten mag dies wie eine übertrieben optimistische Sicht der Zukunft wirken.

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass auch in der Vergangenheit Phasen innovativen Fortschritts stets aus vergleichbar düsteren Rahmenbedingungen erwachsen sind.

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